Montag, 17. Januar 2011

Sub-4-Projekt steht auf der Kippe

Was kann ich Neues von meinem Lauftraining berichten? Leider nichts wirklich Gutes.
Ich laufe viel im Moment, diese Woche waren es 69 Wochenkilometer, letzte Woche waren es 70.

Gestern bin ich 30,2 km gelaufen.

Es war der ideale Lauftag - das Wetter ein absoluter Traum, idealer ging es gar nicht, es war 8° warm, die Sonne schien, am blauen Himmel war kein einziges Wölkchen zu sehen und es war windstill. Noch dazu habe ich eine neue, einigermassen flache Strecke gefunden, die durch einen (einigermassen flachen) wunderschönen Allgäuer Wald geführt hat, den ich noch nicht kannte..... alles perfekt.... eigentlich.

Aber trotzdem - ab Kilometer 17 ging es los.
Ich habe es gehasst, so richtig. Ich wollte nicht mehr so weit laufen, mein Kopf hat dichtgemacht, ich hatte Zweifel an allem und vor allem an MIR, ich war mir sicher, dass ich das doch eh nie im Leben schaffe, und ich hatte schlicht und einfach null Spass an der Sache, es war nur noch eine Qual.
Die letzten 10 Kilometer war ich so elend drauf, dass ich abwechselnd heulen wollte und Wutanfälle hatte. So sollte sich das aber nicht abspielen, oder?

So langsam werden diese langen Läufe ECHT zum Riesenproblem für mich, und ich kapiere das nicht, ich habe sie früher immer so gerne gemacht! Die langen Läufe waren etwas ganz Besonderes, auf das ich mich gefreut habe, natürlich waren sie auch anstrengend, das sind sie immer, aber ich war stolz auf mich, dass ich das kann, ich hatte meine ganz eigene Freude daran..... und jetzt will ich es einfach nur noch sein lassen.

Ganz ehrlich, ich überlege mir gerade, das ganze Sub-4-Projekt hinzuschmeissen. Es sollte eigentlich Spass machen, und das macht es mir gerade nicht mehr. Und irgendwie habe ich die (nicht unbegründete!) Befürchtung, dass ich mich weiter durch den Plan quäle, und dann springt am Tag X wahrscheinlich so etwas wie eine 4:05 raus, also nicht einmal eine neue Bestzeit, und dann wäre ich wirklich unendlich frustriert.

Noch dazu setzt sich gerade die Überzeugung in mir fest, dass ich schlicht und einfach nicht die nötige Grundschnelligkeit habe, die es für eine Sub-4 im Marathon braucht.

Die Welt dreht sich mit Sicherheit genauso weiter, auch wenn irgendsoein rennender Hase aus dem Allgäu keine Marathonzeit von unter 4 Stunden vorweisen kann...... ja, so grübele ich gerade vor mich hin.

24 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ja kerstin horch in dich hinein ,dann machst du das richtige ,finde so toll.was ihr macht,leg dich hin augen zu und überlegen ,dann kommst du auf den richtigen zweig
gruß margarete

Hase hat gesagt…

Danke Margarete! Ich sehe das wie du - im Grunde sollte ich nichts tun, was ich nicht im tiefsten Innern wirklich will. Und um herauszufinden, ob ich wirklich so weitertrainieren will wie bisher, muss ich wirklich mal ganz tief in mich hineinhören, dann werde ich es wissen.

Anonym hat gesagt…

Du solltest dich davon lösen, deine mittel- und langfristigen Ziele von Tagesstimmungen abhängig zu machen. Mal läuft so ein 30er von alleine und mal muss man sich vom ersten Kilometer an quälen. Unterm Strich bist du den 30er gelaufen und das zählt.

Je mehr man sich seinem persönlichen Leistungslimit nährt, um so größer ist natürlich auch die Gefahr, dass das am Tag X schief geht. Aber das ist ja nicht nur im Sport so!

Mein Eindruck ist, dass du dich ganz gut an den Plan hältst und ihn auch erfüllen kannst. Also spricht doch nichts dagegen, es auch zu versuchen.

Martin hat gesagt…

Diese Phase kenne ich! Ging mir genauso. Warum weiß ich heute auch nicht mehr, aber mit der Zeit verlor sich wieder dieser Frust. Vielleicht zeigt der Köper uns wirklich mal wenn er die Schnauze voll hat, wenn er mal nicht mehr so will wie er "müsste".
Was dann den Ausschalg gab, dass die Laune wieder kam, weiß ich nicht mehr, aber diese meise Zeit dauerte noch bis vor ein paar Wochen. Und es waren eben genau diese langen Läufe die ich nicht mehr wollte.
Also hör auf deinen Körper, er wird dir schon wieder zwigen wann er wieder will.
PS: Pläne beachte ich im Moment gar nicht mehr und es tut mir gut.

Anonym hat gesagt…

Ach, lieber Hase, da muss man dir doch ein wenig unter die Arme greifen.

Meine Meinung und mein Rezept:

Laufen sollte Spaß und Freude bereiten, Stress,Ärger und Konsorten kann man überall wo anders haben.

Wenn es zum Zwang wird, und das ist es bei dir sicherlich im Moment, da du nach Plan trainierst, deine Bestzeit verbessern möchtest, dann würde ich auch die Lust verlieren.

Darum laufe ich schon immer, so wie ich gerade Lust habe, nie nach Plan, aber das ist ja bekannt, sondern so, wie es mir gerade ist, für mich - ich betone für mich - das beste Rezept, Jahrzehnte lang mit Freude zu laufen.

Und ganz nebenbei hat man auch Lust lange Läufe ohne Stress hinter sich zu bringen - und - man höre und staune - man kann locker seine eigene Bestzeit in den Schatten stellen.

Das Angenehme dabei, ich habe mich stets in meiner Leistung unterschätzt, war immer besser, als ich glaubte sein zu können - ohne Stress - ohne Plan - ohne Druck - nur laufen.......................

Manu hat gesagt…

Was nordläufer schrieb, ist sehr wahr: "Du solltest dich davon lösen, deine mittel- und langfristigen Ziele von Tagesstimmungen abhängig zu machen. Mal läuft so ein 30er von alleine und mal muss man sich vom ersten Kilometer an quälen. Unterm Strich bist du den 30er gelaufen und das zählt." Dem kann ich mich nur anschließen.
Wie Du weißt, habe ich die langen Läufe nie geliebt - merkwürdigerweise konnte ich sie mir vor meinem erfolgreichen sub 4 Versuch ganz gut schönreden. Es gab mehrere recht euphorische lange Läufe, einen ganz miesen und die anderen relativ unspektakulär mit Tendenz zu "man hat sich gequält".
Am Ende zählt nicht der einzelne gute oder schlechte Lauf, sei er nun lang und langsam oder Testwettkampf, sondern das Gesamtpaket. Vielleicht würde es helfen, alle Deine Läufe in der Vorbereitungszeit zu "benoten" mit Smileys z.B. - und zum Schluss mal schauen, wie der Schnitt ist. Solltest Du statt Smileys nur noch "Heulis" sehen, wäre es wahrscheinlich wirklich an der Zeit, den Plan zu überdenken. Glaube ich aber nicht.
Ich denke, es ist auch Angst vor der eigenen Courage. Ich kenne das. Ich habe mich innerlich auch so sehr unter Druck gesetzt, im Nachhinein danke ich den Thronen und Mächten, dass sie ein Einsehen hatten und mir diese blöde sub 4 gegönnt haben. Das wäre ja sonst ein Heulen und Zähneknirschen gewesen ohne Ende :-)
Es gibt keinen Weg aus dem Dilemma, wenn Du die sub 4 wirklich willst. Dann läufst Du den nächsten Marathon doch irgendwie mit dem Ziel - der einzige Unterschied ist nur, dass Du es nicht öffentlich machst. Oder Du löst Dich vorerst von dem Zeitdruck, indem Du einen bergigen Landschaftsmarathon läufst, bei dem die Zeit eh sekundär ist.
Ich würde sagen, stell Dich der Herausforderung!
Ich habe in Duisburg, als ich nach 37 Kilometern nur noch ein heulendes Elend war und nicht wusste, ob ich die Zeit packe, an die Worte eines anderen Läufers gedacht: Man muss nochmal so weit und so schnell laufen, um diese gleiche Chance nochmal zu haben.
Das gilt genauso für die Vorbereitung: Du musst nochmal so viel, so gut und so motiviert trainieren wie jetzt, um die gleichen Voraussetzungen zu schaffen.
Denk mal drüber nach!
Gruß von
Manu

Hase hat gesagt…

Ach, ihr Lieben, ich danke euch. Es tut so gut, eure Aufmnterungen und durchaus realistischen Worte zu lesen!

@ Nordläufer, du schreibst ganz richtig, "du solltest dich davon lösen, deine mittel- und langfristigen Ziele von Tagesstimmungen abhängig zu machen" - das macht Sinn, und ich sehe das ja eigentlich ganz genauso. Nur ist es so, dass man mittlerweile wirklich nicht mehr von einer Tagesform sprechen kann, sondern von einer ganz eindeutigen Tendenz, finde ich.

@ Martin, ach echt, du kennst diese Extrem-Durchhänger auch? Das ist beruhigend zu wissen!

@ Ultraistgut, ja, ich kenne deine Lauf-Philosophie natürlich und bewundere sie..... und du schüttelst lange Läufe ja auch mal eben so aus dem Ärmel, aber gut, dafür bist du ja auch Ultraläuferin! ;-)
Bei mir ist es aber wirklich so, dass ich bisweilen zwar gerne einfach frei Schnauze laufe, dann aber auch richtig grossen Spass am Befolgen eines Planes habe, der mich zwar fordert, aber eben nicht überfordert. Das ist auch nach wie vor so, nur die Langen, die machen mir gerade graue Haare. Und das, obwohl ich die doch immer gemocht habe. Ich kann nur hoffen, dass diese Liebe wiederkommt!

@ Manu, ach, ich habe so gehofft, dass du auch was sagst - bist du doch in Sachen Sub-4 nach wie vor mein grosses Vorbild! Vielen Dank für dein "Plaudern aus dem Sub-4-Vorbereitungs-Nähkästchen" ;-), das hilft mir total viel weiter, was du da schreibst. Vor allem das mit den Smilies ist eine gute Idee..... das mache ich.
Und auch der letzte Punkt, den du da ansprichst, der ist so wahr. Man muss ja immer erst wieder so weit kommen. Und ich bin schon ein ganzes Stück weit gekommen. Nein, ich glaube, ich bin noch nicht so weit, aufzugeben. Ein bisschen Kampf gehört schon auch dazu, es ist ja schliesslich nicht nur irgendein Frühstücksjoggerl, das ich mir da vorgenommen habe!

lizzy hat gesagt…

Trainingstechnisch kann ich ja nun gar nix dazu schreiben. Das liegt jenseits meiner Möglichkeiten und Erfahrungen.

Was ich allerdings kenne - von ganz früher und auch aus letzter Zeit: ab einer gewissen Dauer ziehts mit Macht nach Hause weil man kleine Kinder so ungern über längere Zeit sich selber überlässt :)

Jörg hat gesagt…

Klar, Laufen muß Spaß machen. Aber andererseits ist der erste Lange immer irgendwie bäh.
Ich finde gerade nicht, wann dein Sub4 starten soll. Wenn es nicht Anfang März ist, finde ich Mitte Januar einen 30er auch schon ganz schön zeitig. Die Erfahrung sagt aber, dass der nächste auf der gleichen Strecke meist einfacher ist.

Kopf hoch

Jörg

Hase hat gesagt…

@ Lizzy, ja ich habe während des Laufs öfter an die Kleinen gedacht... aber eher voller Neid... weil die in aller Ruhe irgendwo daheim liegen durften und ratzen, und ich musste mich so quälen!! ;-)

@ Jörg, oh nein, das war nicht der erste Lange. Es war zwar der erste 30er, aber 26er und 29er habe ich auch schon gemacht.... und ja, ich bin sehr früh dran, der Marathon ist erst Mitte April....

Jörg hat gesagt…

Mitte April erst?
Dann jammerst du aber auf höchstem Niveau ;-).
Also, wenn der Lange Mitte März im gleichen Tempo noch genauso schwer fällt, dann würde ich das Zeitziel korrigieren.
Übrigens der Rennsteiglauf ist erst Mitte Mai und könnte sich doch hervorragend anschließen - mußt auch keine Bratwurst essen - obwohl?

Evchen hat gesagt…

Fertig? ;-)

Auskotzen und maulen tut mal gut und muß auch mal sein.
ich finde, das Beste dazu ist schon gesagt und vor Allem Ralfs und Manus Worte mag ich so unterschreiben.

Eins vielleicht noch: Wenn ich so gar keinen Bock habe, mich auszuraffen, frage ich mich: Ginge es Dir denn besser, wenn Du jetzt nicht nach Plan laufen würdest und keine Jahreshighlights (wie Bestzeiten oder weiteste Kilometer) hättest? Meine Antwort ist: nein. Und Deine, Hase? :-)

Hase hat gesagt…

@ Jörg, okay, ich versuche mich Mitte März dann an deine Worte zu erinnern.... ;-)

@ Evchen, tjaa, was meine Antwort auf genau diese Frage ist, das weiss ich im Moment eben nicht so genau und versuche es gerade herauszufinden. So ganz spontan kann ich darauf jetzt gerade mal nicht antworten....
Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich jetzt schon seit 11 Jahren laufe und wir vielleicht gerade so eine Art "Ehekrise" haben, das Laufen und ich. Das verfixte 11. Jahr? Aber scheiden lassen wollen wir uns natürlich auf gar keinen Fall, das Laufen und ich!! ;-)

Pienznaeschen hat gesagt…

Die ersten Post die ich von Dir je las waren euphorische und begeisterte lange Läufe und ich war begeistert das Du soviel Spaß daran hast, ja wirklich fasziniert und das zeigt das diese auch wieder ganz anders werden können (das wollt ich nur mal schnell erwähnt haben;)).
Ich wünsche Dir das Du für Dich Deine Antwort findest und wieder den alten Spaß spüren kannst und wenn er noch nicht gleich wieder da ist, ihn erahnen kannst.
Außerdem ist es das verflixte siebte Jahr welches Jahr ihr beiden schon locker hinter Euch gelassen habt, also Hase ohne Laufen geht nicht ;)

Hase hat gesagt…

Danke dir, Julia *knuddel*!
Nee, Hase ohne Laufen geht echt nicht, das steht auch gar nicht zur Debatte. Die Frage ist ja nicht, ob ich weiterlaufe, sondern vielmehr wie! ;-)

Kathrin hat gesagt…

LIebe Kerstin, das kann ich gut verstehen. Meine Lösung hieß Triathlon. Ich kenne einen, dem würde das gefallen... ;o)))

Hase hat gesagt…

Öhm, Kathrin, also, falls das nicht ganz klar war, mir ging es darum, mein Lauftraining zu entstressen und nicht, es noch stressiger zu machen..... ;-))

Kathrin hat gesagt…

Na ja, mein ich doch. Du brauchst nur noch 10 km im WK zu laufen, davor ein bissi baden und ein bissi radeln... ;o))

Kathrin hat gesagt…

Na ja, mein ich doch. Du brauchst nur noch 10 km im WK zu laufen, davor ein bissi baden und ein bissi radeln... ;o))

Hase hat gesagt…

Ähm - ja.
Bissi! =)

Anonym hat gesagt…

Ein immer wieder lesenswerter Bericht, wenn es um Marathon und die Vorbereitung uaf ein bestimmtes Zeitziel geht (und auch wie man sich zwischendurch so fühlen kann) ist dieser hier von dem von mir hoch geschätzten Carsten http://www.drsl.de/berichte/ber_bericht.php?id=203

Hase hat gesagt…

Nordläufer, danke für den Link, ich habe den Bericht gerade fasziniert gelesen - ich kenne Carsten, und er hat mir auch bei meinem momentanen Training schon sehr wertvolle Tipps gegeben, aber diesen Bericht kannte ich noch nicht. Supersache!

Uli hat gesagt…

Hilft's was, wenn ich jetzt auch noch meinen Senf dazu gebe?
Also, Hase, das ist ganz normal, dass man bei einem ambitionierten Training zwischendurch ein Motivationsloch hat. Oder glaubst Du, dass der Haile jeden Tag hochmotiviert aus dem Bett gestiegen ist und seine Einheiten absolviert hat?
Insofern hoffe ich, dass sich die Motivation wieder gestiegen ist.
Alles Gute

Uli

Hase hat gesagt…

Uli, dein hochwohlgeschätzter Senf hilft immer! ;-)
Und wenn du mich schon mit Haile vergleichst, kann ja gar nichts mehr schiefgehen.... aber mal im Ernst, ich weiss nicht, wie es um meine Motivation steht. Heute hab ich mir einfach nur einen Schaun-mer-mal-wie-lange ich-mag-Lauf verordnet, ohne jeglichen Druck. Danach gibt es ein Wochenrésumé =)