Als ich heute morgen nach nur gut fünf Stunden Schlaf aufwache, denke ich, na klasse, das neue Jahr fängt ja super an. Meinem Körper ist es nämlich total egal, dass ich bis halb drei Silvester gefeiert habe, der wacht trotzdem um die gleiche Uhrzeit auf wie immer. Und zudem steht heute Intervalltraining auf dem Programm, und nicht nur das, nein, es handelt sich auch noch um relativ lange Grusel-Intervalle von 3200 Metern. Dreimal soll ich heute 3200 Meter in einem Kilometerschnitt von 5:15 laufen, sagt mein Vic-Plan. Örgs.
Aber ausfallen lassen? Kommt nicht in Frage. Ich glaube zwar nicht, dass ich das in meinem heutigen Zustand hinkriege, aber versuchen will ich es, wer nicht versucht, hat schon verloren.
Gegen 13 Uhr 30 mache ich mich auf den Weg, mit meinem schicken Forerunner am Handgelenk, in den ich die heutigen Intervalle mit Charlys Hilfe genau eingegeben habe. Ich brauche nur zu rennen, den Rest sagt mir mein FR durch sein unerbittliches (wenn ein neues Intervall beginnt) oder erlösendes (am Ende eines Intervalles) Piepsen.
Ich laufe mich 12 Minuten lang ein und lande auf der Strecke Richtung Cernois, wo es einigermaßen flach und auch verkehrsberuhigt ist. Dann geht es los: die ersten 3200 Meter, und ich will für keinen Kilometer länger als 5:15 brauchen, ich will das einfach schaffen. Am Anfang breeze ich wie immer viel zu schnell los und habe gleich mal eine Pace von 4:05 auf dem FR stehen, aber das gibt sich in der Regel immer sehr schnell und pendelt sich ein, denn so schnell kann ich eigentlich gar nicht laufen ;-)
Ich komme auf meine 5:15-Pace und kann sie halten. Ich empfinde sie als sehr flott und fordernd, vor allem kommen mir die 3,2 Kilometer endlos lang vor, aber ich schaffe es. Als das erlösende Piepsen kommt und der FR mir sagt, dass ich eine Durchschnittspace von 5:13 hatte und jetzt 1200 Meter ganz langsam laufen darf, gehe ich erst einmal gut 100 Meter, um meinen Puls runterzubringen. Boah, ist mir warm. Ich ziehe meine Jacke aus. Dann falle ich wieder in einen sehr langsamen Laufschritt und laufe die restlichen 1100 Meter meiner Trabpause in einem herrlich erholsamen 8:30er Schnitt. Das tut gut! Als das unerbittliche Piepsen wieder kommt, das mir sagt, dass ich jetzt die zweiten 3200 Meter wieder schnell rennen muss, überlege ich nicht lange und tue es einfach. Lustigerweise kommt mir dieses zweite Intervall leichter vor als das erste. Ich schaffe es wieder, diesmal in einer Durchschnittspace von 5:12. Wieder 1200 Meter schön langsam traben, und dann wieder auf ein Neues, nur noch einmal. Das schaffe ich. Noch einmal ist nicht schlimm. Mein letztes Intervall führt mich durch Semur. Ich laufe das letzte Stück unten am Armançon entlang und treffe auf die ersten Neujahrs-Spaziergänger, die aus ihren Löchern kommen und mich ansehen, als hätte ich sie nicht mehr alle. So ganz unrecht haben sie nicht. Ich bin zwar mittlerweile eindeutig am Keuchen, lasse es mir aber nicht nehmen, allen Spaziergängern, die ich sehe, ein hechelndes "bonne année" zuzurufen. Soviel Höflichkeit muss sein. Ich habe mein letztes Intervall gut platziert, denn kurz bevor es wieder richtig steil bergauf geht, kommt das ersehnte Schluss-Piepsen. Eine steile Semur-Wand in einem 5:15er Schnitt hochrennen, das muss dann doch nicht sein. Ich fange an zu gehen und sehe, dass ich das letzte Intervall in einer Pace von 5:07 gelaufen bin. 8 Sekunden schneller pro Kilometer als gefordert! Ich werde mich allerdings hüten und das dem Vic-Plan verraten, denn sonst gibt er mir für nächste Woche noch härtere Intervalle vor! Ich freue mich, bin ganz euphorisch. Ich habe es tatsächlich geschafft. Und das an Neujahr, mit nur fünf Stunden Schlaf in den Knochen. Als ich wieder in einen langsamen Trabschritt verfalle, werde ich nachdenklich. Ich gebe es ehrlich zu, ich staune über mich selbst. Jetzt habe ich einen konkreten Plan, der mir haargenau sagt, was ich zu laufen habe, ich brauche ihn "nur" zu befolgen, und auf einmal merke ich, dass ich tatsächlich mehr kann als nur vier- bis fünfmal in der Woche planlos und gemütlich vor mich hinzuhoppeln. Ich kann mich selber fordern, ich kann meine Grenzen austesten, und das Schöne daran ist, dass ich Spaß daran habe. Wäre das nicht der Fall, würde ich es sicher nicht machen.
Ich habe Freude an dieser neuen Herausforderung und sehe sie in erster Linie als eine Art Duell mit mir selbst. Ja, das ist es wirklich, auch wenn ich mich in unserem Laufforum tatsächlich auf ein Duell mit Erdbeerkeks Anett eingelassen habe, das ich mehr als einen total netten Dialog zwischen uns beiden empfinde. Ich drücke Anett alle Daumen, dass sie 2008 all ihre Bestzeiten knackt und freue mich, wenn sie es schafft - sie als meine "Konkurrentin" zusehen, schaffe ich irgendwie nicht. Und deswegen finde ich dieses Duell mit ihr auch eine total nette Sache.
Wow, was für tiefsinnige Laufgedanken ich mir heute mache. Aber das kommt daher, dass mein Intervalltraining mich heute einfach nur positiv gepusht hat, ich bin immer noch ganz euphorisch.
Total glücklich bin ich auch über mein neues schööönes Spielzeug, den genialen Forerunner, der mir so toll beim Laufen hilft, wenn mein Hasencoach nicht bei mir sein kann. Deswegen an dieser Stelle auch nochmal ein ganz liebes DANKE an den Hasenmann und die Haseneltern!
Für 2008 wünsche ich mir in erster Linie, dass es ein verletzungsfreies Laufjahr wird - für alle, die ich mag (*vor allem mal zu Anja wink*), und natürlich auch für mich.
Allen, die hier mitlesen, wünsche ich ein gesundes, schönes, erfolgreiches und vor allem glückliches 2008!
Bonne année !
Dunkle Tage
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Kurz noch ein Thema, das ich bereits vor Wochen angeschnitten hatte: Das
Blogsterben: in den 17 Jahren, in denen ich kontinuierlich und sehr gerne
blogge, ...
vor 3 Tagen
24 Kommentare:
Wow, was für ein Knaller direkt am Neujahrstag! Als ich las, 3 x 3200 m in 5:15 min /km habe ich eine Sekunde lang gezweifelt, ob Du es schaffst.
Aber das liegt wohl nur daran, dass Du bis jetzt immer ein bisschen "tiefgestapelt" hast, auch Dir selbst gegenüber.
Jetzt muss ich manchmal überlegen, ob ich mich nicht versehentlich in Kerstins Blog befinde, wo es ja auch immer so tolle Leistungssteigerungen und Erfolgsberichte gibt, und vielleicht gar nicht im Hasenblog lese:-)
Und ich sage Dir, wir machen noch ein Duell, ich seh das wirklich kommen und freu mich schon!!!
Mei Häsle
Ich bin ja soooo gespannt, wie das wird dieses Jahr.
Das ist sooo nice, wie du vor dich hinrast. Das wusstest du ja gar nie, was in dir steckt. Und das ist ja erst der Anfang, denn jetzt fängst du erst an :)
Super Hase
Ich bin arg stolz auf dich und bin froh, dass ich dein Hasencoach sein darf
Also Ma-nu!
Ich freu mich wie immer total über dein Lob und bekomme ganz rote Hasenöhrchen vor Freude.
Aber übertreiben brauchst du auch nicht gleich so extrem - nicht nur, dass du immer wieder auf unser Duell zurückkommst, obwohl du mir schlicht und einfach Welten voraus bist (ja wirklich, und in diesem Fall stapele ich nicht tief!! Auch wenn ich mich wohl wirklich ein bisschen unterschätzt habe bisher), nein, jetzt vergleichst du mich schon mit Extremflitzekerstin.
Aber mit ihr habe ihr wirklich nur den Namen gemein ;-))
Mein Charly: *knuuuutsch*, ich hab dich lieb.
Siehste - ich hab's ja eben schon beim Charly drangepinselt: dass du ihn hoppelnderweise und leichtpfotig irgendwann abhängen wirst.
2008 wird DEIN Jahr!
Na, das nenne ich aber einen Super-Neujahrsbeginn. Und dann noch unausgeschlafen solche Intervalle zu laufen, einfach Wahnsinn. Glückwunsch dazu. Und das Ersaunliche ist, dass das Vic eben auch voraussagt, was man zu laufen imstande ist.
So,nun noch eine andere Überlegung. Das waren heute fast 10km in einer Pace unter 5:15min/km. Und das aneinandergereiht, ergibt schon mal eine dicke neue Bestzeit. Und das am 1.Januar.
Nun aber gute Erholung und liebe Grüße.
Danke, Lizzy, danke, Anett!
*freu*
Aber Lizzy, ich glaub, mit deiner Vermutung lehnst du dich doch eindeutig etwas zu weit aus dem Fenster, das hab ich aber auch schon bei Charly geschrieben....
Ja, Anett, ich gebe es zu, der gleiche Gedanke ist mir heute auch schon gekommen. Das waren immerhin 9,6 Breezekilometer insgesamt (und mit Ein- und Auslaufen, und mit Trabpausen waren es 15 km! Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie man beim Intervalltraining Kilometer frisst, ohne es wirklich zu merken).
Aaaaber:
Die Trabpausen waren schon immer sehr nötig, und die hab ich auch sowas von genossen, der 8:30er Schnitt war einfach nur eine Wohltat! ;-)
Ach bei so viel guten Wünschen werde ich ja sowas von gesund laufen können...;-)
Ich werde ganz kribbelig, wenn ich von Euren ganzen planvollen Läufen lese.
Toll!!! Ich geh im übrigen jetzt gleich ins Bett - Du weißt wieso;-)
Das will ich aber ganz stark hoffen, dass unsere vielen guten Wünsche, die echt von Herzen kommen, dich 2008 total gesund laufen lassen, Anja.
Ins Bett gehst du?
Ich komme mit ;-)))
Nee nee, wir haben nicht nur den Namen gemeinsam.
Du weisst gar nicht, was noch alles in dir steckt.
Meine absolute Trainingsbestzeit auf 9,9 km war vor einem Jahr 52:29.
Am 25. Oktober dagegen bin ich 9,7 km in 45:57 gelaufen.
Das kannst du auch, wenn du nur immer schoen weiter nach Plan trainierst!
Ich hab auch heute Intervalltraining trotz Neujahr. Irgendwie sind die Planverfasser doch manchmal fies!
Ich wuensche dir jedenfalls ein wunderbares erfolgreiches Laufjahr 2008 mit vielen erstaunlichen neuen Bestzeiten und ohne jegliche Verletzungen!
Ehrlich, Kerstin? 52:29 auf 9,9 km, und das vor nur einem Jahr? *staun* Kaum zu glauben. Ich bin echt baff. Ist ja absolut irre, was du in nur einem Jahr für Fortschritte gemacht hast!
Übrigens denke ich bei dem Buch, das ich gerade lese, gelegentlich an dich, weil es da sehr viel um den Boston-Marathon geht und wie es zu der limitierenden Zielzeit von 3:30 gekommen ist - ich meine Marathon Woman von Kathrine Switzer, kennst du das, hast du das gelesen?
Wenn nicht, möchte ich es dir unbedingt ans Herz legen - du wirst es genauso verschlingen wie ich gerade, da bin ich mir sicher!
Mann legst Du gleich los !Als ich um 11:30 Uhr aufstieg, war der Tag sowieso fast vorbei, aber Morgen geht es dann(hoffentlich) wieder los!
:--)
Hallo Hase,
nein, so viel habe ich gar nicht übertrieben. Allein schon der Gedanke, 3 x 3200 m Intervalle machen zu müssen (sagen wir mal, Vic würde bei den Zeiten, die ich ihm eingebe, für mich aktuell ein Tempo von 5 min vorschlagen)lässt meine Motivation schwer nach. Ich habe noch NIE so lange Intervalle gemacht, insofern hast Du mir da jetzt schon was voraus, und nicht umgekehrt:-)
Das höchste der Gefühle waren 5 x 2000 m in der M-Vorbereitung - das ergibt zwar am Ende eine ähnliche gerannte Distanz, aber doch mit mehr Pausen.
Hmm, wenn es für mich nicht so furchtbar schwer wäre im meiner aktuellen Situation, konkrete Pläne durchzuziehen, hätte ich schon auch Lust, Vic zu testen. Aber ist halt im Moment nur möglich, planlos weiterzumachen und bei Dir mitzulesen, das bringt vielleicht auch schon manche Inspiration!!!
Also, ich übertreibe nicht maßlos, und meine es ganz ernst, wenn ich anhand Deiner Trainingsergebnisse (incl. ansteigeder Wochenkilometer)ziemlich sicher bin, dass Du 2008 deutlich unter 50 min auf 10 km laufen kannst.
Und sag nicht nein, glaub mir einfach! :-)))
Ja, Manu, ich glaub dir das sofort, dass dir diese 3200-Meter-Intervalle gruselig vorkommen - das ging mir ja nicht anders. Und irgendwie ist das aber auch gerade das Schöne an diesem Plan - der sagt mir einfach, heute ist das so und nicht anders, und ich befolge es.
Ohne den Plan hätte ich doch niemals freiwillig so lange Intervalle gemacht, und schon gleich dreimal nicht am 1. Januar, in meinem unausgeschlafenen Zustand!
Insofern hat dieser Plan, auch wenn er mich sehr fordert, auch eine bequeme Seite - ich brauche ihn nur willig zu befolgen und muss mir nicht überlegen, wie und was laufe ich heute.
Ich glaube schon auch, dass der Plan für dich gut passen würde, die du ja schon immer "strukturierter" trainierst als ich. Schau halt mal, ob du irgendwann richtig Lust darauf kriegst. Aber es stimmt, man muss schon seine Tagesplanung ganz schön darauf abstimmen.
OK, zu den Sub-50 sag ich jetzt mal gar nix.... ;-)
Ich hab übrigens gesehen, dass Tati bei LA Lust auf ein Duell mit dir hätte, wär das nix?
Die hat aber etwas schnellere Bestzeiten als du, oder täusche ich mich?
hihi.. Was man doch für einen Ehrgeiz entwickeln kann, Schlaf und Alkohol hin oder her ;-)) Finde ich gut, dass Du es durchgezogen hast, das sind gute Voraussetzungen für andere Male. Wird bestimmt noch arg spannend hier in diesem Jahr, ich freue mich darauf.
Ui ui ui, jetzt hat Dich der Ehrgeiz voll gepackt! ;)
Schön zu lesen, vor allem, weil Du so viel Freude dabei hast. Der Beginn einer Serie von ständig neuen Bestzeiten...
Viel Spaß und ein erfolgreiches neues Jahr! :-)
Ja, Marcus, der Spaß ist dabei in der Tat das Allerwichtigste. Sollte es mir keinen Spaß mehr machen, höre ich sofort wieder auf, denn wozu dann das Ganze?
Paula Radcliffe werde ich wohl sowieso nicht mehr einholen ;-)
Aber Hase, du hast doch selbst gesagt, die Paula kann sich warm anziehen?
Die kriegen wir noch :D
Mit dir als Hasencoach schaff ich fast alles - sogar die Paula einholen ;-)))
(extrem erkältet ;-)
Wahrscheinlich kriegt Dein Hasencoach bald eine Anfrage, von Paula, um DICH wieder einzuholen... ;)
Hihi, Marcus, der war gut :)))
Ist das nicht toll, wenn man merkt, dass man VICs möderische Intervallzielzeitvorgaben im Griff hat und die Zeiten dann echt erfüllt?
Ich bin immer wieder erstaunt, was da alles möglich ist.
Und natürlich trage ich auch niemals eine "Unterforderung" ins Feedback ein :-)))
Viel Erfolg &
weiterhin viel Spaß beim Training &
alles Gute für 2008!
Lars
Mensch Hasi, das ist Wahnsinn! Du drehst ja voll auf. Ich bin schwer beeindruckt und nun kann ich auch den Eintrag in meinem Blog richtig deuten. Aber verratet Ihr mir mal, was das für ein Zauberplan ist, nach dem Ihr da trainiert? Will auch haben!
Ein geiles Neues Jahr wünsch ich Dir, Kerstin. Fühl Dich gedrückt!
Hallo Kathrin,
danke! :o)
Guckst du hier:
www.vicsystem.com
Bei LA gibt es da auch einen Thread dazu, "Dein Trainingsplan von Viktor Röthlin".
Aha, der Viktor steckt also hinter VIC. Hätt ich auch selbst drauf kommen können. Danke! Ich schau mir das mal an.
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