Montag, 25. Dezember 2006

Christmas Surprise

Mir hat das Christkind dieses Jahr ein ganz besonders schönes Geschenk gebracht. Ich bin am Freitag abend nach der Arbeit in Richtung Heimat zu den Eltern gefahren. Die ganze Woche hab ich frei, was für eine Wohltat ! Der einzige Wermutstropfen an der ganzen Sache ist, daß Charly noch bis Freitag morgen arbeiten muß und wir uns erst am 29. Dezember sehen können :(

Das dachte ich zumindest.

Und so steh ich am Heiligabend am Nachmittag so ganz ahnungslos in der Küche und koche meinen Tee, als ich auf einmal merke, daß mir dabei jemand von hinten über die Schulter guckt. Ich denke mir noch, hm, seit wann interessiert sich Papa denn so genau dafür, wie ich Tee koche ? Dann dreh ich mich um und lass erstmal einen Schrei los und schmeiße vor lauter Schreck den Teelöffel weit weg.

Vor mir stand mein Charly !!!!
Leibhaftig !!!

Da ist er doch glatt direkt nach seiner Frühschicht mittags die 340 Kilometer bis ins Frankenland hochgefahren, um den Heiligabend und die Nacht mit mir verbringen zu können. Und heute morgen um acht gleich wieder die 340 Kilometer zurück ins Allgäu, um pünktlich zur Spätschicht wieder an Ort und Stelle zu sein.
Ist das nicht verrückt ?
Und ich hab mich soooo gefreut :)

Ich glaube, das muß Liebe sein :)


Merry Christmas to you all !

Dienstag, 12. Dezember 2006

Lost in Semur

Ich mag es gar nicht so laut sagen, deswegen flüstere ich es nur, aber freuen mag ich mich trotzdem: heute bin ich schon zum drittenmal in Folge gelaufen, ohne daß mein Knöchel nennenswert aufgemuckt hätte. Am Samstag 7 Kilometer, am Sonntag 10 und heute 8. Und nix hat wehgetan. Das ist doch was, oder ? Es ist zumindest alles andere als eine Selbstverständlichkeit, das haben mich die letzten Wochen gelehrt, und so weiß ich jetzt wieder jeden schmerzfreien Lauf richtig zu schätzen und kann mich einfach nur darüber freuen.
Am Donnerstag hab ich einen Termin bei einer Physiotherapeutin in Montbard, die selber auch Läuferin ist, schaun wir mal, was die so sagen wird. Daß sie Läuferin ist, war mir ein sehr wichtiger Aspekt, nicht daß sie mir am Ende noch das Nordic Walking nahelegen will *grrrr*, und bei einer Läuferin ist diese Chance gleich null, und bei einer französischen Läuferin gleich noch viel weniger, weil es Nordic Walking hier in Frankreich gar nicht gibt :)
Durch mein schönes weihnachtliches Semur bin ich heute gehoppelt. Die Weihnachtsdeko in der Fußgängerzone ist richtig hübsch, das haben sie gut hingekriegt, die Semurer, da hängt einfach nur eine wunderschöne Lichterdecke am Himmel. Das hat mir gut gefallen. So kam ich am Twinner vorbei, das ist der Semurer Sportladen, wo der immer sehr freundliche und zuvorkommende Chef (er ist ja auch Geschäftsmann) gerade vor der Tür stand und mir applaudierte, als er mich vorbeilaufen sah. Ich grinste ihn an und dachte mir, ja, klatsch du nur schön, deine sündhaft teuren Laufschuhe kauf ich dir trotzdem nicht ab, die sind in Deutschland billiger *ätsch* :)
Und dann lief ich meine Lieblingsstrecke unten am Armançon entlang, da ist es einfach immer wieder aufs neue total schön, und steuerte aufs Semurer Neubaugebiet zu, da bin ich nicht so oft. Und als ich da so durch die Straßen lief und mir die Häuser anschaute, die alle noch nicht viel älter als ein paar Jahre sind, fiel mir eines mal wieder ganz extrem auf: die Franzosen haben erst vor wenigen Jahren *ironiemodus an* den stilvollen, dezenten, geschmackvollen Weihnachtsschmuck in Form von Lichterketten etc. entdeckt *ironiemodus aus*, und das wird jetzt gnadenlos ausgelebt bis zum Erbrechen, jedes Jahr noch ein wenig mehr.
Zu Hülf !! Da blinkte und blitzte und funkelte und glitzerte es von den Dächern, aus den Vorgärten, aus den Fenstern, von den Garagen, was das Zeug hielt, leuchtende Rentiere auf den Dächern, Weihnachtsmänner, die die Häuserwand erklimmen und dabei eine grün blinkende Hose tragen, Lichterketten in den abenteuerlichsten Disco-Farben, und das eigentlich von jedem Haus aus, mir wurde ganz schwindelig und ich wußte gar nicht mehr, wo ich noch hinschauen sollte. Mich hat das dann ohne Witz so irritiert, daß ich gar nicht mehr wußte, wo ich war und wo ich eigentlich hinlaufen mußte. Lost in Semur, und das wegen Rudolph, the red nosed reindeer und seiner gesamten Verwandtschaft.
Hm - weniger ist mehr ? Wär das nicht ein Motto ? Mal beantragen.

Samstag, 25. November 2006

Wochenende

Wochenenden sind etwas Schönes.
Dieses Wochenende auch, einfach zum Ausruhen und An-Gar-Nichts-Denken (und auch dazu, den Hasenstall charlyfein zu machen, der am Montag schon wieder zu mir kommt, hurra), aber noch viel viel schöner war das letzte Wochenende, das war nämlich richtig lange (von Freitag bis Dienstag), und ich war im Allgäu. Das war aber arg nice. Ich konnte endlich mal so richtig abschalten und habe morgens sogar teilweise bis um zehn Uhr geschlafen, das hab ich ja schon seit Jahren nicht mehr geschafft. Außerdem habe ich einfach nur lauter schöne Sachen mit Charly gemacht.
Wir waren laufen (und haben uns auch ein bißchen verlaufen, aber das ist uns nicht peinlich, nö), durch einen absolut wunderschönen traumhaften Wald, mit vielen vielen richtig riesengroßen Nadelbäumen, ich war absolut hin und weg von der Schönheit dieses Waldes. Und ich schreibe "Nadelbäume", weil ich natürlich keine Ahnung habe, um welche Art Nadelbäume es sich dabei gehandelt hat *oops*.
Wir waren in Kempten und haben ordentlich eingekauft, man muß sich auch mal was gönnen, wenn man schon das ganze Jahr nur arbeitet, jawohl !
Wir waren bei Charlys Eltern und haben leckeren Kuchen und leckere Plätzchen gegessen, von einem echten Konditor (Charlys Bruder) mit viel Liebe und Aufwand gebacken, schaut mal, genauso toll wie die aussehen, schmecken die auch:



Wir haben gekocht, wir waren im schönen Kaufbeuren, wir haben Karten gespielt. Pokern ist nett :) Und ich kann doch tatsächlich noch watteln und habe es Charly beigebracht ! Ich hab es nicht verlernt, auch wenn ich bei einigen Dingen erst eine Weile überlegen mußte, bis sie mir wieder eingefallen sind. Man schreibt das auch tatsächlich watteln, mit Doppel-t, obwohl man es im Fränkischen natürlich "waddeln" ausspricht.
Aber vor allem haben wir es genossen, zusammen zu sein und wieder einmal festgestellt, daß ohne den anderen einfach alles doof ist. (Zu diesem Thema kann ich auch eine sehr nette Buchempfehlung abgeben: "Ohne dich ist alles doof" von Stefanie Rölz. Sehr empfehlenswerte Lektüre :)


Und nun hier für meine treue Leserschaft noch ein paar Fotos von dem glücklichen Paar, die an diesem Wochenende geschossen wurden.













Mittwoch, 1. November 2006

Wunderhübsche Bruchbuden

Heute hab ich mal die ganzen wunderschönen Semurer "Bruchbuden" zum Thema meines Blogs gemacht, weil die mit ihrem ganz eigenen Charme ganz entscheidend zum Semurer Flair beitragen. Sie zeigen auch ziemlich deutlich, daß der Stadtkern von Semur nicht erst im Jahr 2000 erbaut wurde :)













Und das hier ist unsere Lieblingspizzeria - von hinten. Die Pizza ist dort wirklich ganz große Klasse, man sollte also definitiv nicht vom äußeren Eindruck auf die Qualität schließen :)

Sonntag, 29. Oktober 2006

Just photos....

... von Semur. Ich kann mich an meinem schönen Städtchen einfach gar nicht sattfotografieren :)










Dienstag, 24. Oktober 2006

Feuchte Träume ?

Gestern abend - wir haben es zwar mit Humor genommen, aber das war trotzdem so ein Erlebnis, auf das wir gut hätten verzichten können.
Charly und ich liegen im Bett und bewundern den Sturm, der draußen tobt - da unser Bett direkt unter dem Dachfenster steht, ist das auch ganz gut möglich.
Es gab ordentlich Wind, Regen und Hagel, die ganze Palette. Ach ja, geblitzt und gedonnert hat es auch wie verrückt.
Im Oktober !!
Nachdem Charly mir noch einmal heldenhaft versichert hat, daß er mich auch ganz bestimmt vor dem bösen Wetter beschützt, wollten wir gerade das Licht ausmachen und schlafen.
Und da meint Charly auf einmal mit großen Augen zu mir, öhm, Hase, hörst du das ? Und ich horche, und es macht plitsch, platsch, plitsch, platsch - und zwar mitten auf unsere Bettdecke !!! Es regnete rein in unseren Hasenstall, oben durchs Dach, am Balken tropfte nett das Wasser herunter, aber sowas von, und das mitten ins Hasenbett ! ZU HÜLF !!
Panik. Erstmal das Bett von der undichten Stelle wegschieb. Es tropfte munter weiter. Schüssel aus der Küche hol, drunterstell, uns ratlos anguck. Was soll denn das jetzt bitteschön - ? Das darf doch wohl nicht wahr sein ?

Dann wurde erstmal die Bettdecke ausgetauscht (zum Glück hatte ich noch eine in Reserve), neu bezogen, das Bett weeeiiiiiit weg von der undichten Stelle positioniert (*ironiemodus an* zum Glück ist die Wohnung ja riesengroß *ironiemodus aus*), und in der Zwischenzeit hatte sich der Regen auch wieder beruhigt und es hatte aufgehört zu tropfen.

So lagen wir dann im trockenen Bett und konnten es nicht fassen.
Öhm - ??!

Samstag, 14. Oktober 2006

Skurril

Nur 200 Meter vom Büro entfernt habe ich eine Obsthändlerin entdeckt, die a) supersympathisch ist und b) sehr gutes Obst verkauft. In einer Art Scheune, in der man sich nicht zu husten traut, weil sie sonst zusammenfallen könnte, aber das trägt nur noch zum Charme der ganzen Einrichtung bei.
Und so statte ich jetzt in fast jeder Mittagspause dieser Dame einen Besuch ab, im Moment gibt es supersaftige und superleckere Clementinen bei ihr, und sie freut sich über eine neue Stammkundin.
So wurde ich am Donnerstag Zeugin einer etwas absonderlichen Szene, über die ich jetzt noch grinsen muß. Vor mir war gerade eine alte Dame beim Obst- und Gemüsekaufen. Ich schätzte sie von ihrer gebrechlichen Haltung und von der Art, wie sie sich auf ihre Gehhilfe stützte, auf Mitte 80. Sie erinnerte mich an meine Oma in ihren letzten Tagen und so konnte sie sich meiner Sympathie sofort sicher sein. So wartete ich geduldig, bis sie ihre ganzen Obst- und Gemüsebedürfnisse zusammenhatte, lächelte sie immer wieder freundlich an und wunderte mich, wie sie diese ganzen schweren Sachen wohl heimtransportieren würde. Sie machte eindeutig Großeinkauf, und die Obsthändlerin ging zwischendurch immer mal wieder nach draußen, um ihre Einkäufe hinauszutragen - vor die Tür ? Oder wohin ? Wartete da draußen jemand auf sie ? Hatte die Dame da draußen eine rollbare Tragehilfe, mit der sie ihre Einkäufe heimtransportieren wollte ? Aber wie denn bloß, konnte sie doch kaum selber aufrecht stehen ? Sie wirkte so gebrechlich und ich machte mir ernsthafte Sorgen um sie, und ich überlegte mir schon, ob ihr ihr meine Hilfe anbieten sollte. Nun hatte sie endlich ihre Siebensachen beisammen und es ging ans Bezahlen. Das dauerte natürlich auch wieder eine Weile, bis sie mit zitternden Händen ihre einzelnen Cents aus ihrem Portemonnaie geklaubt hatte, das wie ein Relikt aus den 30er Jahren aussah. Die Dame rührte mich immer mehr in ihrer Hilflosigkeit. Daß ich mich in diesem Punkt gewaltig täuschte, sollte ich gleich erfahren. Zuerst einmal kaufte ich meine Clementinen, während Omi sich schleppend und im Zeitlupentempo auf den Weg nach draußen machte. Als ich fertig war und mich zum Gehen aufmachte, nachdem ich meiner freundlichen Obsthändlerin noch einen schönen Tag gewünscht hatte, trat ich vor die Tür, und blieb erst einmal wie vom Blitz getroffen stehen - ich sah nur noch, wie meine Omi, um die ich mir solche Sorgen gemacht hatte, ihre Krücke auf den Rücksitz ihres Austin Minis warf, sich auf den Fahrersitz setzte, die Tür mit Elan zuwarf, den Motor anließ - mit ordentlich wrumm wrumm, so wie es sich gehört (und so wie sich der Motor anhörte, hatte dieser Mini mindestens 80 PS) - und dann losfuhr, daß die Reifen quietschten. Das ist kein Witz, die Reifen quietschten wirklich, und ich konnte nur noch grinsend der Staubwolke nachsehen, die von meiner gebrechlichen alten Dame übrigblieb, und hoffen, daß sie mit diesem Kamikaze-Fahrstil keinen gebrechlichen alten Opa über den Haufen fahren würde..... :)))

Sonntag, 8. Oktober 2006

Mein 2. Halbmarathon in Semur

So, ich hab's geschafft.
Ich hab ihn gefinisht, diesen vermaledeiten Halbmarathon, mein 2. in Semur und mein 7. insgesamt, der mir so schwergefallen ist wie vorher noch kein einziger. Ich kann es nicht beschönigen, es war heute eine Qual. Woran das lag ? Keine Ahnung. Ich war einfach nicht gut drauf heute, so banal das auch klingen mag. Ich könnte es ja auf meinen Knöchel schieben und darauf, daß er mir wieder wehgetan hat, aber das war definitiv nicht der Fall, und so werde ich mich auch nicht meines Knöchels oder meiner Achillessehne oder meines Horoskops oder der Tatsache, daß ich gestern den Jackpot im Lotto nicht geknackt habe, bedienen - nein, es lief schlicht und einfach nicht gut.
Aber von Anfang an. Um neun Uhr heute morgen begab ich mich auf den langen Weg von meiner Haustür bis zur Anmeldung - ich schätze mal, das sind so ca. 200 Meter - und stellte mich an die ellenlange Schlange an, die auch dieses Jahr wieder aus 0 Personen bestand. Ich nahm meine Startnummer in Empfang und stellte fest, daß die schon ganz schön lädiert aussah, und Löcher von Sicherheitsnadeln waren auch schon drin. Na, das nenne ich doch mal vorbildliches ökologisches Verhalten der Franzosen. Haben die doch einfach die Startnummern vom letzten Jahr noch einmal wiederverwendet - Respekt ! :)
Um zehn Uhr sollte es losgehen, ich traf noch ein paar Bekannte (ich bin ja inzwischen schon eine alteingesessene Semurerin), u.a. auch Aurélio, einen Arbeitskollegen, mit dem ich auch schon ein paarmal in Montbard laufen war. Seine Bestzeit im Halbmarathon ist übrigens 1:13..... er gehört also nicht zu den ganz Langsamen und ich hatte demnach auch nicht vor, heute schneller als er zu sein. Ich fühlte mich gut (wie das täuschen kann !!) und war frohen Mutes, und das Wetter war ein absoluter Traum. Strahlender Sonnenschein und kein einziges Wölkchen am Himmel. Ich habe es vor dem Start dann noch geschafft, Aurélio zu schocken, als ich ihm verkündete, daß ich mich vor einem HM eigentlich nie einlaufe..... hihi, sein entsetzter Blick brachte mich zum Lachen. Ob es wohl am Einlaufen liegt, daß er 1:13 schafft und ich nicht ? Aurélios Freundin nahm dann netterweise noch meine Jacke in Gewahrsam, denn die würde ich definitiv nicht brauchen, und dann ging es auch schon los. Peng, der Startschuß. Los Charly, laufen wir zusammen, wir zwei. In Gedanken war er bei mir. Ich wußte noch vom letzten Jahr, daß wir erst einige Runden kreuz und quer durch Semur laufen würden, bevor es dann raus in Richtung Lac de Pont auf die St. Euphrône Runde gehen würde. Ich spürte schon nach drei läppischen Kilometern, au wei, Hase, du bist definitiv nicht gut drauf. Ich war so richtig kurzatmig und fühlte mich schlapp - nicht gerade ideale Bedingungen für einen Halbmarathon, oder ? Aber ich lief. Oder besser, ich kämpfte. Nach 6 Kilometern und nach der Ruelle Trémy, die fast senkrecht nach oben geht (knapp) und wo natürlich wieder die meisten Zuschauer standen, war ich ernsthaft am Überlegen, ob ich nicht nach 9.3 km aufhören sollte, denn das war die andere offizielle Distanz, die heute gelaufen wurde, zeitgleich mit dem HM. Ich kämpfte schwer mit mir und hab mir das ehrlich ganz ernsthaft überlegt - das ist mir bei einem HM noch nie passiert. Aber dann passierte ich die Ziellinie für die 9.3 Kilometer und dachte mir, egal jetzt, lauf weiter, irgendwie schaffst du es. Ich lief diesen HM tatsächlich auf Ankommen ! Es ging dann raus aus Semur, den Berg hoch in Richtung See auf unsere altbekannte St. Euphrône Runde, auf der ich jeden Kieselstein auswendig kenne. Ich redete innerlich mit mir selbst und versuchte mich psychologisch aufzubauen - na komm, Hase, die St. Euphrône Runde. Die bist du schon hundertmal gelaufen. Das ist nichts. Das packst du mit links. Ich bitte dich, die St. Euphrône Runde ! Die bist du schon gelaufen bei klirrender Eiseskälte, bei knallender Hitze, im strömenden Regen, bei Nebel, bei Vollmond, morgens um vier, abends um sechs, sonntags, wochentags, mit Charly, ohne Charly, mit Sven, ohne Sven, schnell, langsam..... also wirst du sie doch heute auch irgendwie durchlaufen können ? Courage ! Und während ich mir das so einredete, vergingen auch die Kilometer, irgendwie. Mehr schlecht als recht, aber sie vergingen. Irgendwann kam ich dann an einer Herde Kühe vorbei, von denen ich jede einzelne Kuh mit Vor- und Nachnamen kenne, und ich hatte den Eindruck, als würden sie mich alle recht mitleidig anschauen. Innerlich warf ich ihnen entgegen, "ja ja, pfff, Mädels, ich weiß schon, daß ich heute nicht gerade wie das blühende Leben aussehe, aber mein Gott, es gibt halt mal solche Tage ! Macht euch keine Sorgen um mich, ich komm da schon durch !" Inzwischen war ich bei Kilometer 14 angelangt (beim Semurer HM sind die Kilometer nämlich alle mit Schildern markiert - lest ihr das, ihr Dijoner ? BEIM SEMURER HM SIND ALLE KM MIT SCHILDERN MARKIERT !!!) und schaute auf die Uhr, und da mußte ich dann fast grinsen. Ich passierte den 14. Kilometer nach 1 Stunde und 26 Minuten. In Dijon passierte ich km 15 nach 1 Stunde und 24 Minuten - war ich da wohl ein bißchen besser drauf gewesen ? Kann mir jetzt bitte mal jemand erklären, warum ich bei den HMs, die gnadenlos falsch vermessen sind, super drauf bin ? Und bei dem heute, der auf den Zentimeter genau richtig vermessen ist, so mies ? Ist das nicht gemein ? Aber es ist wie es ist und nicht zu ändern. Bald kam dann auch wieder eine Versorgungsstelle, wo die beiden netten Damen mir ein Glas Wasser reichten, mir bon courage wünschten und mir noch erklärten, daß ich die schlimmsten Berge ja schon hinter mir hätte und daß der Rest nicht mehr so schlimm sei... ich sparte mir meine kostbare Luft und erklärte ihnen nicht, daß ich dies ganz genau wisse, weil ich diese Strecke wie meine Hosentasche kenne, bedankte mich artig und lief weiter. Dann war ich schon bald in St. Euphrône, und weiter gings in Richtung Villenotte, ich passierte km 16 und 17, und bei km 18 war ich dann in Villenotte und bald schon am Anfang unserer Allee, die es nur noch hochzulaufen galt. Eigentlich ein Klacks. Aber wißt ihr, wie lange einem diese knapp 3 km lange Allee vorkommt, wenn man so scheiße drauf ist wie ich und einfach nicht mehr mag und kann ? So lange (und aber noch 24x länger):



Ich hatte jetzt nur noch einen Wunsch, ankommen und vielleicht irgendwie doch unter 2:15 zu bleiben, zum Beschleunigen hatte ich absolut keine Kraft mehr, ich kämpfte mich vorwärts. Ich wurde dann noch von einer Dame überholt, die mindestens 60 war, aber selbst das konnte mich nicht zum Beschleunigen ermutigen. Respekt, dachte ich mir nur.

Nach einer Zeit von 2 Stunden, 10 Minuten und 56 Sekunden lief ich dann durchs Ziel. Geschafft !
Nur mal so zum Vergleich, letztes Jahr habe ich für den Semur-Halbmarathon 2 Stunden und 3 Minuten gebraucht. War ich da wohl ein bißchen besser drauf ?

Und jetzt hat mich gerade Charly angerufen, der heute den München Marathon gelaufen ist, auch um zehn Uhr, gleichzeitig mit mir und an den ich während meiner Pein ganz fest gedacht habe. Er hat ab Kilometer 35 ganz schreckliche Krämpfe in den Waden bekommen und hat trotzdem eine neue persönliche Marathon-Bestzeit aufgestellt - 3:38 !!
Suuuper, Charly, ich bin sehr stolz auf dich :)

Dienstag, 3. Oktober 2006

Über die Nächstenliebe

Heute war es dann soweit - nach einer ganzen Woche Laufpause wollte ich es wieder wissen und schnürte gleich nach der Arbeit die Laufschuhe. Ich hatte mich schon den ganzen Tag auf diesen Lauf gefreut und mich gleichzeitig ein wenig davor gefürchtet - was, wenn der Knöchel wieder richtig wehtun würde ? Er gibt zwar seit ein paar Tagen ganz gut Ruhe, aber so ganz sicher war ich mir eben doch nicht.... Den ganzen Tag im Büro hab ich grinsend das Wetter beobachtet und mir überlegt, daß ich doch meine Laufstrecke eigentlich auch würde abschwimmen können, denn es goß den ganzen Tag in Strömen, wie aus Eimern haute es die Wassermassen vom Himmel herunter. Das schockte mich aber kein bißchen, denn ich liebe es, im Regen zu laufen, vor allem in richtigem Regen wie diesem - nicht in so einem unmotivierten Getröpfel. Der starke Wind, den es noch kostenlos dazugab, machte mich da schon wesentlich weniger an, aber es ist wie es ist und nicht zu ändern. Also rein in die Laufschuhe und in die Shorts - es hat ja schließlich noch 13° und tropfnaß würde ich sowieso werden, warum also eine lange Hose anziehen ? -, raus in den wolkenbruchartigen Regen und vorsichtig losgehoppelt. Naaa, wie fühlt sich das an ? Tut es weh ? Die ersten Schritte sind schon einmal ganz entscheidend und ich horchte vorsichtig in mich und meinen Knöchel rein, aber - es fühlt sich gut an und es tut nichts weh, das läßt doch hoffen ! Also schon sehr viel positiver weitergelaufen, das Gefühl war einfach gut, ich fühlte, daß der Knöchel mich in Ruhe lassen würde und freute mich wie ein Schneekönig bzw. wie eine Regenkönigin darüber.
Ich lief in Richtung Lac de Pont, der Regen und der Wind peitschten mir richtig ordentlich ins Gesicht, und ich war bereits nach einigen hundert Metern tropfnaß bis auf die Haut. Ich überlegte kurz, ob ich eine Runde durch den See schwimmen sollte, denn nasser konnte ich definitiv nicht mehr werden, aber dann verwarf ich diese Idee schnell wieder und genoß lieber meinen Lauf. Es ging mir einfach gut, grinsend rannte ich vor mich hin und das gar nicht mal langsam, ich bog in Richtung Pont-et-Massène ab und dann in Richtung St. Euphrône. Von hinten näherte sich ein Auto, ich wich aus, um es vorbeizulassen und merkte dann aber, daß das Auto neben mir anhielt und die nette Dame, die darin saß, die Scheibe heruntergekurbelt hatte. Sie lächelte mich an und sagte, "Kommen Sie, steigen Sie ein, ich fahr Sie nach Hause !" Ich war so verdutzt, daß ich mir nicht sicher war, ob ich sie richtig verstanden hatte, und meinte nur, "wie bitte ??". Darauf erwiderte die Dame erneut, "Ich fahre Sie gerne nach Hause, bei dem Wetter jagt man doch nicht einmal einen Hund auf die Straße !" Und jetzt verstand ich erst, was sie meinte, und war auf der Stelle absolut gerührt. Ich sagte zu ihr, "Ach, Sie sind ja so lieb ! Aber das ist wirklich nicht nötig, vielen Dank !" - "Sind Sie wirklich sicher ?" - "Ja, absolut sicher, mir geht's prima, aber ich finde das sooo nett von Ihnen !" - "Wieso, das ist doch normal. Na, da bewundere ich Sie aber und wünsche Ihnen noch bon courage !" - "Merci beaucoup !" Und so fuhr sie davon, und ich konnte mich einfach nur noch vor mich hinfreuen. Das war einfach nur pure Nächstenliebe, ich war wirklich gerührt ! Anhalten und einer wildfremden und klatschnassen Läuferin anzubieten, sie heimzufahren, ich fand das einfach total zum Knutschen. Konnte sie ja wirklich nicht wissen, daß dieser Lauf durch den strömenden Regen eine pure Freude für mich war.
Und so lief ich eben alleine weiter, der Regen und der Wind peitschten weiter, aber mir ging's gut, und über Villenotte und die Allee lief ich heim in Richtung Hasenstall. Teilweise versanken meine Füße knöcheltief in den Pfützen, das macht Spaß ! Daheim angekommen entledigte ich mich sofort meiner nassen Klamotten und hüpfte in die Dusche, überglücklich über diesen schönen Lauf, meinen nach wie vor Ruhe gebenden Knöchel und meine nette Begegnung.

Sonntag, 1. Oktober 2006

Meine Semurer Hausrunde

Wozu so eine erzwungene Laufpause doch gut sein kann. Ja, doch, ich kann auch das Positive daran sehen. Denn heute hab ich meine übliche Semurer Laufrunde, meine Hausrunde sozusagen, spazierengehenderweise und mit Fotoapparat bewaffnet erkundet. Diese ganzen Fotos hätte ich doch sonst nie gemacht. Und so kann ich euch jetzt zeigen, was ich beim Abhoppeln meiner Hausrunde so alles sehe.

Zuallererst, nach wenigen hundert Metern, laufe ich diesen Weg hoch:


















Nach einer Weile komme ich dann an diesem nicht wirklich modernen und neurenovierten Haus vorbei, nein, diese Unterkunft gleicht wohl eher einem Schuppen, hat aber doch ihren ganz eigenen Charme, und hier wohnen auch tatsächlich (sehr freundliche) Leute.


















Nur ein paar hundert Meter weiter komme ich dann an meinem zweiten Semurer Traumhaus vorbei - leider ist auch dieses bereits besetzt, so wie mein anderes Traumhaus auch, irgendetwas scheine ich falsch zu machen....?!?
















Dann führt mich der Weg weiter in Richtung Zentrum von Semur, und hier genieße ich dann den folgenden Ausblick:

















Und das folgende Foto hat mit meiner Hausrunde nicht wirklich etwas zu tun, aber dieses absolut bezaubernde Wesen hat mich mit ihrem Charme und ihrer Schönheit völlig um den Finger gewickelt und hat sich auch so absolut bereitwillig von mir fotografieren lassen.... ich bin mir sicher, diese Mieze weiß selber ganz genau, wie schön sie ist.

Samstag, 30. September 2006

Sales Seminar in Italien

Das empfinde ich jetzt doch als sehr angenehm, nach zwei Wochen auch mal wieder Wochenende haben zu dürfen.
Letzten Donnerstag ging es nämlich mit der ganzen Abteilung von der Firma nach Italien - in Costa Volpino bzw. Lovere (in der Nähe von Bergamo) ist eine Zweigstelle von uns, und da fand ein Sales Seminar statt. Und so düsten wir Mittwoch nachmittag los, zwei Drittel meiner Abteilung in einem gemieteten Renault Espace, das restliche Drittel im Flitzemercedes vom Chef.
Einmal dürft ihr raten, ich welchem Auto ich saß :)
Über Nacht Halt gemacht haben wir dann in Chamonix Mont Blanc. Das liegt am Fuße des Mont Blanc, wie der Name des Ortes unschwer erkennen läßt. Ich kannte diesen Ort nicht, aber als ich Charly an diesem Abend anrief, meinte er, klar kenne er das, und er sei neidisch, da wolle er auch hin, und da sei es doch so schön ! Ja, stimmt, schön ist es da. Der Mont Blanc ist schon sehr gewaltig mit seinem schneebedeckten Gipfel, der in der Sonne glitzert, und auch die restlichen Berge außenrum sind wunderschön. Für mich war sofort klar, hier muß ich laufen gehen. Aber wann ? Wir kamen abends um sieben dort an und mußten dann natürlich nach guter französischer Manier um acht Uhr ins Restaurant gehen (Firma zahlt), also war das mit dem Laufen für den Abend schon mal gelaufen. Und morgens würden wir pünktlich um acht weiterfahren, denn am frühen Nachmittag sollte in Costa Volpino das Seminar schon losgehen. Aber als Hase hat man ja immer noch die Möglichkeit, Werhasi zu machen, denn der Lauf in Chamonix Mont Blanc mußte einfach sein, egal zu welcher Uhrzeit. Also stand ich brav um fünf Uhr auf und hoppelte los durch die stockfinstere Berglandschaft, einen hübschen Weg am Fluß "Arve" entlang, der sogar beleuchtet war. Die mächtigen Berggipfel zeichneten sich durch die dunkle Nacht deutlich vom sternenklaren Himmel ab, das war schon ein gewaltiger Anblick und ich war froh, dafür so früh aufgestanden zu sein. Leider ist mir dann wohl lauter Berge-Bewundern ein blöder Unfall passiert, ich bin nämlich richtig schön ordentlich mit dem Knöchel umgeknickt. Auaaaaa, das tut weh, kurz "merde" geflucht, ein paar Schritte gehumpelt und dann weitergelaufen. So ein bißchen Umknicken kann doch meinen Gummiknöcheln nichts anhaben, pah.

Gegen Mittag kamen wir dann in Lovere an. Ich war überrascht, wie hübsch der zentrale Platz dieses Städtchens war, und mußte gleich ein Foto schießen:
















Dann gab es Mittagessen, und dann ging es los mit den endlosen Vorträgen über die finanziellen, legalen, verkaufsstrategischen und was weiß ich noch alles für Aspekten unserer Branche. Es war insgesamt einfach sehr viel Information in zu wenig Zeit gepackt, so daß einem gezwungenermaßen nach einiger Zeit der Kopf brummte. Es war aber nett, einmal die italienischen und auch die deutschen Kollegen unserer Firma kennenzulernen (denn in Deutschland haben wir auch eine Filiale).
Eine deutsche (!) Kollegin fragte mich auch wieder bewundernd, woher ich denn so gut deutsch könne - öhm, hm, na ja - ??!
Insgesamt kann man das Seminar mit zwei Stichpunkten zusammenfassen: sehr viele REDEN und sehr viel ESSEN gab es. Und nicht viel Zeit. Denn immer wenn die Reden dann endlich mal zu Ende waren, mußten wir ja schon wieder essen gehen. Das ist ganz schön anstrengend ! Nicht mal zum Laufen war wirklich Zeit.

Aber am Samstag war dann Freizeittag - den wir natürlich auch wieder mit der ganzen Truppe zusammen verbringen mußten. Und so war eine Bootsfahrt auf dem Lago d'Iseo organisiert worden. Wir schipperten auf die Isola d'Iseo, und dort machte ich bei meinem Rundgang eine witzige Entdeckung, die ich natürlich gleich festhalten mußte.


Schaut mal, auch in Italien gibt es Fans von unserem Bene (aber Papst sind sie doch nicht, die Italiener, oder ?! :) Also ich persönlich könnte mich ja gerade noch beherrschen, ein Riesenposter vom Papst auf meinen Balkon zu hängen, aber wenn sie meinen.... dieser Anblick hat mir ein großes Grinsen entlockt.


Bei der Rückfahrt aufs Festland sind wir dann an dieser hübschen Insel vorbeigeschippert:

Die Insel ist gerade mal so groß, daß das Schlößchen, das darauf steht, Platz hat. Und statt einer Garage fürs Auto gibt es einen kleinen Hafen, in dem die Boote liegen. Ich könnte mir vorstellen, daß man in diesem Domizil seine Ruhe vor nervigen Nachbarn hat. Und sehr viel Ruhe überhaupt. Charly, sollen wir da hinziehen ? :)

Leider hab ich mir von dieser Reise ein unangenehmes Souvenir mitgebracht - eine Verstauchung am Fuß. Mein Gummiknöchel hat mir das Umknicken bei meinem nächtlichen Lauf dann doch übelgenommen und verlangt jetzt nach Laufpause. Das Kuriose daran ist nur, daß ich in der Zeit zwischen dem Umknicken und dem Aufmucken des Knöchels noch dreimal absolut problemfrei laufen gehen konnte. Na gut, jetzt kriegt er ein paar Tage Pause, und dann ist es bestimmt wieder gut.
Das hoffe ich zumindest sehr, denn am 8. Oktober ist doch Halbmarathon in Semur, da will ich doch mitlaufen.

Freitag, 15. September 2006

Alles neu


Ich habe jetzt diese neue Blog-Adresse.

Und zwar aus dem simplen Grund, daß ich hier auch ganz einfach mal ein paar Fotos posten kann, was in meinem anderen Blog ziemlich umständlich war - deswegen hab ich es dort auch (fast) nie gemacht.

Und so möchte ich heute endlich mal einen kleinen Einblick in mein heißgeliebtes Städtchen Semur en Auxois geben, das im nördlichen Teil des Départements Côte d'Or im Burgund liegt.

Ich möchte gar nicht mehr viel dazu sagen - schaut selbst.
Charly und ich wohnen sehr gerne hier :)