Schon als ich gestern abend schlafen ging, wusste ich, dass mich bei meinem heutigen Samstagmorgenjoggerl keine idealen Wetterbedingungen erwarten würden, aber was ich da heute morgen sehen muss, als ich noch etwas schlaftrunken aus dem Fenster blicke, übertrifft meine Erwartungen dann doch bei weitem. Schnee
sturm. Schneeverwehungen auf der Straße, die vom starken Wind in alle Richtungen durcheinandergewirbelt werden. Und jede Menge Schneefall - und das aber bitteschön
waagerecht, wohlgemerkt.
Mein erster Reflex ist, auf dem Absatz kehrtzumachen und mich wieder zu meinem kuscheligen Hasen ins warme Bett zurückzubegeben, aber dann sage ich mir, nix gibt's, nur die Harten kommen in den Garten, und ziehe meine Reinhold-Messner-Winterlaufausrüstung an. Ins Gesicht schmiere ich mir zentimeterdick Fettcreme. Gerade als ich die Wohnungstür aufmache, taumelt Charly aus dem Schlafzimmer und fragt mich entsetzt, ob ich da jetzt wirklich ernsthaft zum Laufen raus will, worauf ich erwidere, 'klar, ich geb mir jetzt die volle Dröhnung'. Er sagt noch zu mir, 'ich warne dich, wenn die Leute dich sehen, lassen sie dich einliefern!!', aber auch davon lasse ich mich nicht von meinem heroischen Vorhaben abbringen und stapfe raus in den Schneesturm. Wow. Es bläst. Es windet.
Es stürmt. Und dazu schneit es waagerecht, erwähnte ich das bereits? Das Thermometer sagt -6°. Ich nehme mir eine kleine Runde vor und laufe durchs Dorf hoch in Richtung Schwesternwald. Am Anfang habe ich Rückenwind, auch auf der Anhöhe bin ich von den Bäumen einigermaßen geschützt.... aber dann, als ich ganz oben auf der Anhöhe bin und mir kein Baum mehr Schutz bietet und ich voll in den Gegenwind und Gegenschnee reinlaufe, wird mir der Irrsinn meines Unterfangens erst richtig klar. Der Wind peitscht mir die eisigen Schneeflocken nur so ins Gesicht, jede einzelne Schnee'flocke' (Schneeflocke trifft es in dem Fall nicht, Schneeflocke hört sich viel zu nett und freundlich an!!) fühlt sich an wie ein Messerstich im Gesicht und auf den nackten Waden (ja, ich habe meine Dreiviertelhose an, es ist ja schließlich schon März!). Nach einer Weile hat sich eine Eisschicht auf meinen Augenbrauen gebildet, ich muss aussehen wie ein Yeti. Ich muss mehr oder weniger mit geschlossenen Augen gegen den Sturm ankämpfen, da mir der peitschende Schnee in den Augen wehtut. Manchmal, wenn ich den fiesen Gegenschnee einfach nicht mehr ertragen kann, drehe ich mich um und laufe zur Erholung ein paar Meter rückwärts. Meine Waden sind knallrot.
Und ich fühle mich einfach nur soooo lebendig :))
Auf den letzten beiden Kilometern habe ich dann wieder Rückenwind, und da läuft es sich ganz von selbst.
Wow. Was für ein Lauf. Ich kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass das mit einer der extremsten Läufe meiner Laufkarriere war, aus rein meteorologischer Sicht. Als ich heimkomme, schaut Charly mich nur kopfschüttelnd an und begreift es immer noch nicht so ganz, aber damit kann ich gut leben :)