Sonntag, 26. August 2007

Ich freu mich auf Berlin!

Eigentlich wären nach dem Manu-Plan heute 24 km dran gewesen, aber wie finde ich genau heraus, was 24 km sind? Ich hab zwar ein GPS, aber das habe ich nur im Winterhalbjahr in Betrieb. Warum nur im Winter? Nun, sobald Laub auf den Bäumen ist, hat mein GPS permanente Aussetzer und piept insistent herum, und das kann nerven. Na dann eben nicht.
Ich hab mir also auf meiner Karte, mit Lineal und Bleistift bewaffnet, eine Strecke ausgetüftelt, die meiner Meinung nach so etwa 24 km entsprach. Na ja, eher 25. Aber das ist noch innerhalb der Toleranzschwelle, das muss ok sein. Es sollte über unsere Lieblingsdörfer Flée (ist der Name nicht herrlich?) und Montigny-sur-Armançon gehen. Um Punkt 12 lief ich los, dick mit Sonnenmilch eingecremt. Der Wald zwischen Lac de Pont und Allerey ist ganz besonders schön, viel Verkehr ist hier auch nie, und heute noch weniger, da es ja Mittagszeit war. Mitten im Wald fiel mir auf einmal auf, dass mein IPod, bzw. die Musik in meinen Ohren, mich nervte. Also ausgeschalten und in der Stille weitergelaufen, und diese dann auch genossen. Es ist kurios: manchmal gibt mir meine Lieblingsmusik beim Laufen ganz unheimlich viel und beschwingt mich. Wenn im richtigen Moment das richtige Lied kommt, kann mir das im wahrsten Sinne des Wortes Flügel verleihen und mich unheimlich motivieren. Und dann ist es aber manchmal so wie heute - wo es mich einfach nur nervt. Das hängt aber sicher auch mit dem Ort zusammen, wo ich gerade laufe. Wenn ich direkt nach der Arbeit durch Semur laufe, mitten im Feierabendverkehr, dann bin ich sehr dankbar, meine Musik hören zu dürfen anstatt nervender Autos und Mofas. Und dass er mich heute ausgerechnet im Wald genervt hat, ist auch kein Zufall - friedlicher grüner Wald und Placebo passen einfach nicht zusammen.
Aber dafür gibt es ja zum Glück den Knopf zum Ausschalten, ist also alles kein Problem.
Über Allerey kam ich über eine sehr hügelige Straße nach Flée, wo ich am Friedhof Halt machte (nur kurzfristig natürlich), um zu trinken. Nun stand da am Wasserhahn ein Schild, "Eau non potable" - kein Trinkwasser. Hä? Muss ein Irrtum sein und trifft nicht zu, habe ich beschlossen. Und das Wasser war dann auch tatsächlich durchaus potable und schmeckte gut, und mir geht es auch jetzt immer noch gut ;-)
Durch Flée zu laufen ist immer wieder eine Augenweide, da würden Charly und ich gerne wohnen. Ich muss unbedingt mal Fotos von Flée machen. Dann ging es weiter nach Roilly, ein Dorf, das durch seinen herrlichen und sehr üppigen Blumenschmuck beeindruckt, und dann nach Brianny, wo heute Flohmarkt war. Mei, war das ein Gewusel, ganz Brianny war da zugange, endlich mal was los hier! Auf französisch nennt man so einen Dorf-Flohmarkt ehrlicherweise Vide Grenier - was soviel wie Ausleeren des Dachbodens heißt. Ich finde das eine sehr ehrliche Bezeichnung.
Drei Kilometer nach Brianny landete ich in Montigny, wo ich dann schon 16 km in den Beinen hatte und mich wieder auf den Friedhof freute - wegen des Wasserhahns. Hier warnte auch kein Schild vor dem Wasser. Ich kann jetzt selber nur den Kopf über mich schütteln, dass ich früher meine langen Läufe ohne auch nur einen einzigen Schluck zu trinken durchgezogen hab - aus dem simplen Grund, dass ich einfach keine Lust hatte, stehenzubleiben! Und jetzt mache ich an den Brunnen und Friedhöfen, die mir in den Weg kommen, zwei Minuten Halt, was sind schon zwei Minuten?, und fühle mich danach wie neugeboren.
Danke für deine Insistenz, mein Charly xxxx
Eine weitere Erkenntnis hatte ich während des Laufes heute. Die Charaktere von Hunden sind genauso unterschiedlich wie die von Menschen. Alle sind Individuen, jeder Jeck ist anders. In Flée lief ich auf einen Hund zu, den ich schon von weitem sah, er saß einfach so da, mitten auf der Straße - und er lächelte mich freundlich an. Ich finde, wenn Hunde hecheln, dann sehen sie aus, als würden sie lächeln. Er ließ mich einfach an ihm vorbeilaufen, freute sich und wedelte dabei mit dem Schwanz. Netter Hund. In Roilly kam ich dann an einem Haus vorbei, wo ein Hund neben dem offenen Gartentor angekettet war. Eine Fußhupe, nicht höher als 10 Zentimeter, na gut, sagen wir 15. Und ich habe noch nie einen so hysterischen Kläffer erlebt. Mei, musste der schimpfen und motzen und kläffen und dabei wie ein Gummiball in die Höhe hüpfen, er konnte gar nicht so schnell kläffen und hupfen, wie er motzen wollte, ich dachte, er erhängt sich an seiner Leine, der arme Kerl. Faszinierend. Aber warum muss man sich auch einen Hund an der Kette halten? Finde ich traurig.
Als ich nur noch vier Kilometer von zuhause entfernt war, reichte es mir dann doch, ich sehnte das Ende des Laufes herbei, und ich beschloss ganz spontan, noch einmal das zu probieren, was ich während meines ersten Marathons schon erfolgreich erprobt hatte - die Greif'sche Endbeschleunigung. Ganz ohne von einem Hund verfolgt zu werden, übrigens. Ich legte einen Zahn zu und lief schneller, und es ging gut. In Zahlen kann ich es leider nicht sagen, wie gesagt, es ist Sommer, und Sommer heißt, Hase ist ohne GPS unterwegs, aber ich fühlte, dass ich recht flott unterwegs war. Ich laufe diese langen Läufe bewußt langsam, in einem Kilometerschnitt von ca. 6:30 oder auch mal 6:45, wenn es bergauf geht, und die letzten vier Kilometer bin ich wohl irgendwas zwischen 5:40 und 5:45 gelaufen. Da bin ich dann aber schon froh, wenn es vorbei ist. Ich kam vor meiner Haustür an, der Schweiß spritzte nur so von mir weg und im Vergleich zu meinem Kopf wäre jede überreife Tomate blass erschienen. Kröch. Ich habe es geschafft, und mir geht's gut! Und ausgerechnet genau in diesem Moment hält ein Auto an, und eine Horde junger Leute fragt mich nach dem Weg zum Lac de Pont. Während ich es ihnen erklärte, entging mir nicht, dass sie mich anstarrten wie eine Außerirdische. Der Schweiß lief in Sturzbächen an mir runter, und mein Kopf!! Ich schwöre, der ist in solchen Momenten wirklich sehr, sehr, sehr rot. Aber gut, sie bekamen ihre Wegbeschreibung, und das war ja das, was sie wollten, nicht wahr?
Charlys Kopf ist nie rot. Der behält immer seine normale Farbe. Ich finde das ungerecht.
Und dann habe ich heute noch etwas gemacht, was ich selber ein bisschen dekadent finde und noch nie gemacht habe: in Ermangelung eines (im Sommer) funktionierenden GPS bin ich die Strecke dann noch mit dem Auto abgefahren. Ich war einfach neugierig und wollte wissen, wieviel das nun genau war - und es waren auf den Meter genau 25 Kilometer. Nicht 24,9 und auch nicht 25,1 - nein, 25,0.
Es ist auch rein mental interessant, das zu machen, die Strecke kam mir dann im Auto ganz schön weit vor, und das bin ich gelaufen! Und mir geht's gut. Schööön!
Vorgestern habe auch ich endlich Post aus Berlin bekommen. Jetzt ist es richtig offiziell - wir fahren nach Berlin! Und ich freu mich ganz riesig darauf.

26 Kommentare:

Blumenmond hat gesagt…

Das hört sich doch nach einem wirklich schönen Lauf an. Schade, dass ich nicht in Berlin bin, wenn Du läufst, ich würde sehr gerne anfeuern.

Kannst Dein GPS mitbringen, wenn Du kommst. Hier sind keine Wälder ;-))) Aber wenn Du früher kommst, dann können wir dort laufen, wo ich heute war - ohne GPS weil Wald... und schööön!

Hase hat gesagt…

Hach ja genau, das wollte ich auch noch sagen, Anja - darauf freue ich mich auch sehr :o)

Anonym hat gesagt…

Schööööner Lauf. Ich hab die Strecke richtig schön im Kopf mitgemacht.
Das hast du aber arg schön geschrieben.
Und Placebo und grüner Wald? Ne das passt echt net :D
Dafür, dass du nicht wusstest, was du schreiben sollst, sind ja doch ein paar Zeilen geworden :)))

Hase hat gesagt…

Hihi, ja, gell?
Irgendwie fällt mir dann doch immer was ein ;-)
Und diese hysterische Fußhupe hätte dich aber auch köstlichst amüsiert, das kann ich dir versprechen :o)

Anonym hat gesagt…

Ja, Fußhupe :)
Die nervt mich ja schon, wenn ich sie lese :D

Anonym hat gesagt…

Hallo Kerstin,
ich habe zwar heute auch einen 27 km Lauf gemacht; der war allerdings nicht ganz so "erholsam" wie Deiner. Ich bin das Ganze zu schnell angegangen (Trotz Alter/Erfahrung/Ich müßte es eigentlich besser wissen) ist das nach wie vor mein Problem.
Die Ortsnamen Deiner Tour sagen mir natürlich was, habe sie mit Margita zusammen auch noch einmal auf der Karte aufgesucht. Gratulation zu Deinem Lauf - und wieder mal "Danke!" für Deinen lebendigen Bericht.
Liebe Grüße
von
Fritz-Norbert
P.S.: Wie es mir heute ergangen ist, kannst Du ja auf meiner HP nachlesen.

Anonym hat gesagt…

25km durch heiße hügelige und waldige Gefilde? dann wird das flache, kühle und menschengesäumte Berlin ein Klacks für dich!

Aber wie konntest du sowas früher ohne zu trinken schafffen? Alleine der Gedanke *uff*

Anonym hat gesagt…

Heya,

da hätten wir auch gemeinsam laufen können, bin die gleiche Strecke gelaufen.

Mir wäre eine Strecke in Frankreich auch mal als Abwechslung sehr gelegen, und Du hättest nicht alleine durch die Gegend pirschen müssen.

Schon alleine die Ortsnamen haben es mir angetan, ein bisschen Wehmut, mal wieder unter Franzosen in Frankreich zu sein, packt mich immer wieder, wenn ich Deine Berichte lesen, und ich denke, es wird auch nicht mehr lange dauern, bis ich es ausprobiere.

Viel Freude bei der Vorbereitung auf Berlin, lauf Hase lauf !!!

Anonym hat gesagt…

Mit Gazebo im Ohr könnte ich auch nicht laufen, höchstens davonlaufen :-)))
Ich habe bei Deiner Km-Zeitangabe natürlich gleich nachgerechnet. Dein Lauftempo (6:30) ist ja Dein Marathon-Tempo, das Du drauf hast. Ist das nicht zu schnell? Weil, die Greifsche Endbeschleunigung sollte ja, wenn möglich, bis zum Marathon-Tempo gehen. Und bei 5:40/km weißt Du, was wir nun von Dir erwarten. ;-)

Hase hat gesagt…

Fritz-Norbert, ich habe es ja bereits in deinem Gästebuch geschrieben - ich fand dich zu schnell auf die ersten 10 km, aber wir laufen ja auch nicht in der gleichen Liga ;-)

Lizzy, ja, wie gesagt, die Frage stelle ich mir mittlerweile auch. Wobei ich gestern postwendend nach dem veröffentlichen meines Eintrags einen besorgten Telefonanruf von meiner Mama gekriegt habe, die mir sagte, ich solle blooooß nie wieder "eau non potable" trinken, das könne gefâhrlich sein, und die hätten schon ihren Grund, warum sie das da hinschreiben! Das hab ich ihr natürlich versprochen, ich wollte ja, dass sie ruhig schläft ;-)

Uli - *kreisch*. 5:40 im Marathon - gehts noch? Und überhaupt waren das ja nur geschätzte Zahlen - dass mein GPS im Sommer nicht funktioniert, hab ich erwähnt, oder? ;-)
Vielleicht war mein normales Tempo gestern ja 9 Minuten/km. Und bei der Endbeschleunigung hatte ich dann 7:30 drauf, oder so. Weiß mans? *blinzel*

Hase hat gesagt…

Und: Gazebo, ja, scho recht *lach*

Kerstin hat gesagt…

Schoen!

Ich haette aber noch einen Tipp zum Streckenausmessen.
http://www.runningahead.com/
Da kannst du dir nach dem Anmelden die Strecken ueber Google Maps ganz genau ausrechnen lassen.

Hach, es muss schoen sein, im so dichten Wald zu laufen, dass das GPS versagt! Und dann noch (wie es sich anhoert) ohne Spinnen und Krokodile! Frankreich ist schoen!

Hase hat gesagt…

Hey, danke für den Tipp, Kerstin, das klingt interessant! Es ist nämlich in der Tat so, dass ich im Sommer meine Streckenlängen oft nur schätze. Außer wenn ich mit Charly laufe, dessen Forerunner hervorragend funktioniert :)
Aber wie du ganz richtig sagst, meinen schönen Wald mag ich deswegen auch nicht hergeben. Und Krokidile gibt es da mit Sicherheit keine, nö. Mir reichen schon die Ringelnattern, die ich (sehr selten) dort sehe *grusel* !

Unknown hat gesagt…

Und Wildschweine!
Da fallen mir ganz spontan Asterix und Obelix ein, wie sie auf die Jagd gehen.

Anonym hat gesagt…

Wildscheine gibt es auch in Berlin reichlich, Kerstin ! :-)
Aber es scheint wirklich ein sehr abwechslungsreider Lauf gewesen zu sein und das mit Berlin klappt sowieso !

Hase hat gesagt…

Aber ich (die Hasenkerstin - meintest du mich, Martin?) hab doch gar keine Angst vor Wildschweinen! :o)

Kerstin hat gesagt…

Ein Wildschwein ist objektiv gefaehrlicher als eine Schlange oder eine Spinne.
Mit Krokodilen wuerde ich es jetzt mal auf eine Stufe setzen und natuerlich mit Baeren, die hier auch schon mal frei rumlaufen. Natuerlich nicht in der Stadt, sondern mehr so in der Wildnis.

Hase hat gesagt…

Aber ich dachte, es wäre mittlerweile deutlich klargeworden, dass das mit Objektivität bei mir absolut überhaupt nichts zu tun hat ;-)

Anonym hat gesagt…

Ach wie schön!

Kannst Du nicht mit Google Earth messen oder ist Dein kleiner Ort dort nicht dabei? ;-)

Hase hat gesagt…

Doch, Michi, meinen kleinen Ort findet Google Earth schon, das Problem ist eher, dass mein kleiner antiquierter Computer es ganz schön happig findet, wenn man Google Earth installieren will ;-)

Anonym hat gesagt…

dann nimm doch einfach:

http://www.gmap-pedometer.com/

da muss zumindest nix installiert werden (rödelt speichermäßig aber beim Vermessen auch etwas rum, wenn das PC-Schätzchen etwas klapprig ist. Meins ist auch schon 7 Jahre alt und nur ein klitzekleines bisschen Speicher nachgerüstet)

GRAS.GRUEN hat gesagt…

berlin wird dir gefallen.. allerdings sind da SAUVIELE leute. ich war da richtig geschockt, als ich mich an den massen zum kleidercontainer durchgewühlt habe... ps.. .beim pinkeln keine gedanken machen - einfach hintern laster ;-))) ich konnte mich einfach nicht überwinden in die 100menschen-schlange ans dixi zu stellen ..:-((( ansonsten wars richtig - richtig geil -obgleich ich menschenmassen hasse,, würde ich dort tatsächlich noch mal laufen, wenn ich denn könnte

GRAS.GRUEN hat gesagt…

ach ja und von wegen frau lizzy ..berlin und kühl..letztes jahr hatte es schlappe 26 gräder und war mächtig windig auf den geraden !!!!

Anonym hat gesagt…

Tempus fugit! Nicht mehr lange und Du mußt Dich durch die Massen "kämpfen".
;)

Sicherlich ein besonderes Erlebnis.

Vorab schon mal viel Spaß!

Schönen Sonntag,

Marcus

Anonym hat gesagt…

Hasi, Du machst mich ganz verrückt mit Deinen ständig wechselnden Blog-Designs. Ich denke immer, ich hab' was falsches abgespeichert! Auch das Rosa war ja gar nicht das Rosa, das Du sonst immer hast, wenn Du nicht gerade blau bist! Wieviele Designs kannst Du denn wählen...oh je, ich glaube, das sind so einige :)
Um Getränke habe ich auch schon mal gebettelt, ist aber lange her. Ich war mit einer Freundin unterwegs, es war unwahrscheinlich heiß und wir haben unwahrcheinlich geschwitzt und der netten alten Dame ihr bergisches Stübchen, in dem sie uns das Wasser gereicht hat, vollgetropft. Wir sollten unbedingt reinkommen, und als wir wieder rausgingen, blieben Pfützen zurück:-)

Hase hat gesagt…

Hach Manu, ich weiß, ich mach mich ja selber ganz verrückt mit meinen ständig wechselnden Blog-Designs... ich kann mich einfach nicht entscheiden.... *oooops*