Sonntag, 19. August 2007

Halbmarathon mit Hund

Um 15 Uhr haben Charly und ich uns heute gemeinsam auf die Laufstrecke begeben. Wir sind gemeinsam losgelaufen und haben uns nach 8 gemeinsamen Kilometern getrennt, ich wollte insgesamt ca. 20 Kilometer machen und Charly zehn, natürlich haben wir uns wieder hoffnungslos verschätzt, aus Charlys zehn Kilometern wurden nämlich gute 14 *ooops*. Aber es geht ihm gut, und das freut mich wirklich ganz ganz arg, dass es wieder läuft bei ihm.
Mit vielen Bisous und Pass-auf-dich-aufs trennten wir uns in Ménétoy, Charly lief zurück nach Semur und ich weiter nach Vic de Chassenay, richtig, das ist das nette Dorf, in dem dieser herrlich erfrischende Brunnen steht, den ich natürlich wieder fast leergetrunken habe. Von Vic de Chassenay ging es dann weiter nach Chassenay, und was sehe ich da? Noch einen Brunnen! Also wieder getrunken, auch wenn die letzte Wasserstelle erst einen Kilometer her war, aber einen vorhandenen Brunnen nicht zum Trinken zu nutzen, das geht gar nicht.
Dann lief ich weiter auf für mich völligem Neuland bis nach Sauvigny, ein mir bis dato unbekanntes sehr hübsches Dorf. Allerdings ohne Brunnen. Danach ging es weiter nach Cernois, das kenne ich gut, und von Cernois bis Semur sind es nur noch knapp sieben Kilometer. Das letzte Stück dieser Strecke kenne ich schon so auswendig, dass ich mir dachte, ich könnte eigentlich den kleinen Umweg über die Pferdchenrunde drehen, die an einem öffentlichen Reiterhof vorbeiführt, da bin ich schon lange nicht mehr vorbeigelaufen.
Als ich mich dem Eingang dieses Reiterhofs näherte, lief ich schon etwas langsamer und wachsamer, da ich weiß, dass es auf diesem Reiterhof einen Schäferhund gibt, der frei herumläuft und auch schon bellend auf mich zugerannt ist, aber das machte mir nichts aus, ich kenne ihn ja und habe sowieso keine Angst vor Hunden und mag sie und deswegen tun die mir auch nichts. So dachte ich zumindest bisher. Ich war schon fast vorbeigelaufen, als ich den Schäferhund sah - und er mich. Er setzte sich in Bewegung und lief bellend auf mich zu. Nun, da kann es einem schon anders werden, aber mir machte das immer noch nichts aus, ich kannte ihn ja! Ich blieb also stehen, schaute ihn an und redete mit ihm, so wie ich das immer mache, "guter Hund. Du bist ein guter Hund." Nur schien das oder ich ihm heute einfach nicht zu gefallen, denn er bellte mich weiter an, und es klang nicht freundlich, es klang aggressiv. Er knurrte auch dazu und kam mir näher, und stupste mich knurrend mit seiner Schnauze am Bein an. Und da passierte auf einmal etwas mit mir, das ich in bezug auf Hunde bisher nicht kannte - ich fing an, richtig Angst zu kriegen. Dieser nicht gerade kleine Schäferhund, der wütend knurrend und bellend vor mir stand, mir seine Zähne zeigte, mich am Bein anstupste - nun, ich war alles andere als entspannt. Ich hatte Angst, schlicht und einfach. Mein Herz fing wild an zu klopfen - das ist mir noch nie passiert bei einer Hundebewegung. Und ich schwöre, dieses Vieh hat das ganz genau gespürt. Sein Knurren wurde immer intensiver und lauter, und meine Angst dementsprechend größer - verdammter Teufelskreis! Ich redete weiterhin gut auf ihn ein, aber war wohl dabei nicht mehr besonders überzeugend, mein "guter Hund, du bist ja so ein guter Hund" hätte ich guten Gewissens durch ein "blöde Töle, lass mich bloß in Ruhe" ersetzen können. Ich schaute immer wieder hilflos zum Hof hin, verdammt nochmal, keine Menschenseele war da zu sehen! Hilft mir denn niemand? Ich sagte zum Hund, "du bist ein guter Hund. Und jetzt gehst du heim und lässt mich weiterlaufen, ja? OK? Guter Hund...." Blöder Scheißköter, lass mich bloß in Frieden! In dieser Situation fielen mir alle Theorien ein, die ich selber gerne Leuten empfehle, die Angst vor Hunden haben - gut auf den Hund einreden, ihm die Hände zeigen - ist alles wunderbar in der Theorie, aber wenn so eine knurrende Bestie vor einem steht und man einfach nicht weiß, ob sie gleich zubeißt oder nicht, nützt alle Theorie nichts mehr. Ich hatte keinerlei Lust, ihm meine Hände hinzustrecken, da ich schlicht und einfach die Befürchtung hatte, er würde zuschnappen. Ich traute mich gar nicht, mich zu bewegen, da ihn jede auch noch so kleine Bewegung von mir noch wütender zu machen schien. Und kein Mensch ließ sich blicken - typisch.
Meine Rettung war dann, dass es ihm nach einer Weile zu langweilig zu werden schien. Er drehte sich einfach um und ging wieder langsam zu seinem Hof zurück - nicht, onhne sich noch mehrmals umzudrehen und mich anzubellen und anzuknurren. Ganz langsam traute ich mich jetzt, ein paar Schritte zu gehen. Ja, brav, geh heim, Hundi.... ich geh dann jetzt auch weiter, war nett, mich mit dir zu unterhalten.... (Dreckstöle!) Er ließ mich gehen. Ich ging dann auch noch mindestens zweihundert Meter, bevor ich wieder in einen Laufschritt fiel. Und mindestens zwei Kilometer lang hab ich mich alle zwei Meter umgedreht, ob Töle mir nicht doch hinterherrennt und mir in den Hintern beißt......
OK, ich habe es unbeschadet überstanden. Aber es war eine völlig neue Erfahrung für mich, ich habe so etwas noch nie erlebt. Bisher hat meine "guter Hund"-Masche immer hervorragend funktioniert, und bisher haben die Hunde wohl immer gemerkt, dass ich keine Angst hatte.... aber was soll man machen, wenn man nun einmal Angst hat??! Schwierig. Charly wurde ja tatsächlich schon gebissen. Und ich kann ihn jetzt noch sehr viel besser verstehen. Ich möchte aber noch einmal betonen, dass ich Hunde wirklich sehr gerne mag - fast so gerne wie Katzen, und ich liebe Katzen!! - nur diesen einen da mag ich seit heute eben nicht wirklich ;-)
Auf dem Rest der Strecke hat dann noch ordentlich der Regen eingesetzt, schöön war das, ich wurde tropfnass, und kam nach haargenau 21,1 km zuhause an, das war tatsächlich ganz genau ein Halbmarathon, den ich da heute gelaufen bin, und wenn man einen Halbmarathon schafft, dann schafft man auch einen Marathon, das ist bekannt, oder?

13 Kommentare:

Blumenmond hat gesagt…

Dass Du den Marathon schaffen wirst, steht außer Frage - als ich weiß das ganz sicher.

Die Nummer mit den Hunden finde ich auch kritisch. Ich bin noch nie angegriffen worden, hab aber ne fürchterlich Angst, wenn es kräftige Hunde sind, die nicht an der Leine geführt werden - und ich fürchte auch den Teufelskreislauf. Die Viecher merken ja meinen Schiss... Hunde an die Leine, sag ich nur :-)) und was ich mit den Katzen tun würde... nun ja;-)) (nicht zu ernst nehmen, Du kennst ja meine Geschichte).

Anonym hat gesagt…

Kerstin, vielleicht lag das Problem ja schlicht und ergreifend darin, dass die arme Töle dein "guter Hund" nicht verstanden hat- der ist doch Franzose ;-)
Ernsthaft- bin wirklich froh für dich, dass er zumindest soviel Anstand besaß dich nicht zu beißen. Auf Adrenalinschübe dieser Art beim Laufen kann man gut und gerne verzichten.

Anonym hat gesagt…

Das Adrenalin hat dich heute bestimmt um einiges schneller gamcht ! Aber mit diesen nicht erzogenen Hunden ist wirklich nicht zu spaßen. Ich bin mit Hunden droß geworden, aber wenn so ein Schäferhund vor mir stehen würde, hätte ich auch Schiß !
Ps: da du nun heute 21 gelaufen bis, mußte ich 30 laufen, sonst überholst du mich wieder in meinen Taperingwochen ! :-)

Anonym hat gesagt…

Du armes, armes Kind - aber ich kenne das vom Walken. Die Doggen von der Mühle, you know, unten an der Lauer, jagen mir auch Angstschauer über den Rücken - und ich liebe Hunde, Kerstin, das weißt du..........
Mama

Anonym hat gesagt…

Na, Hase, was muß ich hier lesen? Du willst mir doch nicht etwa nacheifern? Laß das lieber sein.

Ein Glück, daß nichts weiter passiert ist. Schäferhundis führen schließlich die Beißstatistik an. Ich hoffe, Du hast für zukünftige Läufe nicht wirklich eine Angst entwickelt.

Laß Dich davon nicht unterkriegen!

Jana hat gesagt…

Du Kerstin, weiß du an was mich die Sache mit dem Hund erinnert?

An Herrn Lehmann, wie er auf dem Weg nach Hause diesem blöden Hund begegnet, der ihn nicht weiter gehen lässt, Schnaps trinkt und den Polizisten beißt.

Ist schon komisch, dass wir beide auf den Hund gekommen sind ;-)

liebe Grüße Jana

Anonym hat gesagt…

Ach ja, Hase, ich glaube, so ein Erlebnis hat jeder Läufer einmal - früher oder später, aber wenn es so gut aus geht wie jetzt bei Dir, dann ist es gut, ich vermute, der steht nicht auf Hasen-Beine, darum hat er sich dann letztendlich von Dir abgewandt !

Ob Du da noch einmal vorbei laufen wirst ???

Was den Marathon angeht, den hast Du im Sack, ganz bestimmt !!

Auf diesen Schreck einen Dujardin !! oder zwei ???? (früher gab es mal so eine Werbung für Dujardin !!), darum dieser Spruch !!

ciaooooooo

Anonym hat gesagt…

Bäh
Mir sind ja damals an der Stelle 3 Dreckstölen hinterher gelaufen.
Ich find das zum kotzen. Ich würd am liebsten hinfahren und den Besitzern sagen was ich davon halte.
Und das wär nix schönes.

Anonym hat gesagt…

Tja - ausnahmsweise auch keine vor Weisheit strotzende Generallösung von mir :o)

Weil: als große Tier- und insbesondere Hundeliebhaberin gibt es trotzdem immer wieder Exemplare, vor denen auch ich Schiss habe. Da nützt es auch nix, dass man vermutlich für jeden Einzelfall wunderschöne passende Gründe und Erklärungen finden würde. Hund im Bein ist Hund im Bein - oder schlimmeres. Als mein Sohn noch keine drei Jahre alt war, stand er mal Auge in Auge mit einer zähnefletschenden Rottweiler-Hündin, die ich vorher nur völlig brav und lieb erlebt hatte. Sie war trächtig ... tja ... weiß ich's? Auch der Hund, der meinen Quax totgebissen hat, ist sicherlich auch für Menschen nicht immer ungefährlich. Wie gesagt: Angst hab' ich auch manchmal und ich glaube, manchmal auch gerechtfertigt.

Anonym hat gesagt…

Zum Glück ist die Sache gut ausgegangen, Hase. Bauernhofhunde sind für manche Überraschungen gut. Früher bin ich auch manchmal an so einem Gehöft vorbeigelaufen, wo ein angeketteter Hund (armes Vieh, er tat mir schrecklich Leid) sein Unwesen trieb. Ich hatte immer tierisch Angst, dass er einmal nicht angekettet wäre - obwohl ich weiß, dass Kettenhunde halt gerade wegen der Ketten so aggressiv sind. Trotzdem, ich war immer voll Adrenalin, wenn ich mich dem Bauernhof näherte.
Aber Themenwechsel: Das war ein richtiger, echter langer Lauf, hurra! Klar schaffen wir Berlin, wer den Halben schafft, schafft auch den Ganzen, das ist die perfekte Einstellung:)

Anonym hat gesagt…

Ich hatte vermutet, dass Du das Vieh auf französisch angesprochen hast, was bei einem (deutschen) Schäferhund natürlich nutzlos ist. Vielleicht klärst Du uns über den Sachverhalt noch auf.
Ansonsten: Glück gehabt und ich bin in Sachen Hunde sowieso für die rigorose John-Wayne-Methode - erst schießen, dann Fragen stellen ;-)Also nicht ernst zu nehmen.

Hase hat gesagt…

Also wie jetzt ??!
Die eine meint, wenn ich den Hund auf deutsch anspreche, würde das klar nichts bringen, der andere sagt, ist ja klar, dass das Französischreden bei einem deutschen Schäferhund nix bringt.
Euch kann man es aber auch nicht recht machen! *lol*

OK, ich verrate euch jetzt ganz ehrlich, wie es wirklich war.
Ihr dürft mich aber nicht auslachen *schmoll*.
Mein Standardspruch bei solchen Hunden ist tatsächlich "guter Hund, guter Hund" etc, und so hab ich auch angefangen, auf deutsch. Das hat aber, wie bereits erwähnt, nix genützt. Ich hab mir dann gedacht, vielleicht mag Hundi den Klang der deutschen Sprache nicht? Also bin ich umgestiegen auf französisch (ja, ernsthaft, nicht lachen).
Na ja.
Wie auch immer.
In dem Fall war einfach der Hund blöd :o)))
Erst schießen, dann Fragen stellen - ich schmeiß mich weg :o)

Anonym hat gesagt…

Nur kein Hund ist guter Hund, in Biß von diesem Kaliber in den Ellenbogen fühlt sich an als wäre man in einen Schraubstock geklemmt.
Aber wahrscheinlich würde der Hundehalter - darauf angesprochen - beteuert haben. "DER WILL DOCH NUR SPIELEN." Mich haben die Dreckstölen - ich finde Dein Vokabular in der zweiter Hälfte des Berichtes wesentlich passender - sogar dazu gebracht allerliebste Laufrouten zu wechseln. Also: Blöd bleibt blöd.
Beste Grüße und beste Vorbereitung auf Berlin. Gruß Peter/ BA