Sonntag, 11. März 2007

Fotos von Semur

Heute bin ich lang gelaufen. Sogar sehr lang für meine Verhältnisse. Und da ich das gestern schon wußte und demzufolge brav sein und mich mit Laufen zurückhalten mußte, hab ich mal wieder einen Spaziergang bei herrlichstem Sonnenschein durch das schöne Semur gemacht, mit Fotoapparat bewaffnet. Das Ergebnis könnt ihr hier sehen. Und danach erzähl ich euch dann noch etwas von meinem langen Lauf.







Ich hab ja schon erzählt, daß Charly und ich momentan ganz heiß darauf sind, unser Burgund näher zu erkunden. Und deswegen war ich gestern ganz glücklich, als ich bei einem Streifzug durch den herzallerliebsten Semurer Buchladen eine Kiste mit Landkarten entdeckt hab - detaillierte Landkarten für die Gegend um Semur herum, auf denen man wirklich jeden Waldweg sieht, im 1 : 25 000 Maßstab. Ich war begeistert und hab zugegriffen. Man gönnt sich ja sonst nix :o)
Und so hab ich mir für heute eine Strecke auf der Karte ausgesucht, von der ich nicht genau wußte, wie lang sie sein würde, nur so ungefähr eben - bin ja trotz aller Begeisterung immer noch kein Landkartenfachhase, gell - ich schätzte die Runde auf irgendwas zwischen 20 und 30 Kilometer. Laufen wollte ich im Idealfall 25 km heute. Na also, paßt doch ;o)
Ich lief um elf Uhr los, genau in die Mittagszeit hinein, was verkehrsmäßig ideal ist. Das Wetter war perfekt: strahlende Sonne, blauer Himmel, nur ein leichter Wind und dennoch war es relativ frisch, einfach ideales Laufwetter. Nach drei Kilometern merkte ich, daß ich viel zu schnell war. Ich war jeden der drei Kilometer in einem Schnitt von 5:45 gelaufen, das ist kein Hasentempo für einen langen Lauf ! Also Tempo raus und in einem Kilometerschnitt von 6:30 weiter. Ich kam über Charentois, Pont de Chevigny und Milléry in Genay an. In Genay sah ich einen Arbeitskollegen von mir in seinem Garten, wo er gerade mit seiner Frau am Diskutieren war, ob man diese neue Pflanze lieber hier oder doch lieber dort anpflanzen solle. Sie waren so vertieft, daß sie mich nicht bemerkten, ich hab auch nix gesagt, aber morgen werde ich ihm die Szene genau beschreiben, da wird er gucken :o)
Hinter Genay gibt es einen Wald, den Forêt de St. Loup. Den Wald des heiligen Wolfs ? Na, dem muß ich aber bitte nicht unbedingt begegnen, wenn's geht. Ich hab ihn gefunden, und dank meiner tollen Karte auch den Weg, der mich durch diesen Wolfswald geleiten sollte. Natürlich begegnete ich keiner Menschenseele, aber dafür gaben die Vögel heute alles. Das Singkonzert war unbeschreiblich, es klang so nach Frühling, dazu dieser Sonnenschein, und ich war im Nachhinein richtig froh, daß der Akku des IPods gerade leer gewesen war, als ich loslaufen wollte. Ist ja wirklich eine Sünde, sich bei diesem wunderbaren Vogelgesang die Ohren zuzustöpseln.
Als ich am Ende des Waldwegs ankam, hatte ich bereits 14 km hinter mir. Nun kam ich auf eine relativ stark befahrene Landstraße, auf der blieb ich aber nur einen knappen Kilometer, dann war ich in Pouligny und durfte nach links abbiegen in Richtung Vic de Chassenay, oder auch Bruchbudenhausen, wie Charly es treffenderweise nennt. Auf der Straße von Pouligny nach Vic de Chassenay begegnete ich keinem einzigen Fahrzeug, nur zwei Reiter überholten mich und grüßten mich freundlich. Ich nahm es ihnen auch gar nicht krumm, daß sie mich überholten. Ich kam nach vier weiteren Kilometern in Bruchbudenhausen an und entdeckte zu meiner Entzückung, daß es dort mitten im Zentrum einen Brunnen gab, aus dem frisches Wasser plätscherte. Ich hängte mich hinein und trank, mein ganzer Jackenärmel wurde tropfnaß dabei, aber ich dachte an Charly und wie stolz ich ihm erzählen würde, daß ich diesmal während meines langen Laufes etwas getrunken hatte.
Kurz nach Vic de Chassenay kam ich an eine Weggabelung, und jetzt hieß es, mentale Stärke zu beweisen. Ich hatte jetzt 19 Kilometer in den Knochen und merkte das auch schon. Ich hatte jetzt die Wahl, geradeaus nach Semur weiterzulaufen und in sechs Kilometern zuhause zu sein, oder den Weg über Cernois zu nehmen, was einen Umweg von 2 Kilometern bedeutete.
2 Kilometer mehr sind viel, wenn die Hasenpfoten nach 19 Kilometern eigentlich schon genug haben :o)
Nun, ihr könnt es euch denken, hätte ich mich für die kürzere Variante entschieden, würde ich euch das alles hier sicher nicht mühsam aufschreiben, also mach ich's kurz: ich lief den Umweg über Cernois. In Cernois passierte ich die Halbmarathonmarke bei 2 Stunden und 17 Minuten, angesichts der vielen Steigungen, die ich schon hinter mir hatte, war ich damit durchaus zufrieden, außerdem wollte ich ja langsam laufen. Nach Cernois wurde es dann hart, denn auf einmal hatte ich Gegenwind, und das nicht zu knapp. Wo kommt denn der jetzt auf einmal her ? Ausgerechnet auf den letzten Kilometern, und ich war jetzt wirklich ziemlich am Ende. Ich lief jetzt in einem nicht mehr sehr eleganten Schlapp-Schlapp-Schritt und kam dann irgendwann doch in Semur an. Das Fiese ist ja, daß ich, wenn ich aus dieser Richtung zu Semur hereinkomme (und der Blick ist übrigens dieser hier)

- das Gemeine ist also, daß ich ganz genau weiß, daß ich noch einen richtig fiese Ansteigung vor mir habe, egal, für welchen Rückweg ich mich auch entscheide, ich muß noch mindestens einen steilen Berg hoch. Aber angeblich schafft das die nötige mentale Härte oder was auch immer. Hochlaufen muß ich ihn trotzdem....
Mir fehlte noch ca. 1 Kilometer bis nach Hause, als neben mir ein Auto anhielt und der Fahrer, ein älterer Herr von mindestens 70 Jahren, etwas von mir wollte. Ich dachte, er wolle mich nach einem Weg fragen und war demzufolge ziemlich erstaunt, als ich seine Worte hörte: "Ich sehe Sie schon lange immer wieder durch Semur laufen. Ich bin Mitglied in einem Laufclub, wollen Sie sich nicht zu uns gesellen ? Da sind auch einige solcher Mädchen wie Sie dabei, wir würden uns freuen...." (Mädchen !! Gehe ich mit meinen 35 Jahren noch als Mädchen durch ? :o)))
Ich war ganz gerührt und wußte nicht recht, was ich sagen sollte, denn auf Laufclubs habe ich echt keine Lust, ich mag am Laufen ja gerade das Alleinesein und das völlige Abschalten-Können.... ich fand es aber trotzdem so nett, auch angesichts des Alters dieses Monsieurs, der war tatsächlich mindestens 70, ich übertreibe wirklich nicht. Ich sagte ihm, ich würde es mir überlegen, und schleppte mich noch den letzten Kilometer bis heim in den Hasenstall.
27 Kilometer waren das heute, in 2 Stunden, 58 Minuten. Nicht schlecht, oder ?
Jetzt hab ich mir meine Möhrchen zum Mittagessen aber redlich verdient :o)

11 Kommentare:

Blumenmond hat gesagt…

Fleißig, fleißig und so schöne Fotos. Semur sieht wirklich toll aus!

Anonym hat gesagt…

Das ist ja ein grandioser Bericht von dir Knusperhase :)
Schöön 'Quietsch'
Die meisten Bilder kann ich bloß wieder von Daheim angucken. Weisst scho selber, wegen Por no :D

Hase hat gesagt…

Menno - jetzt sag deinen Herren Arbeitgebern bei Nestlé mal, daß Scarlett O'Hasi keine Por-no-darstellerin ist !!! *lach*
Danke, mein Schatz *knuuutsch*, danke, Anja :o)

Anonym hat gesagt…

ach ist das schön in Semur,und diese tolle Bericht ,Spitze ,was soll man denn sonst am Sonntag machen Grüße Margarete

Anonym hat gesagt…

hallo kerstin,
gratulation zu deinen langen lauf
fand ich klasse das du den umweg gewählt hast so hast du gleichzeitig etwas für deine mentale stärke getan. der tag heute war wirklich traumhaft so wie auf deinen bildern zu sehen ist.wunderschön dein semur.
wünsche dir gute erholung und eine schöne woche.liebe grüsse sylvia

Anonym hat gesagt…

Ich kann von der Arbeit überhaupt nicht mehr ins Netz. :-(
Aber bei Dir läuft es ja im Moment so richtig prima und alles ohne gesundheitliche Probleme.Klasse. Und die Ecke in der du wohnst sieht wunderschön veträumt aus!

Martin

Anonym hat gesagt…

So schön ist Semur? Traumhaft! Ich glaube, ich würde mich dort fühlen wie ein Ritter (oder wie ein Burgfräulein, weibliche Ritter gab es ja wohl eher nicht ;-)

Der Kartenfund war ja genial und ein schöner langer Lauf ist dabei herausgekommen. Schön, dass das so gut klappt.

Liebe Grüße
Michi

Anonym hat gesagt…

Hallo Kerstin,
tolle Leistung, schöne Bilder. Jetzt kommt der Frühling mit Macht, da macht das Laufen noch mehr Spaß. Danke für Deinen Gästebucheintrag und die Anteilnahme. Aaron geht es zur Zeit sehr gut.
Liebe Grüße
von
Fritz-Norbert

Anonym hat gesagt…

So, nun komme ich vor lauter Schnell-Lauf-Taumel auch mal wieder zum Bloglesen! Ach, Hasi, ich versuche mir jetzt ein Stück von Deiner Langlaufbegeisterung abzuschneiden, damit ich etwas ähnliches wie einen Lang-Lauf-Taumel entwickele:-)
Mensch, Du bist schon so in Form - eigentlich könntest Du doch locker auch einen Frühjahrsmarathon laufen!!! Zum einen solide Wochenkilometer, zum anderen schon einige gute lange Trainingsläufe!
Ich bin echt auf Berlin gespannt, ich glaube, das wird ein grandioses Marathondebut!!!
Gruß
Manu
P.S: und immer wieder schmelze ich dahin bei den Semurer Fotos!

Hase hat gesagt…

Ach Manu. Du rennst da echt offene Türen ein bei mir. Ich find das gerade momentan auch sooooo schade, daß Berlin noch so endlos weit weg ist......

Anonym hat gesagt…

Ja Hasi...dann könntest Du doch - so rein theoretisch und natürlich nur als Gedankenspielerei - überlegen, an welchem schönen Wochenende im April z.B. Du einen langen Marathon-Lauf unterbringen könntest, so zum Warmlaufen für Berlin! Wird da in Frankreich nichts angeboten, wo Du noch kurzfristig mithoppeln kannst? Nur rein theoretisch natürlich *unschuldig guck* :-)))
Gruß
Manu