Freitag, 30. März 2007
Hypochonder-Hase
Ich habe meinen pinken Blog schon sehr gemocht und denke, daß ich im Endeffekt wohl wieder dahin zurückkehren werde. Aber vorher kann ich ja noch ein bißchen herumexperimentieren. Über eure ehrliche Meinung würde ich mich sehr freuen !
Ansonsten sind es jetzt noch genau zwei Wochen bis zum Marathon. Und ich bin heute meinen letzten langen Lauf gelaufen, genau 30 Kilometer waren es. Ausschließlich auf befestigten Straßen, nix Wald, nix Stacheldraht, nix Dornen, nix Geäst, das möchte ich jetzt doch mal ganz ausdrücklich betonen. Verlaufen habe ich mich auch kein einziges Mal. Dafür kam ich an dem überaus reizenden Château de Bourbilly vorbei, hier kann man es bewundern und Näheres darüber lesen: http://www.chateaux-france.com/bourbilly
Auf dem ersten Teil meiner Runde freute ich mich über den strahlenden Sonnenschein und über die Windstille, aber das war ein Trugschluß, wie ich auf dem zweiten Teil der Runde feststellen mußte - es war mitnichten windstill, sondern ich hatte einfach nur Rückenwind gehabt, der sich jetzt in einen richtig fiesen und starken Gegenwind verwandelt hatte. Grrr. Ich verabscheue Gegenwind. Ich würde ihn jederzeit gegen Regen eintauschen!!
Abgesehen davon lief es richtig gut. Und ich lief auch richtig schnell - eigentlich soll man diese langen Läufe in der Marathonvorbereitung langsam laufen, das ist ganz wichtig. Nun, ich habe für die 30 Kilometer 3 Stunden und 11 Minuten gebraucht, das ist ganz schön schnell für meine Verhältnisse. Stolz bin ich trotzdem :o)
Ich will euch jetzt aber auch an meinen Sorgen teilhaben lassen, denn dies hier ist mein Marathon-Vorbereitungs-Tagebuch, und da gehört auch das hin, was mich in letzter Zeit am allermeisten beschäftigt.
Ich hab Angst.
Angst, daß mir meine Achillessehne wieder einen Strich durch meinen Marathontraum macht.
Zur Vorgeschichte: eigentlich wollte ich meinen ersten Marathon schon letztes Jahr in Mainz laufen, im Mai. Daraus wurde aber nichts, weil meine Achillessehne einige Wochen davor beschlossen hat, mir einen Strich durch die Rechnung zu machen, rumzuzicken und mich diesen Marathon nicht mitlaufen zu lassen. Das war soooo frustrierend.
Und jetzt habe ich Angst, daß mir dasselbe wieder passiert. Ich betone: bis jetzt hat die Achillessehne absolut stillgehalten. Sie tut nicht weh. Sie läßt mich laufen. Aber ich werde zum Hypochonder. Ich höre hin, und zwar viel zu genau. War da nicht was ? Hat sie nicht gerade gezwickt ? Müssen wir nicht alle sterben, mindestens - ??!! Es ist verrückt, was der Kopf ausmacht. Denn ich bin überzeugt davon, daß sich meine Achillessehnenprobleme zu 95% nur in meinem Kopf abspielen. Aber wie stellt man sie ab, diese Angst ? Für Tips bin ich sehr dankbar !
Und so war es nun auch heute. 30 Kilometer. Au weia. Wird sie das verkraften, meine Achillessehne ? Die Angst lief mit. Schlimm ist das !
Jetzt hab ich die 30 Kilometer hinter mir, und es geht mir gut. Ich spüre sie ein bißchen, die Achillessehne. Es ist nicht so, daß sie wehtut, es ist nur ein leichtes Spüren, und wahrscheinlich nach einem 30-km-Lauf ganz normal. Aber ich bin nun einmal gerade ein Hypochonder-Hase.... hach je.
So, jetzt hab ich mich ausgejammert, jetzt geht es mir besser, und jetzt kann er kommen, der Marathon :o)
Sonntag, 25. März 2007
Odyssee die II.
Bevor ich aber von meinem heutigen Lauf erzähle, müßt ihr unbedingt wissen, daß Charly heute seinen ersten 6-Stunden-Lauf mitgemacht hat. 6-Stunden-Lauf, das heißt, man läuft 6 Stunden lang soviele Kilometer, wie man eben in diesen sechs Stunden schafft. Ja, das ist genauso irre, wie es sich anhört !! Charly hatte sich 60 km vorgenommen, und geschafft hat er.... aber nein, halt, das verrate ich euch nicht, das könnt ihr in seinem Blog selber nachlesen. Link siehe rechts :)
Und ich ? Ich hab mir heute wieder meine Karte geschnappt, die, mit der ich mich niiiie verlaufe, und hab mir eine Route ausgesucht.
Schwant euch Böses ?
Ihr habt recht !! :o)
17 km war sie lang, meine auserwählte Route. So machte ich heute Bekanntschaft mit dem Dorf Ménétoy, in Ménétoy würde ich auf einen Feldweg abbiegen, der mich in den Wald führen würde, und wenn ich da durch wäre, würde ich die D 954 überqueren und von dort aus weiter nach Ménétreux, Milléry, Pont de Chevigny, Charentois und zurück nach Semur hoppeln. Alles war genau auf meiner Karte. Frohen Mutes lief ich von Ménétoy aus in den mir bis dato unbekannten Wald hinein.
Ich versuche es kurz zu machen, denn ihr kennt das ja mittlerweile schon : der Waldweg hörte auf einmal auf. Ja sowas aber auch. Vor mir nur noch Gebüsch, Geäst, Dornensträucher, Bäume, noch mehr Dornensträucher, aber absolut kein Weg mehr.
Was macht Hase ? Hase kämpft sich durch. Unmkehren ? Ich doch nicht !!
Ich mußte dann zeitweise einfach nur richtig über mich selber lachen, weil ich eigentlich wieder haargenau in der gleichen Situation wie vor einer Woche war, ich verdiene es doch echt nicht besser, oder ? Während ich mich durch die Dornensträucher kämpfte und so ein bißchen vor mich hinfluchte, weil die Dornen sich so hartnäckig an meiner Tight festhängten und mich dabei ordentlich piekten (aua!!), zählte ich im Kopf all die Punkte auf, um die ich mich im Vergleich zu letzter Woche verbessert hatte:
- Es regnete nicht, die Sonne schien sogar!
- Ich hatte noch keine 20km in den Knochen, sondern läppische acht!
- Mir war kein bißchen kalt!
- Mir war nicht zum Weinen zumute, sondern zum Lachen!
- In der Nacht war die Uhr auf Sommerzeit umgestellt worden, ich hatte also eine ganze Stunde länger Zeit , bei Tageslicht herumzuirren, bevor die Nacht auf mich hereinbrechen würde!
- Mir begegnete kein einziger Stier!
- Die zwei Zäune, über die ich klettern mußte, waren nicht aus Stacheldraht!
(dafür waren sie aber knapp zwei Meter hoch und es bedurfte schon einiger Akrobatik, um darüberzuklettern)
- Ich mußte diesmal nicht umkehren - nach gut zwanzig Minuten Dornen-Odyssee erreichte ich tasächlich die D 954 und war stolz wie Oskar!
Geeeht doch. Das mußte heute wohl einfach sein. Irgendetwas mußte ich mir da wohl beweisen....?
Der Rest meines Laufes war dann einfach nur schön. Die Sonne schien, die Wege waren genauso, wie meine Karte es mir sagte, und nach gut zwei Stunden kam ich wieder vor meinem Hasenstall an und war irre gespannt, wie es Charly bei seinem 6-Stunden-Lauf wohl ergangen war.
Mittwoch, 21. März 2007
Planlos
Und deswegen steh ich morgen früh um vier Uhr auf und mach Werhasi.
Das brauch ich.
Sonst schrei ich :o)
Sonntag, 18. März 2007
Verloren im tiefen Wald
Heute hatte ich mir vorgenommen, lang zu laufen, aber doch nicht zu lang, weil ich letzten Sonntag schon 27 km gelaufen war und am Freitag aus geplanten 12 Kilometern dann auch wieder 17 km wurden. Hach, es ist schlimm, ich krieg einfach nicht genug im Moment ! *g*
Ich hab mir auf meiner Karte eine schöne Strecke ausgesucht, die mich auch viel durch schöne versteckte Waldwege führen würde, die ich ohne diese Karte gar nie gefunden hätte.
Trotz heftigstem Wind lief ich guter Dinge los, fest entschlossen, mir von den sturmartigen Böen nicht die Laune verderben zu lassen. Immerhin regnet es nicht, dachte ich mir. Es ging zum Lac de Pont, von da aus durch den Wald nach Montigny-sur-Armançon, dann kam eine schöne Runde, die ich mit Charly schon einmal gelaufen bin: Brianny, Roilly, unser schönes Flée. Der Wind dachte gar nicht daran, mit dem wilden Gepuste aufzuhören, aber mir ging es gut. Nach Flée wollte ich dann Neuland erkunden: ich hatte auf der Karte einen schnurgeraden Weg gefunden, der mich durch einen Wald und über eine große Wiese zurück nach Semur führen sollte. Teilweise sah es auf der Karte zwar schon so aus, als könne man diesen Weg nur noch mit sehr viel Fantasie "Weg" nennen, aber ich hatte ihn mir neonrosa angemalt und ihn so zumindest auf der Karte zu einem richtigen Weg gemacht, und in Wirklichkeit würde das schon auch machbar sein, ich würde das schon finden, wär doch gelacht. Ich lief also in den Wald hinein und war begeistert. So ein schöner Wald ! Hätte ich doch ohne meine schlaue Karte nie gefunden ! Meine Begeisterung bekam einen kleinen Dämpfer, als auf einmal der Regen einsetzte. Aber so richtig. Platsch, platsch. Hmpf, das hätte es zu dem Wind dazu nun echt nicht gebraucht. Ich war sehr schnell so richtig durchnäßt, lief aber weiter in den tiefen Wald hinein. Ich dachte kurz an Wildschweine und daß die doch im Moment gerade ihre Jungen kriegen und dann doch bestimmt sehr aggressiv sind, wenn sie so einen ahnungslosen Hasen durch den einsamen Wald hoppeln sehen - ? Nein, Hase, positiv denken, du wirst keinem Wildschwein begegnen.
Irgendwann passierte dann das, was ich befürchtet hatte - der Weg hörte auf. Da war einfach kein Weg mehr, nur noch Wald. Aber auf meiner Karte hebt sich der Weg doch so schön neonrosa ab ? Hmpf, einfach geradeaus weiter, das wird dann wieder zu einem Weg, bestimmt. Aber zunächst hieß es für mich erst mal, mich durch Gebüsch und Geäst und dornige Sträucher kämpfen. Ich hatte mit dem Laufen aufgehört, das war nicht mehr möglich, ich ging jetzt. Ich hatte auch schon über 20 km in den Beinen und das Gehen (bzw. Stolpern) war eine ganz willkommene Abwechslung. Dann stand ich vor einem Bach. Der war nicht sehr breit, also hüpfte ich drüber. Ich duckte mich unter tiefhängenden Ästen hindurch, es ging bergab, bergauf, über Stock und Stein, und eigentlich hätte ich mir längst eingestehen müssen, daß ich hier nie wieder einen so bilderbuchhaften neonrosa Weg wie den auf meiner Karte finden würde. Aber dazu war ich zu trotzig, also kämpfte ich mich weiter vor. Dann stand ich vor einem Stacheldraht. Kletterte drüber. Irgendwann war ich draußen aus dem Wald und stand auf einer riesengroßen Wiese. Aber immer noch überzeugt davon, daß ich mich in Semur wiederfinden würde, wenn ich nur konsequent weiter geradeaus ging. Auf der Wiese konnte ich auch nicht laufen und mußte gehen, es war matschig, außerdem waren überall ziemlich große Löcher, in die es nicht hineinzutreten galt. Irgendwann war ich wieder an einem Abhang, hangelte hinunter, stand wieder vor einem Bach, der war schon breiter als der andere, aber naß war ich eh, also drüber, dann ging es wieder einen steilen Hang hoch und ich stand wieder vor einem Stacheldraht. Kletterte drüber. Und jetzt, erst jetzt, gestand ich es mir ein:
Mann, Hase du hast dich hoffnungslos verfranst. Du hast keine Ahnung, wo du bist. Was machst du jetzt ?
Ich war eigentlich immer noch überzeugt davon, daß das geradeaus-Gehen mich wieder in die Zivilisation zurückbefördern würde, als ich auf einmal von weitem eine Kuhherde sah. Nein, ich sah nicht einfach nur eine Kuhherde, ich sah eine Kuhherde, die mit vollem Karacho auf mich zustürmte. Ohne Witz ! Sowas hab ich noch nie gesehen. Ihr glaubt gar nicht, wie schnell ich wieder auf der anderen Seite des Stacheldrahts war :o)
Die Kuhherde stand jetzt vor mir und glotzte mich an. Nur der Stacheldraht trennte uns. Ein Stier war auch dabei, deswegen war es für mich völlig klar, daß dieser eventuelle Heimweg jetzt für mich gegessen war. Dafür hab ich einfach zuviel Respekt vor Stieren. Irgendwann wurde es mir das Geglotze zu blöd - was die mich anglotzen konnten ! Klar, viele Menschen kamen hier nicht vorbei, das hatte ich auch schon festgestellt -, und ich hob abrupt beide Arme. Ha, das war ein Spaß ! Die gesamte Kuhherde mitsamt dem Stier machte einen solchen Satz in die Höhe, daß ich fast lachen mußte, wäre ich nicht so verzweifelt gewesen.
Was sollte ich denn jetzt machen ? Ich hatte mich total verirrt !! Ich konnte nicht mehr vorwärts - wegen Monsieur le Stier - und konnte ich zurück ? Ich wußte doch nicht, ob ich den "Weg" (ha ! Guter Witz !), den ich hergekommen war, überhaupt wieder finden würde. So ganz nebenbei möchte ich noch erwähnen, daß es natürlich nach wie vor windete und regnete wie aus Kübeln. Ich entschloß mich, kehrt zu machen. Was blieb mir auch anderes übrig ? Und dann erst begann meine echte Verzweiflung. Ich hatte keine Ahnung mehr, von wo ich hergekommen war. Ich war völlig orientierungslos. Ich wußte nicht, wo ich hergekommen war, wo ich hinmußte, wo ich war - ich wußte nur, daß ich durchnäßt war und fror. Das war gruselig. Ich hatte Angst, ich war panisch. Ich sag's euch ehrlich, ich war drauf und dran, mich genau hier mitten auf der Wiese am Waldrand hinzusetzen, zu weinen und zu wimmern, "Charly, hooool mich !!" Zum Glück war ich noch soweit bei Sinnen, daß ich wußte, daß mich das nicht weiterbringen würde. Und bis der Hasenrettungshubschrauber kommen würde, das konnte dauern. Also suchen. Ich graste verzweifelt den Waldrand ab, immer hoffend, daß ich die Stelle Stacheldraht, über die ich geklettert war, wieder finden würde. Es hat gedauert. Es hat sehr lange gedauert. Ich bestreite nicht, daß ich sehr verzweifelt war. Aber ich habe die Stelle wieder gefunden.
Dann wieder zurück, durchs Geäst, durch die Dornen, Berg runter, Berg rauf, über die zwei Bäche, über den weiteren Stacheldraht, alles nicht laufend, sondern gehend, bis ich endlich wieder an meinem ursprünglichen WEG war, der dann auf einmal keiner mehr sein wollte und mich so in die Bredouille gebracht hatte. Was für ein Glücksgefühl. Ich sah auf die Uhr - ich hatte jetzt ca. eine Stunde gehend und suchend verbracht, im strömenden Regen. Jetzt wollte ich nur zurück zu der Straße, die mich sicher zurück nach Semur geleiten würde, auch wenn das einige Kilometer Umweg bedeutete. Ich fand sie und lief - jetzt wieder voller Energie, ich war zurück in der Zivilisation, Autos überholten mich, ich mußte nicht den Rest meines Lebens im tiefen Wald verbringen und mich von Wurzeln und Beeren und erlegten Kühen ernähren, ich durfte heimlaufen, auch wenn das jetzt noch über sechs Kilometer waren !
Als ich zuhause ankam, war ich 4 Stunden und 10 Minuten unterwegs gewesen. Gelaufen bin ich 26 km (der ganze Irrweg ist da nicht mit dazugezählt) in ca. 3 Stunden.
Ich war wirklich erleichtert, freute mich wie blöd auf meine heiße Dusche und dachte mir nur noch, na ja, viel schlimmer als dieser Alptraum kann der Marathon auch nicht werden, so rein mental ;o)))
Samstag, 17. März 2007
Spinn ich ? In einem Monat ist Marathon !
Wie ja vielleicht einige von euch wissen, hatte ich ursprünglich vor, am 30. September meinen ersten Marathon zu laufen, in Berlin.
So weit, so gut. Dies ist auch nach wie vor meine Absicht.
Nur daß der Berlin-Marathon am 30. September wohl in aller Voraussicht nicht mein erster Marathon sein wird.
Ich werde am 15. April meinen allerersten Marathon laufen, mit meinem ganz persönlichen und weltbesten Hasencoach an meiner Seite.
Aber mal ganz von vorne, wie es dazu kam.
Es erschien mir immer mehr wie eine tragische Verschwendung von Super-In-Form-Sein, noch bis zum 30. September warten zu müssen. Ich bin im Moment laufmäßig einfach nur optimal drauf und habe auch schon einige lange Läufe hinter mir.... ich fühle mich bereit.
Manu, eine Lauf-Freundin aus einem Forum, meinte auch schon, ich solle mir doch überlegen, ob nicht doch irgendein Marathon im Frühjahr für mich in Frage käme, denn Berlin sei doch noch soooo weit weg.
Und dann meinte Charly vor ein paar Tagen am Telefon, am 15. April ist Paris. Zwar kann man sich dafür nicht mehr offiziell anmelden, aber über Ebay kriegen wir da noch Startnummern.
Ich hab überlegt. Und überlegt.
Es ging mir dann natürlich nicht mehr aus dem Kopf, klar, ich hatte Lust drauf. Und ich glaub da auch an mich, daß ich das jetzt schon schaffen kann. Mit noch einem 30-Kilometer-Lauf vorher - das reicht.
ABER. Etwas streßte mich ganz ungemein an der Sache, und das war nicht der Marathon an sich, sondern Paris. Mega-Riesen-Massenveranstaltung, und aber nach allem, was ich gehört habe, längst nicht so eine nette und mitreißende Atmosphäre wie Berlin. Ein Hotel finden, das nicht allzu teuer ist. Samstags schon anreisen. Morgens ewig mit der Metro rumgurken, bis man beim Marathon ist. Einen Riesenhaufen Geld für das alles hinlegen. Die Menschenmassen. Und dann, nicht zuletzt, meinen allerersten Marathon mit einem fremden Namen laufen - das wär doch auch ganz schön schade, oder ? Diese Vorstellung von Paris hat mich ohne Ende gestreßt.
AAAABER. Dann hab ich was entdeckt.
Es gibt am 15. April einen supergemütlichen, kleinen, familiären Marathon (150 Teilnehmer letztes Jahr ! Nur mal so zum Vergleich, in Paris sind es über 35 000) - im BURGUND !!!!
Da konnte man sich noch anmelden !
Mit unseren eigenen Namen !
Und der kostet putzige 20 Euro !!
Guggt ihr hier:
http://marathon-charolais.site.voila.fr/
Und jetzt hab ich's getan. Ich hab uns angemeldet, Charly und mich.
Wir werden am 15. April meinen allerersten Marathon zusammen laufen.
Und ich fühl mich jetzt gerade überhaupt kein bißchen ängstlich, sondern freu mich einfach nur riesig !!!
Freut ihr euch mit ? :o)
Natürlich hat so ein Mini-Marathon (aber 42 km hat auch ein Mini-Marathon, das möchte ich doch gleich mal klarstellen !! *grins*) auch Nachteile im Vergleich mit einem großen Stadt-Marathon. Der wichtigste Nachteil ist wohl der, daß man die meiste Zeit allein auf weiter Flur ist. Es fehlen die anderen Läufer außenrum, und es fehlen die Abertausende von Zuschauern, die am Rand stehen und einen anfeuern. Und das hilft mental ungemein, wenn man nach 30 km die Schnauze voll hat und einfach nur noch aufhören möchte.
Aber ich werde meinen Charly bei mir haben. Er läuft diesen ersten Marathon mit mir und wird sich voll und ganz meinem Tempo und meinem Rhythmus anpassen, jeden Meter an meiner Seite sein und sich dann hoffentlich mit mir freuen, wenn ich ins Ziel komme.
Und deswegen war das die richtige Entscheidung.
Wer braucht schon Paris ? Gueugnon, wir kommen ! :o)
Mittwoch, 14. März 2007
Der rote und der weiße Jogger
Danke, Mama :o)
http://www.abbayedefontenay.com/abbayedefontenay.htm
Und dasselbe gilt für den Wald und die unberührte Natur, die sich um diese Abtei herum befinden. Ich habe ca. 2 Kilometer von der Abbaye entfernt geparkt, wollte dann - natürlich mit meiner detailgenauen Landkarte bewaffnet, ohne die mache ich keinen Schritt mehr ;o) - zur Abtei und noch dahinter hinaus in den Wald laufen. Als ich loslief, sah ich gerade zwei andere Läufer, die einen anderen Weg einschlugen als ich, deswegen konnte ich dann auch nicht meine Schnelligkeit mit ihnen messen - ihre Baumwolljogginganzüge und ihr nicht wirklich professioneller Schlapp-Schlapp-Schritt ließen mich doch erahnen, daß ich diese beiden Herren vielleicht sogar versägen könnte, wenn ich es denn darauf ankommen ließe. Aber das ergab sich nun einmal nicht aufgrund der unterschiedlichen Wege, die wir uns ausgesucht hatten. Ich lief an einer sehr ruhigen Waldstraße entlang, kein Verkehr kam mir entgegen, und ich hatte ein wunderschönes Panorama zu bewundern. Links von mir war ein plätschernder Bach, danach eine Wiese in sattem Grün, und dahinter der Waldrand. Nanu, wen sehe ich denn da ? Richtig, meine beiden Jogger, die parallel zu meinem Weg direkt am Wald entlang liefen. Anscheinend gab es da einen Parallelweg, den ich auf meiner Karte irgendwie übersehen hatte. Ich kam nach einer Weile an der Abbaye an, und genau dort endete auch der Weg, den die beiden Jogger eingeschlagen hatten, und so begegneten wir uns erneut. Ich fragte die beiden, ob ihr Weg mich zu meinem Auto zurückführen würde, was sie bejahten, "ja ja, genau, einfach nur geradeaus, dann kommen Sie direkt zu Ihrem Auto". Also beschloß ich, auf dem Rückweg diesen Weg zu nehmen, aber das kam später, erst würde ich noch ein ganzes Stück durch den Wald laufen. Der Wald und die ganze Natur um die Abtei herum sind einfach ein Traum. Ich folgte einem Weg, den ich mir auf meiner schlauen Karte ausgesucht hatte, und der hatte es in sich - es ging nämlich erst nur sehr dezent nach oben, aber nach und nach wurde es fast unmerklich immer steiler, bis es auf einmal richtig ordentlich nach oben ging und ich ein bißchen ins Keuchen kam. Ich lief aber dennoch eine gute halbe Stunde hoch, kam an einem verträumten einsamen Teich vorbei, der von Nadelbäumen umsäumt war, und machte dann kehrt, um mir jetzt ganz genüßlich das Bergablaufen zu gönnen. Ich hatte einen Heidenspaß in dieser jungfräulichen Natur und war wieder einmal froh, mich gegen den IPod entschieden zu haben. Da kam mir auf einmal ein Auto entgegen. Es wurde langsamer, und als es auf meiner Höhe war, hielt es an, die Scheibe ging runter, und ich erkannte - mit hochroten verschwitzten Gesichtern - meine zwei Jogger wieder.
(Neiiiin, nicht doch, Jogger ist kein Schimpfwort.)
Der Fahrer - im roten Baumwolljogginganzug - fragte mich mit einem mitleidig-amüsierten Lächeln, "na, da haben Sie sich aber im Weg getäuscht, oder ?" Die beiden dachten wohl, daß ich, als ich sie fragte, ob ihr Weg mich zurück zu meinem Auto führen würde, diesen auch sofort nehmen und gleich wieder zurücklaufen wollte. Ich antwortete grinsend, "öhm, nein, überhaupt nicht, das war schon Absicht so...." Darauf meinte der Beifahrer - im weißen Baumwolljogginganzug - "Und das wollen Sie jetzt alles wieder zurücklaufen ? Das ist aber noch ein ganz schön weites Stück !" - "Ja klar, kein Thema, das hab ich mir so ausgesucht, das paßt schon...." - Woraufhin der rote Jogger mir anbot, "und Sie sind sicher, daß Sie das schaffen ? Wir bringen Sie sonst gerne zurück zu Ihrem Auto...." Da mußte ich dann wirklich lachen und sagte, "nein, echt, das ist wirklich nicht nötig, mir gehts super, aber vielen Dank trotzdem !", und ich lief weiter und ließ sie einigermaßen verdattert zurück.
Wow ! Das hat meinem Läufer-Selbstbewußtsein gutgetan !
Ob es dem Jogger-Selbstbewußtsein des roten und des weißen Joggers auch geholfen hat, weiß ich nicht, aber das soll mir jetzt keine schlaflose Nacht bereiten..... ;o)
Auf jeden Fall war das ein gar wunderschöner Lauf, Charly, da müssen wir zwei unbedingt mal zusammen hin :o)
Sonntag, 11. März 2007
Fotos von Semur
Ich hab ja schon erzählt, daß Charly und ich momentan ganz heiß darauf sind, unser Burgund näher zu erkunden. Und deswegen war ich gestern ganz glücklich, als ich bei einem Streifzug durch den herzallerliebsten Semurer Buchladen eine Kiste mit Landkarten entdeckt hab - detaillierte Landkarten für die Gegend um Semur herum, auf denen man wirklich jeden Waldweg sieht, im 1 : 25 000 Maßstab. Ich war begeistert und hab zugegriffen. Man gönnt sich ja sonst nix :o)
Und so hab ich mir für heute eine Strecke auf der Karte ausgesucht, von der ich nicht genau wußte, wie lang sie sein würde, nur so ungefähr eben - bin ja trotz aller Begeisterung immer noch kein Landkartenfachhase, gell - ich schätzte die Runde auf irgendwas zwischen 20 und 30 Kilometer. Laufen wollte ich im Idealfall 25 km heute. Na also, paßt doch ;o)
Ich lief um elf Uhr los, genau in die Mittagszeit hinein, was verkehrsmäßig ideal ist. Das Wetter war perfekt: strahlende Sonne, blauer Himmel, nur ein leichter Wind und dennoch war es relativ frisch, einfach ideales Laufwetter. Nach drei Kilometern merkte ich, daß ich viel zu schnell war. Ich war jeden der drei Kilometer in einem Schnitt von 5:45 gelaufen, das ist kein Hasentempo für einen langen Lauf ! Also Tempo raus und in einem Kilometerschnitt von 6:30 weiter. Ich kam über Charentois, Pont de Chevigny und Milléry in Genay an. In Genay sah ich einen Arbeitskollegen von mir in seinem Garten, wo er gerade mit seiner Frau am Diskutieren war, ob man diese neue Pflanze lieber hier oder doch lieber dort anpflanzen solle. Sie waren so vertieft, daß sie mich nicht bemerkten, ich hab auch nix gesagt, aber morgen werde ich ihm die Szene genau beschreiben, da wird er gucken :o)
Hinter Genay gibt es einen Wald, den Forêt de St. Loup. Den Wald des heiligen Wolfs ? Na, dem muß ich aber bitte nicht unbedingt begegnen, wenn's geht. Ich hab ihn gefunden, und dank meiner tollen Karte auch den Weg, der mich durch diesen Wolfswald geleiten sollte. Natürlich begegnete ich keiner Menschenseele, aber dafür gaben die Vögel heute alles. Das Singkonzert war unbeschreiblich, es klang so nach Frühling, dazu dieser Sonnenschein, und ich war im Nachhinein richtig froh, daß der Akku des IPods gerade leer gewesen war, als ich loslaufen wollte. Ist ja wirklich eine Sünde, sich bei diesem wunderbaren Vogelgesang die Ohren zuzustöpseln.
Als ich am Ende des Waldwegs ankam, hatte ich bereits 14 km hinter mir. Nun kam ich auf eine relativ stark befahrene Landstraße, auf der blieb ich aber nur einen knappen Kilometer, dann war ich in Pouligny und durfte nach links abbiegen in Richtung Vic de Chassenay, oder auch Bruchbudenhausen, wie Charly es treffenderweise nennt. Auf der Straße von Pouligny nach Vic de Chassenay begegnete ich keinem einzigen Fahrzeug, nur zwei Reiter überholten mich und grüßten mich freundlich. Ich nahm es ihnen auch gar nicht krumm, daß sie mich überholten. Ich kam nach vier weiteren Kilometern in Bruchbudenhausen an und entdeckte zu meiner Entzückung, daß es dort mitten im Zentrum einen Brunnen gab, aus dem frisches Wasser plätscherte. Ich hängte mich hinein und trank, mein ganzer Jackenärmel wurde tropfnaß dabei, aber ich dachte an Charly und wie stolz ich ihm erzählen würde, daß ich diesmal während meines langen Laufes etwas getrunken hatte.
Kurz nach Vic de Chassenay kam ich an eine Weggabelung, und jetzt hieß es, mentale Stärke zu beweisen. Ich hatte jetzt 19 Kilometer in den Knochen und merkte das auch schon. Ich hatte jetzt die Wahl, geradeaus nach Semur weiterzulaufen und in sechs Kilometern zuhause zu sein, oder den Weg über Cernois zu nehmen, was einen Umweg von 2 Kilometern bedeutete.
2 Kilometer mehr sind viel, wenn die Hasenpfoten nach 19 Kilometern eigentlich schon genug haben :o)
Nun, ihr könnt es euch denken, hätte ich mich für die kürzere Variante entschieden, würde ich euch das alles hier sicher nicht mühsam aufschreiben, also mach ich's kurz: ich lief den Umweg über Cernois. In Cernois passierte ich die Halbmarathonmarke bei 2 Stunden und 17 Minuten, angesichts der vielen Steigungen, die ich schon hinter mir hatte, war ich damit durchaus zufrieden, außerdem wollte ich ja langsam laufen. Nach Cernois wurde es dann hart, denn auf einmal hatte ich Gegenwind, und das nicht zu knapp. Wo kommt denn der jetzt auf einmal her ? Ausgerechnet auf den letzten Kilometern, und ich war jetzt wirklich ziemlich am Ende. Ich lief jetzt in einem nicht mehr sehr eleganten Schlapp-Schlapp-Schritt und kam dann irgendwann doch in Semur an. Das Fiese ist ja, daß ich, wenn ich aus dieser Richtung zu Semur hereinkomme (und der Blick ist übrigens dieser hier)
- das Gemeine ist also, daß ich ganz genau weiß, daß ich noch einen richtig fiese Ansteigung vor mir habe, egal, für welchen Rückweg ich mich auch entscheide, ich muß noch mindestens einen steilen Berg hoch. Aber angeblich schafft das die nötige mentale Härte oder was auch immer. Hochlaufen muß ich ihn trotzdem....
Mir fehlte noch ca. 1 Kilometer bis nach Hause, als neben mir ein Auto anhielt und der Fahrer, ein älterer Herr von mindestens 70 Jahren, etwas von mir wollte. Ich dachte, er wolle mich nach einem Weg fragen und war demzufolge ziemlich erstaunt, als ich seine Worte hörte: "Ich sehe Sie schon lange immer wieder durch Semur laufen. Ich bin Mitglied in einem Laufclub, wollen Sie sich nicht zu uns gesellen ? Da sind auch einige solcher Mädchen wie Sie dabei, wir würden uns freuen...." (Mädchen !! Gehe ich mit meinen 35 Jahren noch als Mädchen durch ? :o)))
Ich war ganz gerührt und wußte nicht recht, was ich sagen sollte, denn auf Laufclubs habe ich echt keine Lust, ich mag am Laufen ja gerade das Alleinesein und das völlige Abschalten-Können.... ich fand es aber trotzdem so nett, auch angesichts des Alters dieses Monsieurs, der war tatsächlich mindestens 70, ich übertreibe wirklich nicht. Ich sagte ihm, ich würde es mir überlegen, und schleppte mich noch den letzten Kilometer bis heim in den Hasenstall.
27 Kilometer waren das heute, in 2 Stunden, 58 Minuten. Nicht schlecht, oder ?
Jetzt hab ich mir meine Möhrchen zum Mittagessen aber redlich verdient :o)
Samstag, 10. März 2007
Raumökonomie
Montag, 5. März 2007
Gemeinschaftsbericht :Frühlingslauf im Morvan
Von Hase und Charly
Heute war Ausflugszeit angesagt. Es ist Frühling ! Seit Wochen schon wollen Charly und ich endlich einmal einen Ausflug in den Parc Naturel Régional du Morvan machen, und heute, bei wunderschönstem sonnigen Frühlingswetter, war es dann soweit. Laufklamotten angezogen, was Trockenes zum Umziehen mit eingepackt, ein Picknick vorbereitet (mit dem superleckeren Brot von unserer Semurer Ich-bin-zwar-unfreundlich-aber-ich-kann-mir-das-erlauben, denn-bei-mir-gibt-es-das-weltbeste-Baguette-Bäckerin), ins Auto gesetzt und los gings. Und Charly und ich sind ja so schlau und lernfähig. Nachdem wir uns bei unseren letzten Läufen, bei denen wir neue Gebiete erkunden wollten, jedesmal aufs Übelste verfranst haben - wir sind ja alle beide nicht so die Orientierungskünstler, ne - haben wir diesmal die Original Michelin-Karte mitgenommen, die uns wohlbehalten durch den Forêt au Duc geleiten sollte.
Wir kamen in Roche des Fées an und stellten erstmal das Auto ab. Souverän und im Selbstbewusstsein des Orientierungshelden wies ich mit der Karte in der Hand in die Richtung, in die auch das Auto zeigte. Der Arm wurde schwerer, je länger wir die Karte anschauten und dann feststellten, dass das mit Sich-er-heit nicht der Weg ist. Wir wären schon auf dem ersten Meter auf dem Holzweg gewesen. Haha, Holzweg ist gut mitten im Wald.
Naja, dann eben die Karte ein wenig im Uhrzeigersinn drehen und schon ist die Perspektive eine ganz andere.
Wir zogen uns um, legten noch eine Pinkelpause ein und sausten los in Richtung Hauptstrasse und nach 100 Metern wieder nach rechts hinein in den Nationalpark. Schön ist es im Wald. Man darf sich den Wald nicht so vorstellen wie in Deutschland, der hier ist komplett asphaltiert, schließlich liegen in den Wäldern noch ein paar Dörfer. So kamen wir an einem See an. Hier könnte man im Sommer toll baden, vor allem ist hier kein Mensch, da kann mans aushalten. Und es stehen auch ein paar Picknicktische herum, da können wir doch nachher unser Picknick abhalten?! Jawohl, das machen wir, aber erst warteten noch ein paar Hügelchen auf uns.
Wir hoppelten also am See vorbei und tiefer in den Wald hinein, Charly mit unserer überlebenssichernden Wanderkarte fest in der Hand und vor allem auch im Blick. Nach einer Weile sagte ich dann lachend zu ihm, Mensch, jetzt bewunder doch mal die wunderschöne Landschaft und starre nicht immer nur auf deine Karte !!, das wirkte. Wir waren ganz hin und weg von dem schönen Wald, in dem die Vöglein voller Frühlingseuphorie um die Wette zwitscherten und in dem wir keiner Menschenseele begegneten. Aber diese Tatsache erklärt sich von selbst: es ist Sonntag, es ist 13 Uhr und wir sind in Frankreich. Stichwort Mittagessen ! Trotz der idyllischen Umgebung wurde ich mit jedem Kilometer, den wir vorankamen, immer nervöser, denn es ging stetig bergab, und zwar steil. Und soweit hatte ich im Physikunterricht dann doch aufgepaßt, um zu wissen, daß es, wenn es viel bergab geht, gezwungenermaßen auch wieder viel bergauf gehen muß, wenn man wieder an seinen Ausgangspunkt zurückkommen will. Aber egal, das packen wir schon, schließlich sind wir Semurer und keine Flachlandbewohner.
Ja, zunächst gings ja nach oben. Dank GPS konnte ich Hase ordentlich nerven. Ich sagte ihr ständig die aktuelle Höhe. Waren wir zunächst ganz oben bein 566 Höhenmetern, worauf Kerstin meinte, dass da die Luft schon ganz schön dünn wäre, gings nun immer schön weiter nach unten. Es spricht ja nix gegen nach unten laufen, aber die Physik, die Physik. Newton hat doch den Käse mit der Schwerkraft erfunden, dafür gehört ihm heute noch der Hintern versohlt.
Immer schön weiter nach unten liefen wir. Der Wald war einfach traumhaft, stellte ich fest, nachdem ich nicht mehr steif in die Karte guckte. Ich konnte es einfach nicht lassen, Kerstin zu sagen, wieviel Höhe wir schon verloren haben. Schließlich müssen wir das alles wieder hoch. Na bravo.
Wir machten ein Wettrennen mit einem Zitronenfalter, der ist ewig lang vor uns her geflogen, aber letztlich haben wir ihn doch noch ordentlich versägt.
Dort unten hörten wir nun schon den Fluß und kurz darauf sahen wir ihn auch schon. Cure heisst er, wie die gleichnamige Band. Also sind wir unten am Fluß, dann gehts auch nicht weiter nach unten. So, das genügt, wir waren auch nur noch bei 370 Höhenmetern, also gings 200 Meter nach oben. Wieder die Karte zu Rate gezogen und an einer Brücke die richtige Route eingeschlagen und von nun an gings bergauf.
Ja, es ging bergauf, das ist keine Übertreibung. Bergauf ging es. BERGAUF !! Erstaunt nahm ich zur Kenntnis, daß Charly heute ausnahmsweise einmal mein Angebot, gerne in seinem eigenen schnelleren Tempo vorauszuhoppeln, annahm. So lief ich gemütlich in meinem ganz eigenen langsameren Tempo die extreme Ansteigung hoch und rief ihm noch hinterher, daß er bei eventuellen Weggabelungen doch bitte auf mich warten solle, da er ja unsere lebenswichtige Karte noch immer fest in der Hand hielt und ich keine große Lust hatte, mich zu verlaufen und weder Charly noch das Auto jemals wiederzufinden. Er meinte, er würde dann einen Schuh liegenlassen, der mir die richtige Richtung weisen würde. Scho recht, Charly :)
Als ich ihn dann wiederfand, etliche Höhenmeter später und dennoch den wunderschönen Wald mit seinen plätschernden Bächen und saftig grünen Nadelbäumen genießend, saß er grinsend am Rocher de la Pérouse, ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen und genoß die umwerfende Aussicht.
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Die Aussicht war echt der Wahnsinn. Mittlerweile waren wir ja auch schon wieder 100 Meter nach oben geklettert. Vor uns lag nur Wald und Wald und nochmal Wald, soweit das Auge reichte. Unten war der Fluß zu sehen. Es ist nicht ganz leicht zu beschreiben. So saß ich auf einem Felsen und wir guckten in die Landschaft. Aber schließlich rappelten wir uns wieder auf und liefen den Rest des Anstiegs hoch, was ja auch nochmal 100 Höhenmeter bedeutete. Ich lief wieder voraus und als ich fast oben war, hab ich auf einer Bank wieder auf Kerstin gewartet.
Nun waren wir fast oben und da fiel mir auf, dass die Bäume unglaublich gesund aussehen. Die verschiedenen Nadelbäume standen richtig saftig in voller Pracht da. Die Äste bogen sich nicht traurig nach unten, sondern strebten nach oben. Es war totenstill im Wald, kein Mensch, kein Auto, kein Fußgänger, absolut nichts. Nur wir zwei und unsere Schritte, die über den Boden trippelten. Eine unglaubliche Stille, abgesehen vom Vogelgezwitscher und dem Geklopfe eines fleißigen Spechts, der sich wohl unbedingt eine Gehirnerschütterung holen wollte. Meine Karte hatte ich noch immer in der Hand und mittlerweile kam ich auch klar mit der Orientierung. Ganz wichtig erklärte ich meinem Schatz ständig, dass es jetzt noch 800 Meter geradeaus geht und dann müssen wir nach links um wieder einen fachmännischen Blick auf die Karte zu werfen.
Ich behauptete, dass wir am Ende so 13 – 14 km hätten, was sich natürlich als falsch herausstellen sollte und ich die mentale Stärke von Kerstin trainierte. Doch zunächst sahen wir mitten im Wald ein einsames großes Haus, ein Forsthaus.
Charly war schon extrem putzig in seinem Stolz, den richtigen Weg für uns zu finden. Aber trotzdem - nee, 13 – 14 km, das kam mir etwas zu wenig vor. Ich behauptete, wir kämen auf mindestens 15, wenn nicht mehr. Aber Charly war der Fachmann mit der Karte und insistierte, daß das maximal 14 km seien. Na gut. Da er uns so absolut sicher und ohne sich ein einziges Mal zu verhoppeln durch den Wald geführt hatte, glaubte ich ihm das. Als er mich dann aufklärte, daß wir jetzt 12 km hinter uns hätten, stellte ich mich demnach darauf ein, nur noch eineinhalb bis zwei Kilometer zu laufen zu haben. Das geht. Nur daß Charly mir dann etwas später sagte, öhm, das mit den 13 – 14 km wäre wohl etwas optimistisch gewesen und ich hätte wohl recht gehabt und wir würden auf 16 Kilometer kommen. Und außerdem wollte er noch von mir wissen, warum ich ihm denn immer wieder glauben würde ? Ich sei ja selbst schuld und verdiene es ja nicht besser ! Die letzten Kilometer liefen aber trotz allem recht gut, da es jetzt nicht mehr bergauf ging, und so liefen wir noch einmal durch einen unglaublich dichten Nadelwald, in dem es richtig dunkel wurde und kein Sonnenstrahl duchkam – ich liebe diese Art Wald ! -, es wurde kalt und ich mußte meine Jacke wieder anziehen, wir liefen die letzten zwei Kilometer flott runter und freuten uns auf unser Mittagessen, das wir uns redlich verdient hatten, wie wir fanden.
Und wie wir unser Mittagessen am Nachmittag verdient haben. Aber zunächst hat sich unsere Stirn gerunzelt. Wo vorhin an unserem ausgewählten Picknicktisch kein Mensch war und der See in Stille dalag, waren jetzt etliche Leute unterwegs. Man fuhr wohl nach dem Mittagessen raus zum See, gaaanz nah und dann wird um den See gegangen, dass man sich später den Kuchen auch verdient hat. Ne, darauf hatten wir jetzt aber gar keine Lust, wir waren die ganze Zeit alleine im Wald, also wollten wir auch in aller Ruhe alleine unser Baguette mümmeln. Wir liefen den Rest zum Auto, zogen uns um und fuhren ein Stückchen die Strecke entlang, die wir zuvor gelaufen sind und siehe da, wir fanden auch auf einer Waldlichtung einen Picknicktisch. Also raus mit unserer Tasche und an dem Tisch breit gemacht. Wir freuten uns über unser Schnippchen, das wir den Menschenmassen gemacht haben und säbelten fröhlich am Baguette herum.
Kaum das Messer angesetzt, kamen schon die ersten Wanderer vorbei, wünschten uns einen bon appétit und zogen ihres Weges. Jetzt kam auch hin und wieder ein Auto vorbei, die Gesichter klebten an der Scheibe, als sie zu uns raus sahen. Wieder und wieder kamen Wanderer vorbei, teils mit Rucksäcken, ein Motorrad, noch ein paar Autos. Es war ja schon kurios, dass wir zuvor wirklich auf 16 km keine einzige Menschenseele angetroffen hatten.
Wir ließen uns davon natürlich nicht stören, futterten gekochten oder rohen Schinken, wir waren uns da nicht so einig, nagten an Surimi (das sind so Fischstäbchen), und spachtelten den guten Mont d’Or. Ein total abgefahrener Käse, der zudem recht teuer ist. Ich überleg ständig, wie wohl französische Kässpatzen schmecken, mit diesem Käse. Muss ich mal ausprobieren. Dann gabs noch Cassis Marmelade. Eine superleckere Marmelade mit Cassis aus dem Burgund. Freunde, ihr macht euch keine Vorstellung davon, was es im Burgund für leckere Sachen gibt.
Nach dem Mittagessen, das an der frischen Luft mitten im Wald natürlich noch viel besser schmeckt als es das sowieso schon tut, beschlossen wir, noch ein bißchen Auto-Sightseeing durch den Morvan zu machen. Wenn wir schon mal hier sind. Ich übernahm die Karte und die Führung und lotste Charly über sehr kurvige und hügelige Straßen und durch extrem abgelegene Dörfer. Diese Dörfer liegen so dermaßen mitten in der Pampa, daß man sich echt fragt, ob es dort schon elektrischen Strom und fließendes Wasser gibt. Aber bildhübsch ist es im Morvan. Wen es interessiert, die offizielle Seite des Morvan ist die hier: http://www.parcdumorvan.org/
Was für ein schöner Frühlings-Lauf-Ausflug das war !