Mein erster Wettkampf nach fast einem Jahr! Gut, es handelte sich um keinen Marathon und auch um keinen Halbmarathon, sondern "nur" um 18,4 km und die wollte ich auch ganz gemütlich laufen, aber irgendwie merkte ich, dass ich doch ein wenig aus der Übung war, was die ganze Wettkampfatmosphäre betrifft. Und eines fiel mir sehr schnell auf, als Charly und ich uns ins Läufergetümmel stürzten, um unsere Startnummern abzuholen - es gibt verdammt viele Dinge, die mich persönlich an einer solchen Massenlaufveranstaltung, hm, schlicht und einfach
nerven. An besagtem Schluchseelauf haben heute immerhin über 5000 Läufer teilgenommen, und das ist mir kurzum viel zuviel an (nicht immer gut riechenden!!...) Menschenmengen. Ich konnte nicht umhin, mich immer wieder selbst zu fragen, warum ich mir as eigentlich antue und dafür auch noch Geld bezahle, wenn ich doch in meinem neu entdeckten Lieblingswald so schön in Ruhe und Frieden laufen kann, mit nichts als Vogelgesang als Begleitung?
Ich sage nur....
- die Parkplatzsuche
- die Menschenmassen
- die Läufer, die meinen, das bereits gut eingeschwitzte Lieblingslaufshirt tut es schon nochmal für diesen einen Wettkampf...
- der Lärm
- das Gedrängel
- die penetranten Lautsprecheransagen, die sich fälschlicherweise für ganz besonders witzig halten und einem dabei fast den letzten Nerv rauben und das Trommelfell rausreissen
- die Schlangen vor den Dixieklos (hmmm, und der Duft!!)
- die Klugscheisser inmitten der Menschenmassen, deren schlauen Kommentaren man aufgrund des Gedrängels einfach nicht entkommen kann (erwähnte ich bereits das Gedrängel und die Menschenmassen?)
- die Ich-muss-mich-spätestens-eine-Stunde-vor-dem-Start-warmlaufen-Warmläufer...
Ich könnte die Liste noch fortsetzen, aber ich will nicht den Eindruck erwecken, ich hätte keinen schönen Tag gehabt, denn das stimmt nicht. Ich weiss seit heute einfach nur, dass ich nicht mehr jeden offiziellen Lauf mitmachen muss, bloss weil es ein offizieller Lauf ist - ich habe mir heute nicht nur einmal gewünscht, Charly und ich müssten die wunderschöne Landschaft um den Schluchsee herum nicht mit den 4998 anderen Läufern teilen.... ;-)
Vor dem Lauf trafen wir noch Wolfgang, meinem weltbesten Physiotherapeuten aus dem
Physiotherapie- und Lauftherapie-Zentrum Freiburg, und ich fragte ihn, was er sich vorgenommen hatte. 1 h 20, sagte er mir, worauf ich erwiderte, dass er ruhig schon vorlaufen solle, ich käme dann später nach.... (Wie lief es, Wolfgang?? Leider haben wir uns nicht mehr gesehen, als ich ins Ziel kam, warst du wahrscheinlich schon längst wieder frisch geduscht zuhause...)
Nach dem Startschuss ging es auf den zwar wunderschönen, aber schmalen Wegen sehr eng zu (erwähnte ich das Gedrängel und die Menschenmassen?), so dass Charly und ich die ersten zwei Kilometer nicht wirklich schneller laufen konnten als in einem 7er-Schnitt, denn wir hatten uns natürlich brav ziemlich weit hinten aufgestellt. (Charly ist an meiner Seite gelaufen - ich habe ihm mehrmals versichert, dass ich ihm in keinster Weise böse wäre, wenn er sein eigenes Tempo läuft, aber er stellte sich stur, das kann er gut ;-))
Nach ca. drei Kilometern sagte er dann zu mir, sooo, er würde jetzt mal ein bisschen vorlaufen, dann ein bisschen suchen und mich dann später wieder einholen. Hä? Wie jetzt? Ach so, ja klar, natürlich gibt es auch Caches an der Strecke zu finden, ist klar!! Ist ja nicht das erste Mal, dass mein passionierter Geocacher einen Wettkampf zum Dosensuchen nutzt....
Ich liess ihn also ziehen und lief alleine weiter. Bald kam eine Steigung, die sich ca. zwei bis drei Kilometer lang hinzog, und hier fing es dann zum ersten Mal an, mir richtig Spass zu machen, denn auf einmal zahlte es sich aus, dass ich jetzt ein Gebirgshase bin. Ich bin die Berge jetzt einfach gewöhnt und zog an etlichen Läufern vorbei, das war nett....
Bei Kilometer 7 holte mich Charly dann wieder ein. Ich fragte ihn nur, "na, Dose gefunden?", was er bejahte. Na dann ist der Tag ja gerettet!!
Bei der zweiten Verpflegungsstelle hoffte ich dann innigst auf Bananen, da sich mein Magen richtig leer anfühlte, aber Pustekuchen, es gab nichts zu essen, nur Trinkbares. Ich sagte enttäuscht zu Charly, "pfff, es gibt gar keine Bananen!!", was einer der Wasserausschenker zufällig hörte und mich fragte, "wollen Sie eine Banane? Moment!" Er stob los zu seinem Auto, schloss es auf, holte seinen Rucksack heraus, lief wieder zu uns zurück, griff in den Rucksack, holte eine Banane heraus und reichte sie mir strahlend. Ich war ganz hin und weg und sagte gerührt, "aber nein, Sie müssen mir doch nicht Ihre eigene Banane opfern....", worauf er erwiderte, "doch doch, die habe ich extra zu diesem Zweck mitgenommen, falls jemand sie haben will". Ich bedankte mich ganz herzlich bei ihm und lief beglückt weiter. Eine einzige Banane gab es bei diesem Lauf - und die habe ich bekommen! *freu*
Zwischen Kilometer 11 und 12 hatte ich dann meine Krise - ich hatte die Schnauze voll, war müde, wollte nicht mehr, konnte nicht mehr. Das sagte ich auch Charly und blieb einfach stehen. (Noch einmal sorry an die Läuferin hinter mir, die mir fast in die Hacken gerannt wäre! *oops*) Charly schaute mich mit grossen Augen an, blieb ebenfalls stehen und war etwas verdattert. Worauf ich sage, "nein, nicht stehenbleiben!! Weiter, los!" (Es ist wirklich nicht immer ganz einfach mit mir!)
Hinterher sagte Charly dann zu mir, dass er mich ja eigentlich mittlerweile kennen müsse und wirklich schon wissen müsse, dass ich immer, wenn ich ankündige, dass ich keine Lust und keine Kraft mehr habe, einen Zahn zulege. Und so war es auch heute. Von da an lief ich jeden Kilometer in einem 5.30 - 5.45 Schnitt, mit Charly dicht auf meinen Fersen. Ist nicht mehr weit. Kurz vor Schluss war es noch einmal lästig, weil der Weg wieder sehr schmal wurde und man einfach nicht überholen konnte, da musste ich mich gewaltig einbremsen und kam ganz schön aus meinem Rhythmus raus, und auf den letzten paar hundert Metern ging es noch ein paar richtig schöne Anstiege hoch, aber alles in allem liefern wir dann nach 1 Stunde und 49 Minuten ins Ziel, das entspricht einer durchschnittlichen Pace von 5.55, das ist doch total ok.
Mit der üblichen knallroten Birne freute ich mich im Ziel mit Charly inmitten der Menschenmassen (erwähnte ich bereits das Gedrängel?) über meinen ersten offiziellen Lauf nach fast einem Jahr, und über meinen ersten Wettkampf als Veganerin :)
Und jetzt mache ich den Computer frei für Charly, damit auch er seinen Bericht schreiben kann, den es dann in Kürze
hier zu lesen geben wird.