Mei, ich krieg einfach nicht genug vom Laufen im Moment. Es läuft einfach so unvergleichlich super wie noch nie - und ich bete, dass das so bleibt!
Wenn ich an die Zeit vor genau einem Jahr denke - da hatte ich die Scherereien mit meiner Achillessehne und mußte deswegen den Mainz-Marathon absagen, der eigentlich meine Marathon-Premiere hätte werden sollen. Das war schon sehr frustrierend. Ich war wirklich down - Laufpause, nicht wissen, ob und wann es wieder besser wird, hoffen und bangen.... ich weiß das wirklich zu schätzen, wie flüssig es momentan bei mir läuft, und nehme keinen Lauf als selbstverständlich hin, ich freue mich an jedem einzelnen Lauf.
Ab Freitag abend habe ich zwei Wochen Urlaub - ist das herrlich!
Am kommenden Sonntag ist der Weltkulturerbelauf in Bamberg, ein Halbmarathon, den Charly und ich gemeinsam laufen werden. Vielleicht wird mich ja dort der Hammermann treffen, auf den ich während des Marathons vergeblich gewartet habe - denn das Profil dieses Bamberger HMs hat es in sich, das wird der bergigste Halbmarathon, den ich jemals gelaufen bin, es wird so richtig steil zugehen. Schaut euch gerne mal das Höhenprofil an, dann wißt ihr, was ich meine *örks*, noch dazu geht es erst nachmittags um viertel nach drei los, und kalt wird es wohl auch nicht gerade werden.
Aber ich freue mich darauf, das wird Charlys und mein gemeinsamer Romantik-Halbmarathon, schließlich hat in Bamberg für uns alles angefangen mit unserer Hasenliebe.
Nur eine Woche später, am 13. Mai, ist dann der Würzburg-Marathon, den Charly schnell laufen will.... und wie ihr euch denken könnt, mag ich dabei auch nicht nur zuschauen, das wäre ja noch schöner, das wäre ja so eine tragische Verschwendung von Hasenform, also werde ich dort wohl wahrscheinlich auch den Halbmarathon laufen *freu*, ist ja nur ein Halbmarathönchen.
Am vergangenen Sonntag bin ich übrigens auch einen Halbmarathon gelaufen, aber nur ganz persönlich für mich selber. Ich wollte endlich mal wieder etwas länger laufen, und so wurden es 21 Kilometer. Aber mein Name wäre ja nicht Hase, wenn ein sonntäglicher langer Lauf mal ohne Abenteuer verlaufen würde *grins*.
Ich lief um 16 Uhr los, und es war ziemlich heiß und drückend. Anscheinend bin ich innerlich doch noch auf das Winterhalbjahr eingestimmt, denn ich habe überhaupt nicht bedacht, was bei einem so heißen und drückenden Wetter ganz gerne mal passiert.... ich sage nur Gewitter.
Ich hatte mir mal wieder eine schöne neue Strecke auf meiner schönen Karte ausgesucht, die mich erst in Richtung Lac de Pont laufen ließ, von dort durch den grünsten aller Frühlingswälder nach Montigny-sur-Armançon, und von dort wollte ich dann über Villeneuve-sous-Charigny an einem Wald vorbei nach St. Euphrône laufen, und von dort sind es dann nur noch 5 Kilometer bis nach Hause. Ich kam gerade gutgelaunt in Montigny-sur-Armançon an, als mir auffiel, dass der Himmel da im Westen auf einmal verdächtig dunkelgrau aussah. Au weia. Das sieht nach Gewitter aus. Gewitter ist ja nun das einzige Wetter beim Laufen, bei dem es so richtig gefährlich werden kann, und mir wurde etwas mulmig. Was tun? Ich war schon über eine Stunde gelaufen, also wäre umdrehen jetzt auch blöd. Außerdem war nur der Himmel dunkelgrau, es hatte ja noch nicht einmal gedonnert. Also weiter. Notfalls kann ich immer noch irgendwo klingeln und um Unterkunft bitten, dachte ich mir. Ich lief weiter, durch Montigny und durch Villeneuve durch, mich immer wieder nervös umdrehend und den Himmel beobachtend. Er wurde dunkler. Die Farbe wandelte sich eindeutig von dunkelgrau nach hellschwarz :o). Aber immer noch kein Donnern, also weiter, was blieb mir auch anderes übrig ? Hinter Villeneuve mußte ich dann wieder von der Zivilisation Abschied nehmen und einen mir bis dahin unbekannten Feldweg einschlagen, der wunderschön an einem Waldrand und am Rande eines knallgelben Rapsfeldes vorbeiführte, zu schade, dass ich das aufgrund meiner steigenden Nervosität nicht wirklich genießen konnte. Mir ging es jetzt nur noch darum, St. Euphrône zu finden, denn in St. Euphrône hätte ich es schon fast geschafft, so redete ich mir selber gut zu. Aber - würde dieser Feldweg mich wirklich nach St. Euphrône führen ? Ich hoffte es innigst. Ich hatte längst meinen IPod ausgeschaltet, zuerst aus dem einfachen Grund, um die schönen Frühlingsgeräusche bewußt aufnehmen zu können, im Frühling geht es mir wirklich oft gegen den Strich, mit Ohrstöpseln zu laufen, aber mein zweiter Beweggrund war dann auch einfach, dass ich das eventuell aufkommende Donnern von Anfang an wahrnehmen wollte.
Und natürlich wurde ich nicht enttäuscht - es kam, das Donnern. Der Himmel war mittlerweile nicht mehr hellschwarz, sondern tiefschwarz. Und genau in diesem Moment wurde mir mal wieder bewußt, dass ich mich mal wieder auf mir völlig unbekanntem Terrain befand, dass ich zwar hoffte, in Richtung St. Euphrône zu laufen, das aber absolut nicht sicher wußte, und dass sich vor mir ein Wald befand, in den ich jetzt hineinlaufen mußte, aber was sollte ich machen? Stehenbleiben wäre jetzt auch blöd.
Hinter mir donnerte es. Ich lief in den Wald hinein. Und da stand auf einmal aus heiterem Himmel ein ausgewachsenes Wildschein ca. 15 Meter vor mir, mitten auf meinem Weg, und schaute mich an. Ich blieb stehen (weiterlaufen wäre in dem Fall auch blöd gewesen). Wir stehen uns gegenüber und schauen uns an. Keiner bewegt sich. Hinter mir donnert es. Und ich denke mir, Hase, kannst du nicht ein einziges Mal einen ganz normalen, ereignislosen, langweiligen sonntäglichen langen Lauf machen ? Ist das wirklich zuviel verlangt ?
Ich weiß nicht, wie lange wir da so standen und uns anschauten, die Situation hatte eine gewisse Komik, das muß ich sagen, aber Monsieur Wildschwein wurde es dann wohl zu blöd und er verschwand einfach seitlich im Gebüsch. Gut. Wildschwein weg, Donner noch da, Blitz noch nicht da. Weiterlaufen, in der Hoffnung, nicht auf die gesamte Großfamilie von Monsieur Wildschwein zu treffen. Ich möchte jetzt noch dazusagen, dass dieser Waldweg, den ich da unter etwas skurrilen Bedingungen entdeckt habe, ganz wunderschön war und ich es selber einen Jammer fand, ihn nicht wirklich genießen zu können. Ich möchte genau diese Strecke noch einmal laufen, und dann bitte ohne Donner und ohne Wildschein, aber dafür mit Charly.
Ich fand dann nach einer Weile tatsächlich St. Euphrône, es war immer noch beim Donnern geblieben, es regnete noch nicht einmal, ich lief also die verbleibenden fünf Kilometer sehr zügig heim - das nenne ich doch einmal einen wirklich motivierenden Anlass für die Greifsche Endbeschleunigung ! - und kam tatsächlich im Hasenstall an, bevor das Gewitter richtig loslegte.
Puh :o)
Und: ich hab mich gar nicht verlaufen. Mache ich Fortschritte oder nicht??! ;o)
Dunkle Tage
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Kurz noch ein Thema, das ich bereits vor Wochen angeschnitten hatte: Das
Blogsterben: in den 17 Jahren, in denen ich kontinuierlich und sehr gerne
blogge, ...
vor 3 Tagen
13 Kommentare:
Da hattest du wirklich Glück. Normalerweise sind Wildschweine von Natur aus böse, glaube ich zumindest ;-)
Aber ich freue mich ,dass es so gut läuft bei dir, auch wenn ich damit die Chance dich jemals beim Kilomterspiel einzuholen endgültig bergraben kann :-((
Mach doch mal zwei Wochen Pause und erhol dich ! :+)
Hallo Kerstin,
schöner Bericht, ungewöhnlich braves Wildschwein, einfach schön mitzubekommen, wie gut es bei Dir läuft. Werde nicht übermütig, bleib' auf dem Teppich, dann wirst Du alles was Du vorhast ganz toll hinkriegen (Kein erhobener Zeigefinger, nur ein bisschen Angst, Du könntest es übertreiben. Da steckt eine Menge "schmerzhafte" Erfahrung dahinter.)
Übrigens: Die Ortsnamen sind mir inzwischen vertraut, wir wollen in den Pfingstferien über Burgund an die Loire und freuen uns schon ganz arg darauf.
Grüß mir Würzburg, die Residenz und den Main und alles, alles Gute für Dich und Charly
wünscht
Fritz-Norbert
Den Bericht hast aber wieder supertoll geschrieben.
Ich wusste die Geschichte zwar schon, aber sie zu lesen war nochmal genial :)
Schöööön
Und bald ist Bamberch und Würzburch und natürlich Haseneltern, auf dich ich mich auch arg freue :)
Hallo Kerstin,
was soll ich sagen, Du machst ja immer Sachen. Ich schrieb ja schon, dass ich Gewitter auch sehr unangenehm finde und dann kann ich ganz, ganz schnell laufen.
Aber Wildschweine werd ich hier wohl nicht treffen.
Lauf doch einfach mal in zivilisierten Gegenden;-) Ich freu mich im übrigen sehr für Deine Top-Form. Das macht mich immer sehr optimistisch, dass Verletzungen endgültig vorübergehen. Ich hab ja noch ein paar Jahre Zeit, bis ich Deine Lauferfahrung hab.
@ Martin: Du kriegst mich nicht, du kriegst mich nicht, ätschibätschi :o)
@ Fritz-Norbert: Lieb von dir, dass du dich sorgst. Aber ich glaube, ich kann inzwischen ganz gut in mich hineinhören und dann auch ein paar Gänge zurückschalten, wenn ich merke, dass das nötig ist.
Und wie schön, dass ihr einen Abstecher ins Burgund macht! Erzähl mir doch nochmal, wo ihr genau hinwollt!
@ Charly: *knuuuutsch*
@ Anja: Ja, Verletzungen können sich wirklich auf Nimmerwiedersehen verabschieden :) Ich dachte vor einem Jahr auch noch, das wäre es jetzt gewesen mit der Lauferei, ich war ja so verzweifelt. Und schau, jetzt bin ich gerade problemlos einen Marathon gelaufen. Deswegen bin ich ja auch ganz ehrlich überzeugt davon, dass du das mit deinem Knie auch wieder vollständig in den Griff kriegst.
Puh - bei Dir macht schon das Lesen ganz atemlos - spannend - ans Laufen mag man da gar nicht denken. Paß' dennoch auf Dich auf, mein Hasenkind!
Mama
Ich bin echt froh, daß in Bamberg wenigstens keine Wildschweine zu erwarten sind............
Zugegeben: das mit dem Wildschwein Aug' in Aug' wäre mir unheimlich gewesen. So als Rotte vorbeiflitzend hatte ich das zwar auch schon - aber frontal mit dem Wissen, dass ein Wildschwein selten allein kommt und momentan die Wurfzeit ist *uah*
Bist insgesamt eigentlich überhaupt gar kein Hasenfuß, finde ich nach Lektüre deiner Berichte. Im Gegenteil!
Köstlich, Deine Erlebnisse. Mach weiter so schöne Sonntagsläufe und berichte davon. Was meinst Du, wie es mit der Endbeschleunigung erst aussieht, wenn die Wildsau hinter Dir her ist ...
Gut, dass Du den zweiten Marathon auch ernst nimmst. Ich weiß leider sehr genau, wie es sich anfühlt, wenn man solche Distanzen auf die leichte Schulter nimmt. Wobei Du ja gut trainiert bist und alles richtig machst.
Viele Grüße
Uli
Hallo Hase,
ich glaube, an Charlys und Deiner Mama Stelle hätte ich keine ruhige Minute mehr - aber die sind ja anscheinend Kummer gewohnt!
Und jaaa, natüüürlich, Du machst Riesen-Fortschritte, nicht verlaufen, nur mal so ein bisschen im Ungewissen im Gewitter ein Wildschwein getroffen, doch, da kann man nicht meckern. :-)
Das Höhenprofil hat es in sich, aber die Aufteilung ist schön, alles Schwere am Anfang und danach wird es flach. Andersrum fände ich unangenehmer:-)
Liebe Grüße
Manu
"Was meinst Du, wie es mit der Endbeschleunigung erst aussieht, wenn die Wildsau hinter Dir her ist"
-> *ggg* *lach*
Ihr seid einfach süß, ihr alle :)
Eure Kommentare sind ja total putzig *freu* :)
Kerstin läuft da wo sich Hase und Wildsau Gute-Nacht sagen :-)
Hi.. aus Franken
Bamberg verkneif ich mir ;-)). Obwohl ich gerne Berge laufe. Aber in der Stadt ?? Das ist nicht mein Ding. Es soll aber wirklich super sein- viele Freunde laufen mit.
Ansonsten ist hier wohl die Laufwut ausgbrochen ;-))
Den ersten Absatz deines Berichts kann ich so Wort für Wort unterzeichnen. Ist das ein gutes Gefühl, einfach nur Spaß am Laufen zu haben, ohne Schmerzen und dazu noch solche Steigerungen zu erleben.
Grinsen mußte ich, daß du immer solche Abenteuer beim Laufen erlebst ;-)
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