Sonntag, 18. Februar 2007

Langer Lauf am Kanal entlang

Heute wollte ich wieder ein bißchen länger laufen. Das wird zu einem richtigen Sonntagsritual für mich - und ich muß aber auf mich aufpassen, nicht daß ich mich wieder übernehme, das wollen wir nicht mehr, bloß nicht !
Ich hab mich heute schon wieder auf meinen Lauf gefreut, allerdings war ich gestern abend wieder einmal bei den liebsten Nachbarn der Welt eingeladen (Begründung: "wir wollen dich einfach immer dabeihaben, wenn wir Freunde einladen", da freut sich das Hasenherz), und es wurde nach eins, bis ich ins Bett kam, und ich war heute morgen natürlich trotzdem bereits um sieben wach. Dementsprechend hatte ich die Befürchtung, daß das mit meinem langen Lauf aus Müdigkeitsgründen nichts werden würde, aber ich wollte es doch zumindest probieren. Also hab ich mir auf meiner Burgund-Karte eine schöne Strecke ausgesucht, die ich heute bei diesem herrlichen Sonnenschein abhoppeln wollte, und lief los. Es lief gut, der Müdigkeit würde ich ein Schnippchen schlagen. Ich wollte bis Pouillenay laufen, dort ein Stück am Canal de Bourgogne entlang bis Chassey, und von dort aus wieder zurück nach Semur. Ich hatte zwar keinen blassen Schimmer, wieviele Kilometer das dann eigentlich sein würden, aber egal, das würde ich dann ja herausfinden, und dafür hab ich ja schließlich mein GPS, nicht wahr ? Frohgemut lief ich durch die Sonne, und als ich in Pouillenay ankam, war ich schon bei 10 Kilometern. Nun also den Kanal entlang - schön war das. Absolute Ruhe, nur das Wasser, alle paar hundert Meter ein Schleusenhäuschen und ich. Trotzdem merkte ich, daß ich immer nervöser wurde. Ich hatte einfach keine Ahnung, wieviele Kilometer ich noch vor mir hatte, und ein Über-30-km-Lauf sollte es ja dann doch nicht werden..... immer angespannter hielt ich nach einem Dorf Ausschau, das Chassey sein könnte, aber es kam kein Dorf, nur immer noch weitere halb zerfallene und größtenteils unbewohnte Schleusenhäuschen.... In so einem Schleusenhäuschen würde ich auch gerne wohnen, hab ich mir überlegt (aber natürlich in einem etwas weniger zerfallenen Exemplar). Herrlich, die Ruhe, die da herrscht. Keine Nervensägen außenrum. Und so kam ich dann irgendwann doch in Chassey an, ich war mittlerweile bei 15 Kilometern und fragte mich, wie weit es wohl jetzt zurück bis Semur wäre. Hoffentlich nicht nochmal so weit ? Ich mußte jemanden fragen. Die erste Person, die ich in Chassey sehen würde, würde ich anhauen. Das sagt sich so leicht, aber es war Mittagszeit. Am Sonntag ! Da ist doch kein einziger Franzose auf der Straße. Alle am Essen. Essen ist wichtig in Frankreich ! Alles wie leergefegt, nur ein paar Schafe grasten am Wegesrand und versuchten dabei, möglichst natürlich auszusehen. Hm. Aber dann sah ich sie doch, die einzige Person von den über 60 Millionen Franzosen, die um diese Uhrzeit auf der Straße war, und was für ein Glück für mich, daß das ausgerechnet und zufällig in Chassey war ! Es handelte sich um eine attraktive Endvierzigerin in schicker Sonntagskleidung, die ihr Auto saubermachte. Am Sonntag. Hach, ich mag sie einfach, die Franzosen :)
Ich fragte sie, wie weit es denn noch bis Semur sei. Sie lächelte mich mit großen Augen an und sagte dann besorgt, "zu Fuß wollen Sie da hin ?" - "Ja...." - "Das ist aber noch sehr weit !" - "Au wei.... ja wie weit denn ?" - "Ja, ganz weit, ich denke mal, hm, so ungefähr, na ja, ca. 7 Kilometer...." Mir fiel ja so ein Riesenstein vom Herzen. 7 Kilometer, das ist ja gar nichts ! Ihrer Reaktion nach zu urteilen hatte ich mich schon darauf gefaßt gemacht, noch mindestens 50 Kilometer zurücklegen zu müssen.... und so bedankte ich mich freundlich und hoppelte fröhlich weiter. Sie hatte sich allerdings doch ein bißchen verschätzt, es waren noch gut 9 km bis Semur, aber es lief super und ich war gut drauf.
Und so kam ich nach 24 Kilometern wieder vor meiner Haustür an und freute mich.
Aber noch viel viel mehr freue ich mich, daß morgen endlich mein lieber Charly wieder zu mir kommt. Zwei Wochen kann er wieder bleiben, so können wir am Freitag meinen Geburtstag zusammen verbringen, ist das nicht schön ? Aber unsere Lieblingsnachbarn werden natürlich auch eingeladen, das versteht sich von selbst :)

9 Kommentare:

Kerstin hat gesagt…

Hey, noch eine Läuferin, die im Ausland lebt UND ein Blog schreibt. Super! Ich bin über Manus Blog hier gelandet und werde das hier jetzt ganz sicher mit großem Interesse mitverfolgen.
Viele Grüße aus Sunny California
Kerstin

PS: Frankreich ist ja doch immer noch mein Lieblingsland.

Hase hat gesagt…

Hi Kerstin :)
Das ist witzig. Du bist über Manus Blog hier gelandet ? Und ich habe dich erst vorhin in Pfälzerwaldläufers Blog "entdeckt" und mich gefragt, wer wohl diese Läuferin ist, die in Kalifornien lebt und den gleichen Vornamen wie ich trägt ;o)
(das wußtest du noch nicht, gell ?)

Anonym hat gesagt…

Ach Kerstin, so richtig plastisch hast du das wieder beschrieben, da lebt man so richtig mit......
Und ich bin froh,
a) daß Charly zum Geburtstag kommt
b) daß du nette Nachbarn hast.
Schönen Restsonntag noch!
Hasenmama

Anonym hat gesagt…

Da haben wir zwei aber einen schönen langen Lauf gemacht. Du am Kanal, ich im Wald :)
Und ab Dienstag könnma wieder zusammen laufen :)

Anonym hat gesagt…

Hej, Rabbit -

ich weiß nicht, ob dein Geburtstag jetzt schon vorbei ist? Wenn ja: alles alles Liebe nachträglich!!! Ich wünsche dir ein wunderschönes neues Lebensjahr und hoffe, dass wir uns vielleicht in Ehrwald wiedertreffen?

Ganz liebe Grüße
von Babs

Anonym hat gesagt…

Hey Kusine,
wenn man krank ist kann mich das alles mal zu gemüteführen. Was für dich das laufen ist, ist für mich das Reiten. Momentan bange ich ob ich zum Reitwochenende wieder fit bin, denn heute ist Mittwoch und Freitag geht es los.
Die kleine Kusine

Anonym hat gesagt…

Oups, je ne suis pas sûre que mon message ait été enregistré. Au cas où, je te renouvelle mes voeux et te souhaite un très bonne anniversaire (en espérant ne pas m'être trompée de date !)
Bisous
Laure

Anonym hat gesagt…

Excuse-moi pour la faute de frappe, il fallait lire "bon" et non "bonne" évidemment...

Anonym hat gesagt…

Servus Kerstin, das ist eine schöne Beschreibung für einen langen Lauf, wenn man vorher gar nicht weis wie lange dieser egentlich ist.
Die Wahrnehmung unserer Mitbürger hinsichtlich von Streckenlängen sind doch sehr unterschiedlich.
Feiert schön Geburtstag und habt Euch lieb!!

Gruß von Josef, Sepp oder Oberpfalzläufer