Sonntag, 16. August 2009

Vegan auf Reisen

Puh, das war vielleicht eine Woche, ich kann euch sagen.
Letzten Sonntag bin ich mit dem Auto nach Stuttgart gedüst und von dort nach Birmingham geflogen.
Montag und Dienstag in Birmingham zum Arbeiten.
Mittwoch mit Chef von Birmingham über den Channel Tunnel, Frankreich und Belgien nach Eindhoven in die Niederlande gefahren.
Donnerstag mit einigen vielen Schlenkern weiter nach Hamburg.
Und Freitag dann in Berlin - das war eindeutig der krönende Abschluss, ach, schwärm, ich liebe Berlin, immer wieder, Berlin ist soooo eine tolle Stadt.

Ja, und wie lief es mit der Esserei? Wieder einmal absolut super. Ehrlich jetzt, es ist nicht schwierig, vegan zu sein, das hat mir diese Woche wieder einmal mehr bewiesen.

Zuerst die zwei Tage in dem Hotel (in der Nähe meiner Arbeitsstelle) in England, das ich ja schon sehr gut kenne - hach, dieses Hotel ist einfach SO lieb, ich bin immer wieder aufs neue ganz gerührt. Wir haben schon mal im veganen Blog davon erzählt, das ist da, wo es auch ein Restaurant mitsamt vegetarischer Speisekarte gibt, auf der auch einiges an veganen Gerichten steht. Der Koch ist auch immer offen und happy bzgl. Extrawünschen. Toll.
Ja, und in dem Hotel ist es auch bekannt, dass ich nur Obst zum Frühstück esse. Sarah kennt mich schon und kauft dann immer extra Obst für mich ein, wenn ich komme.
Diesmal war es aber so, dass ich mich schon vor über einem Monat angemeldet habe. Und als ich am ersten Morgen in den Frühstücksraum kam, war eine ganz neue Lady da, die ich noch nie gesehen hatte, Sarah war nicht da. Also dachte ich, hmmm, das wird wohl heute nichts mit meinem Obstfrühstück. Die Lady sagte nur 'good morning', als sie mich sah, nichts weiter, und verschwand in der Küche.
..... Und dann kam sie wieder aus der Küche raus, mit einer Obstschüssel in der Hand, nur für mich!! Und die war so liebevoll serviert - mit Banane, Äpfeln, Birnen, Trauben, Kiwis, und ein paar einzelnen Erdbeeren und Heidelbeeren darauf verstreut .... ich war so gerührt und sagte nur immer wieder, 'you're SO sweet, thank you so much!!' *schluck*
Ist das nicht einfach nur riesig lieb? *freu*
(Ich muss noch dazusagen, dass das 'normale' Frühstück dort aus Eiern, Speck und Würstchen besteht!! *örgs*)

Und dann am Abend, frisch von unserem Lieblingskoch zubereitet: Ein köstlicher, leicht scharfer Bohnensalat mit ganz viel Grünzeug drin und Kirschtomaten, dazu einen Teller diverser Gemüse. Einfach nur lecker.
Und der Koch ist ein ganz junger, total schüchterner typischer Engländer mit Sommersprossen und roten Haaren. Der war soooo verlegen, als Charly und ich ihm das letzte Mal gesagt haben, wie toll sein veganes Essen ist. Absolut putzig.

Und dann der Abend in Eindhoven - Chef und ich sind einfach nur ins erstbeste Restaurant rein, weil wir einfach nur viel zu müde waren, um lange rumzusuchen, und ich habe eigentlich gar nichts erwartet ausser vielleicht ein paar Salatblättern. Und dann wurde daraus schon wieder das perfekte Dinner für mich. Irre. Ich war mal wieder hin und weg, wie sich die Leute auf den Kopf stellen, wenn man ihnen sagt, dass man vegan ist.
Ich habe denen also erklärt, dass ich vegan bin und was ich alles nicht esse. Und dann waren die sooo lieb und haben sich so bemüht, mir was Schönes zu machen. Mein Chef war schon ganz eifersüchtig auf die ganze Aufmerksamkeit, die ich bekommen hab, und da hab ich zu ihm gesagt, tja, dann musst du halt auch vegan werden ;-))
Gegessen hab ich dann ganz viele frische Gemüse aus dem Wok, mit Kokosmilch und Reis. Das war SOO gut!! Stand nicht auf der Karte, wohlgemerkt, das haben die extra für mich gemacht.
Sie sind auch immer wieder hergekommen und haben gefragt, ob alles ok ist. Das war mein bisher erstes Essen in den Niederlanden überhaupt - und mein Eindruck ist nur positiv!!

Der nächste Abend in Hamburg war dann nicht sooo toll essensmässig, aber ok. Wir haben im Hotelrestaurant gegessen, und dort gab es u.a. ein Büffet mit einem netten Bohnensalat, und ganz viel Gemüse. Das hat allerdings verdächtig geglänzt, und ich habe mich erkundigt, ob an dem Gemüse Butter dran ist. Diese Frage wurde bejaht, und ich dachte, oh sch...., was mach ich denn jetzt. Aber schon wurde mir angeboten, extra für mich neues Gemüse zuzubereiten, ohne Butter, das habe ich natürlich gerne angenommen. Das war dann zwar nicht sooo lecker, aber es war ok und vor allem auch wieder sehr nett wegen der Extramühe.

Ja, und dann der krönende Abschluss, der Abend im La Mano Verde in Berlin. Irre. Wahnsinn. Ein einmaliges superedles Ambiente, 100% vegan, und dazu ist alles frisch zubereitet und bio.
Schaut euch einfach mal die Speisekarte an, mehr muss ich gar nicht sagen, es war göttlich.
Ich habe den Green Papaya Salad, das Pineapple Boat und als Nachspeise die Raspberry Cream gegessen.
Und die Kellner sind dort auch alle vegan. Ein rundum tolles Erlebnis war das.
Übrigens hat mein Chef am Ende dieses Festmenüs gesagt, dass er sich jetzt echt vornimmt, Vegetarier zu werden und vielleicht maximal einmal die Woche Fleisch zu essen. Vegan könne er nicht, aber nach allem, was er von mir in der Woche mitgekriegt hat, findet er es toll und versteht immer besser, dass ich das mache.
Den kriegma noch ;-))

Fazit: Vegansein ist gar nicht so schwer, wie man immer glaubt, auch auf Reisen nicht! :o)

10 Kommentare:

Cecile hat gesagt…

Das war aber eine ganz schön stressige Woche... was man bei der Erzählung gar nicht mitkriegt! Power on für Verganer wie es scheint!!! :)

Pienznaeschen hat gesagt…

Uff, was für ein Pensum und bestimmt auch stressig und trotzdem liest es sich für mich, als hättest Du den Stress und die Reiserei genossen.

Wow, ich stelle es mir vegan essen zu gehen um einiges schwere vor als Du es erlebst - es fasziniert mich wie zuvorkommend und hilfsbereit die Menschen sind bzw. hätte ich dies nicht erwartet. Aber es ist auch immer eine Frage wie man in den Wald hinein ruft ;)

Hase hat gesagt…

@ Cécile, ja, es war stressig, aber auch nett - es ist doch schön, in der Welt rumzukommen :)

@ Julia, genau so ist es - wie man in den Wald hineinruft, so kommt es zurück. Und: wenn ich auswärts essen gehe, erwarte ich prinzipiell erstmal gar nichts Besonderes - und werde somit immer wieder positiv überrascht ;-)

Anonym hat gesagt…

Wow - Schatz, ich habe den anderen blog gelesen und die Bilder angeguckt, das ist ja wirklich irre toll da. Naja, ist halt Berlin!
Ein bißchen beneide ich dich, wie du in der Welt rumkommst, aber nur ein kleines bißchen, du weißt schon......
Deine Mama

GRAS.GRUEN hat gesagt…

Vegan reisen - das empfand ich persönlich (gerade in Südtirol) als total schwierig. - Ehrlich gesagt, hab ich einfach mal ne Vegan-Pause für 4 Tage eingelegt. Gut, ich hatte eh nicht vor absolut vegan zu leben, sondern nur "die meiste zeit" - aus gesundheitlichen Gründen. Außer ein Tomatenbrot hätte ich auf den Hütten beim Wandern nix veganes bekommen. Bie der Pizzeria gings dann schon einfacher. Genau so ergehts mir in meiner Lieblingswirtschaft einer Dorfkneipe um die Ecke - Tomatenbrot;-)) auch hier die einzige Alternative. In größeren STädten schauts dann schon anders aus - hier im fränkischen ist das eine echte challange was zu finden.

Hase hat gesagt…

Ja, Geli, ich weiss schon, was du meinst. Natürlich kann man unterwegs immer auch Pech haben, vor allem, wenn es 'zünftige Brotzeiten' gibt.... aber das ist sowieso absolut überhaupt nicht mehr mein Ding, ich esse sowieso kaum noch Brot.
Ich habe auch für solche Notfälle immer irgendetwas dabei, meist Studentenfutter. Das ist gesund und sättigt prima.

Charly hat gesagt…

Ich kenn zwei Lokalitäten, wo gar nix geht. Absolut nix.
Die Mooshütte und eine Kneipe in Kaufbeuren, wo es wirklich nur Presssack (Gehts ekelhafter?) Schlachtplatte (Es geht ekelhafter)
Und lauter so deftiger Müll aufgefahren wird. Es gibt nicht mal einen Salat.
Aber sonst, wenn man den Kellner drauf hinweist, was man nicht essen kann, dann wird doch meist vom Koch einiges in die Wege geleitet. Ich habs ja schon mal gesagt, ich hab selber gekocht und sowas gefällt einem Koch einfach, wenn er abseits der Karte sich mal richtig austoben kann.

Anonym hat gesagt…

Was für eine Woche - beruflicher Reisestress gepaart mit kulinarischen Entdeckungsreisen! Ich finde es großartig, wie du offenbar mit der nötigen Mischung aus Freundlichkeit und Selbstbewusstsein dafür sorgst, dass du bekommst was du brauchst und möchtest. Und dass du das eben nicht als selbstverständlich hinnimmst ("Ich bin Gast, also sollen die sich gefälligst auf mich einstellen!), sondern das ehrlich und wirklich zu würdigen verstehst! Deine Reaktion ist bestimmt auch für die Köche eine tolle Motivation, sich richtig ins Zeug zu legen.

lg,
Anne

Hase hat gesagt…

Ach danke Anne, das ist lieb von dir!
Aber du hast schon recht - ich glaube wirklich, dass ich mit meiner Methode, lieber erstmal gar nichts zu erwarten und dann eigentlich immer positiv überrascht zu werden, ganz gut fahre.

Babsbara hat gesagt…

Bisschen spät - aber ich hab gerade gesehen, dass das "Mano verde" ja fast bei uns um die Ecke ist (also für Berliner Verhältnisse zumindest). Sobald ich mal wieder länger da bin, werde ich meinen Schatz direkt mal dahin einladen...

Liebe Grüße,
Babs