Dienstag, 22. April 2008

Ein letzter Ausflug nach Vézelay

Gestern sind Charly und ich nach Vézelay gefahren, wohl zum letzten Mal für eine längere Zeit. Ich kann nicht leugnen, dass mich das mit Wehmut erfüllt.
Den Bericht zu unserem Vézelay-Ausflug könnt ihr bei Charly nachlesen. Ich empfehle euch auch dringend, in das Youtube-Video reinzuklicken, das Charly in seinen Eintrag mit eingestellt hat. Einfach zum Ablachen und Wundern. Mit Vézelay hat das zwar nicht wirklich etwas zu tun, aber es hat bei uns in den letzten Tagen für extremste Lachanfälle gesorgt. Früher war eben doch nicht alles besser ;-)

Nun möchte ich hier die Fotos zu unserem letzten Burgundausflug von gestern liefern. Nur noch soviel dazu: solltet ihr einmal Urlaub im Burgund planen, dann besucht un-be-dingt Vézelay. Vézelay ist ein Muss. Vézelay ist der schönste Ort, den ich kenne. (Gleich danach kommt Semur en Auxois.)

















Und so sehen Sieger aus. Oder Charly, wenn er gerade einen Cache gefunden hat:





Den Bericht zu diesen Fotos gibt es wie gesagt hier.

Freitag, 18. April 2008

Bye Bye Burgund

Alles wird neu. Ich verlasse mein heißgeliebtes Burgund - aber es ist ja zum Glück nicht aus der Welt - und ziehe ins Elsass.
Neuer Job, neue Wohnung, neue Stadt, nämlich Colmar.
Es ist lustig: im November waren Charly und ich zusammen in Colmar und haben uns total in diese wunderschöne Stadt verliebt, und ich habe damals in meinem Blog geschrieben, dass wir genau da gerne wohnen möchten. Und schon wird es wahr. Das Schöne an Colmar ist ja, dass es definitiv noch in Frankreich ist (auch wenn die Straßen- und Ortsnamen im Elsass alles andere als französisch klingen), aber dass es gleichzeitig nur 15 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt ist, und nur knapp 50 Kilometer von meiner Ex-Heimat Freiburg im Breisgau. Und das Allgäu ist auch nicht mehr ganz so weit weg.
Ich kann mir also in Zukunft mein deutsches Müsli selber kaufen und muss nicht jedesmal Charly bitten, dass er seinen Kofferraum damit vollädt, wenn er kommt.
Nun werde ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge meine Burgund-Fotos aus meinem Blog nehmen und sie durch die paar wenigen Fotos, die ich bisher von Colmar gemacht habe, ersetzen. Aber bestimmt werden das ganz schnell viel mehr werden.
Rein wohnungsmäßig habe ich mich übrigens ein bisschen verbessert: ich ziehe vom Hasenstall in eine Hasensuite ;o)
Ich bin sehr gespannt auf alles, was jetzt kommen wird.

Dienstag, 8. April 2008

Von Plänen und dem Über-den-Haufen-Werfen derselben

Freiburg, 6. April 2008, 11 Uhr 05, Marathonstart.

Der Plan war gewesen, den Marathon mit einer Pace von genau 6 Minuten zu laufen, und somit eine neue Bestzeit von knapp unter 4 Stunden 15 Minuten zu schaffen und meine bisherige Bestzeit von 4 Stunden 24 Minuten zu verbessern.

Soviel zum Plan.

Ich laufe die ersten Kilometer konstant in einer Pace zwischen 5:30 und 5:45, werde jedesmal panisch, wenn ich auf meinen Forerunner schaue, und sage mir, Haaaase. Das ist zu schnell! Du wirst eingehen! Das kann nicht gutgehen!
Gleichzeitig schaffe ich es aber absolut nicht, Tempo rauszunehmen. Ich mag nicht. Ich will nicht. Es geht mir gut mit diesem Tempo! Wieso soll ich mich bewusst bremsen, wenn es mir doch gut geht?
Bei Kilometer 8 mache nehme ich dann eine ganz bewusste Planänderung vor, und ab jetzt tritt Plan B in Kraft.
Ich sage mir, ok, dann läufst du eben in diesem Tempo weiter und schaust, wie lange du das durchhältst. Und somit wirst du also endlich mal den Hammermann kennenlernen, diese Erfahrung muss schließlich jeder Marathoni irgendwann mal machen, warum also nicht heute, und das wird dann einfach nur die gerechte Strafe sein für deinen Übermut, und du kannst endlich mal mitreden.
Mir ist zu diesem Zeitpunkt sonnenklar, dass ich diese Pace nicht werde halten können, und ich muss mich die ganze Zeit fragen, wie es mir gehen wird, wenn die Pace zu schnell für mich werden wird. Werde ich gnadenlos eingehen und die zweite Hälfte des Marathons in einem 8er-Schnitt vor mich hinschlurfen, oder werde ich, auch wenn ich die 5:45 nicht halten kann, die 2. Hälfte zumindest mit dem ursprünglich geplanten 6er Schnitt laufen können und somit trotzdem eine schöne Bestzeit schaffen?
Wir werden sehen - das nicht zu wissen macht es spannend.
In der Zwischenzeit genieße ich den Lauf und die Stimmung in meiner schönen, mir so gut bekannten Ex-Heimat Freiburg. Die Zuschauer sind klasse und machen eine Bombenstimmung. Wir laufen u.a. mitten durch die Stadt, durch die Fußgängerzone (Vorsichtig Hasenpfoten, Kopfsteinpflaster!), und die schöne Dreisam entlang. Im Stadtteil Herdern ist die Stimmung richtig bombastisch, die Zuschauer tragen die Läufer mit ihrer Begeisterung richtiggehend durch die Straßen. Inzwischen bin ich bei Kilometer 17 angelangt, ich halte die Pace nach wie vor, klar, auf die Halbmarathondistanz kann ich diese Pace ja auch halten, das weiß ich schon, aber es ist eben noch so verdammt weit.
Zu diesem Zeitpunkt nehme ich mir vor, jetzt läufst du einfach mal genau so weiter bis Kilometer 21, dann hast du ja schon die Hälfte, dann ist es nur noch einmal so viel und dann schaust du mal, wie es weitergeht. Wenn es nicht mehr geht, läufst du langsamer, die neue Bestzeit schaffst du trotzdem!
Ich habe wieder einmal gemerkt, dass mir ein Marathon, der in zwei identischen Runden gelaufen wird, mental durchaus guttut, kurioserweise.
Ich laufe über die Halbmarathonmarke, mein Chip am Schuh macht piiieeep, die Zeit ist bei etwa zwei Stunden. Uff. Schnell. Wieder einmal wird mir angst und bange vor dem Hammermann, der bestimmt schon auf micht wartet. Aber da muss ich jetzt durch.
Ab Kilometer 23 läuft es dann nicht mehr so locker-flockig, es wird schwer. Die Beine werden schwer. Ich sage mir, ok, das war zu erwarten, aber jetzt darfst du ja langsamer werden, wenn ich jetzt immer noch den 6er-Schnitt durchhalte, hab ich dennoch eine wunderschöne neue Bestzeit. Soweit zum Plan. Aber jedesmal, wenn ich auf den Forerunner schaue, sehe ich nach wie vor konstant eine Pace von 5:45 bis 5:49, und jedesmal, wenn die Pace sich zu gefährlich der 6-Minuten-Marke nähert, geb ich wieder Gas. Ich will wohl einfach nicht langsamer werden, auch wenn es langsam wehtut?
Während der zweiten Runde ist zuschauermäßig noch mehr los, es kommen immer mehr aus ihren Löchern. Meine nächste Etappe im Kopf ist die 30-Kilometer-Marke, denn wenn ich erst einmal 30 Kilometer geschafft habe, kann ich mir sagen, jetzt sind es nur noch 12, und 12 Kilometer gehen immer - irgendwie. Die Pace bleibt bei unter 6, und ich staune. Bei Kilometer 28 kommt mir auf der anderen Seite der Abtrennung Charly entgegen, er ruft, "Haaaase!", hach, was freuen wir uns, uns zu sehen, stehenbleiben und küssen, soviel Zeit muss sein. Und weiter. Ich bin mittlerweile sehr viel am Überholen, ich ziehe an unzähligen anderen Läufern vorbei, das motiviert, und ich weiß nicht, ob das dazu beiträgt, dass ich die Pace nach wie vor halten kann. Es geht mir tatsächlich gut! Ich merke aber, dass mein Magen anfängt zu knurren, ich bekomme Hunger, also nehme ich mir vor, bei der nächsten Verpflegungsstelle ordentlich Brotzeit zu machen. Ich schnappe mir zwei halbe Bananen und zwei Müsliriegel und gönne mir eine ausführliche Gehpause, um zu essen. Soviel Zeit muss sein, mein Körper braucht Treibstoff. Als ich sehe, dass meine Pace bei über 8 Minuten angelangt ist, werde ich aber doch nervös und laufe wieder an. Aua, das Wieder-Anlaufen nach einer Gehpause bei Kilometer 32, das tut weh. Also, Hase, keine Gehpausen mehr machen ab jetzt, ganz einfach.
Ab Kilometer 32 betreibe ich, wie jedesmal beim Marathon, mein Lieblingsspiel. Ich rechne mir aus, mit welcher Endzeit ich ins Ziel komme, wenn ich ab jetzt jeden Kilometer in einer 7-Minuten-Pace laufe. Natürlich laufe ich im Wettkampf nie im 7er-Schnitt, wenn ich es vermeiden kann. Trotzdem ist diese Art Rechnung einfach ungemein beruhigend, so rein mental. Meine Rechnung ergibt also, dass ich heute selbst dann noch Bestzeit laufe, wenn ich ab jetzt im 7er-Schnitt laufe, und ich entspanne mich - und bleibe bei meiner Sub-6-Pace.
Ab Kilometer 35 frage ich mich dann ernsthaft, wo er denn bleibt, der Hammermann - lerne ich ihn heute etwa schon wieder nicht kennen? Warum mag er mich nicht? Bin ich nicht sein Typ? Na dann eben nicht, selber schuld.
Die letzten Kilometer sind zäh, natürlich sind meine Beine schwer und es reicht mir, aber es geht mir trotzdem immer noch gut. Ich kann immer noch genauso weiterlaufen. Ganz heimlich träume ich mittlerweile von einer Zeit von unter 4:10. Mei, das wäre ja ein Traum, mehr als ich mir jemals zugetraut hätte. Den allerletzten Kilometer geht es sanft bergab, das ist superangenehm, und es läuft noch einmal wie von selbst, ich freue mich unheimlich aufs Ziel und auf Charly. Als ich über die Zielmatte laufe, steht Charly nicht sehr weit dahinter und wartet auf mich, und ich falle in seine Arme und - was sonst - heule hemmungslos los. Ich bin absolut überwältigt und kann micht gar nicht beruhigen, ich bin soooo happy über diesen für mich perfekten Marathon. Charly hält mich fest und sagt, "ja Hase, wie bist denn du drauf? Was legst du denn da für Zeiten hin?" Meine Bruttozeit ist tatsächlich bei 4:04:59. Das ist schlicht und einfach unfassbar. Ich glaube es nicht. Ich bin in diesem Moment der glücklichste Hase der Welt!
Ich humpele mit Charly im Arm Richtung Medaillenvergabe, Charly sagt zu der Dame, die den Läufern die Medaillen umhängt, dass er das bei mir gerne übernehmen möchte, weil er so stolz auf mich ist. Und ich komme trotz aller Schmerzen, die jetzt einsetzen, aus dem Grinsen nicht mehr heraus.
Als wir Richtung Kleiderbeutelabgabe weiterhumpeln, durchfährt mich auf einmal ein Gedanke wie der Blitz. Ich halte Charly am Arm fest, schaue ihn entsetzt an und sage zu ihm, "oh nein, das kommt mir ja jetzt erst. Charly. Hiiilfe. Jetzt muss ich ja versuchen, die 4 Stunden zu knacken, oder?" Charly grinst nur und sagt, "ja klar!"
Meine Nettozeit habe ich erst gestern abend erfahren: 4:04:12. Das entspricht einer Durchschnittspace von 5:47. Auch jetzt noch, wenn ich mir diese Zahlen so anschaue, kann ich es nicht wirklich glauben, dass ich es bin, die diese Zeit gelaufen ist.
Und was meinen ursprünglichen Plan A angeht, nämlich auszuprobieren, ob ich einen Sechserschnitt über 42 Kilometer durchhalten kann, so kann ich dieses Ziel wohl getrost als geschafft abhaken.
Ich bin der glücklichste Hase der Welt!

Charly ist auch auf Bestzeit gelaufen, ich verrate euch aber noch nichts von seiner Zeit, das hat er in seinem Blog selber erzählt. Link links oben.